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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod
Autoren: Carter Brown
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betrübt den Mund. »Ich habe Sex seit meinem fünfzehnten Lebensjahr
einfach komplett aufgeben müssen .«
    »Das muß Ihnen schwergefallen
sein«, sagte ich mitfühlend.
    »Es fällt mir immer schwerer !« Sie lächelte plötzlich. »Aber demnächst werde ich mich
für sechs Monate zurückziehen, ein Team starker Männer anheuern und mit ihnen zusammen
auf einer einsamen Insel leben .« Ihre Schultern sanken
plötzlich herab. »Was wetten Sie, daß ich nicht mit einer ganzen neuen Gruppe
von Ballettänzern zurückkomme ?«
    »Es tut mir leid, es erwähnen
zu müssen«, sagte ich höflich, »aber ich bin mit einer ganzen Reihe neuer
Fragen hierher zurückgekommen .«
    »Die Pflicht ruft, und Al, der
Polyp, ist zur Stelle !« Sie nickte ernsthaft. »Gehen
Sie hinauf, oder bleiben Sie unten ?«
    »Hinauf«, sagte ich.
    »Dann sehe ich Sie später noch.
Leben Sie wohl, Wheeler .«
    Sie wandte sich mit einer
prachtvollen Pirouette von mir ab und rannte dann leichtfüßig den Korridor
entlang zum Wohnzimmer zurück. Ich beobachtete das elastische Wippen ihres
kleinen runden Hinterteils, bis sie verschwunden war und stieg dann bedauernd
die Treppe empor, wobei ich mich noch immer fragte, ob die kesse Bemerkung, sie
habe Sex mit fünfzehn aufgegeben, nur ein Witz gewesen war oder ob sie es ernst
gemeint hatte. Wenn letzteres der Fall war, so hätte es gesetzlich verboten
werden müssen.
    Ich klopfte zweimal an die Tür
zu Cissie St. Jeromes Zimmer, ohne eine Antwort zu
erhalten, dachte dann, der Teufel soll’s holen und marschierte einfach hinein.
Der sybaritische Raum sah etwa so aus wie in der
vergangenen Nacht, abgesehen davon, daß das Tageslicht im Vergleich zu dem
violett gefärbten Fieber, an das ich mich so gut erinnerte, die Temperatur
erheblich abkühlte.
    Die Sybaritin selbst wandte
sich, als sie meine Schritte hörte, vom Fenster ab und mir zu. Ihr
messingblondes Haar wirbelte wieder in dieser gleichsam atemlosen Wabenfrisur
um ihren Kopf und wurde von einem grünen Schildpattkamm zusammengehalten. Cissie trug eine Plisseebluse aus grüner und gelber Seide
und dazu grüne Seidenhosen. Ihre gesamte Kleidung war eine Orgie von
schimmernden Farben und sinnlich sich um ihre üppigen Rundungen schmiegende
Seide. Ihr Anblick hätte mir innerlich förmlich einen Schlag versetzen sollen,
aber dem war nicht so. Irgendwie hatte sie ihren spontanen Reiz für mich
verloren, und der erste Eindruck war nur noch oberflächlich. Ich merkte
plötzlich, daß ich mich auf die kleinen Details konzentrierte, wie zum Beispiel
darauf, daß ihre runden Wangen ihren Schimmer von ungezügelter Vitalität
verloren hatten und ihre kobaltblauen Augen leblos und trübe waren.
    »Glaub bloß nicht, daß dir die
vergangene Nacht irgendwelche besonderen Privilegien einräumt«, sagte sie in
eisigem Ton. »Das nächste Mal klopfe an und warte draußen, bis ich
>herein< rufe .«
    »Ich habe diesmal angeklopft, Cissie , zweimal sogar«, sagte ich.
    »Dann habe ich es vielleicht
überhört«, sagte sie mürrisch. »Was willst du übrigens ?«
    »Mit dir reden«, sagte ich.
»Fragen stellen wie ein Lieutenant mit dem bewußten Stück Blech in der Tasche,
das ihn als Gesetzeshüter ausweist .«
    »Wie trübsinnig!«
    Sie ging auf das riesige Bett
zu und warf sich auf die schwarzseidenen Bettlaken. Dann legte sie den Kopf in
die zusammengefalteten Hände und starrte mit ausdruckslosen Augen zur Decke
empor. Ich zog den vor dem Toilettentisch stehenden Stuhl heran, stellte ihn
neben das Bett, setzte mich rittlings darauf, stützte die Arme auf seine hohe
Lehne und starrte auf sie hinunter.
    »Es war ein wundervolles Bild«,
sagte ich versonnen. »Er starb an einer Herzattacke, während er sich mit einer
importierten Bauchtänzerin amüsierte! Und diese herrliche Idee mit dem Doktor,
der >unter peinlichen Umständen< sagte! Aber das Ganze war zu schön, um
wahr zu sein, nicht ?«
    »Es hätte wahr sein können«,
sagte sie kalt. »Mein Vater hätte ganz leicht auf diese Weise sterben können,
es war der reine Zufall, daß es nicht so war .«
    »Die Umstände waren explosiv,
nicht peinlich«, sagte ich mitfühlend. »Ein unglücklicher Zufall, nur die
Versicherungsdetektive mit ihren widerlichen Gemütern versuchten nachzuweisen,
es sei Selbstmord gewesen, weil er kurz vor dem finanziellen Ruin stand. Sie
fanden, sein Tod sei ein wenig zu gelegen gekommen, eine zu perfekte Weise, für
seine Tochter zu sorgen, wenn sie die Versicherungssumme ausbezahlt
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