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Al Wheeler und das Callgirl

Al Wheeler und das Callgirl

Titel: Al Wheeler und das Callgirl
Autoren: Carter Brown
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dann hörte ich Lavers ’
Grunzen. Etwas anderes war es nicht.
    »Kann mich vielleicht der
Idiot, der mich mit der lokalen Schweinezucht verbunden hat, statt dessen mit
dem County-Sheriff verbinden ?« zischte ich.
    »Hier spricht Lavers «, zischte er zurück.
    »Wheeler hier«, sagte ich. »Ich
brauche den Streifenbeamten Stevens dringend, und zwar sofort .«
    »Unmöglich! Wir haben bei der
Nachtschicht sowieso einen Mann zuwenig .«
    »Warum springen Sie dann nicht
ein ?« fragte ich kalt.
    Ich hielt den Hörer von meinem
Ohr weg, bis die dinosaurierartigen Trompetentöne endlich verstummten. »Sheriff ?« sagte ich ruhig.
    »Sind Sie noch immer da,
Wheeler ?« brüllte er. »Ich habe bereits nein gesagt !«
    »Was haben Sie vor, Sheriff ?« erkundigte ich mich in seidenweichem Ton. »Wollen Sie
vielleicht, daß ich einen persönlichen Groll gegen Sie hege — oder so was ?«
    Eine spannungsgeladene Stille
entstand, die mindestens fünf Sekunden andauerte, dann drang seine Stimme
wieder durchs Telefon, voll freundschaftlicher Wärme zwischen zwei Männern.
»Entschuldigung, Lieutenant. Wir müssen vorhin eine Störung in der Leitung
gehabt haben, denn ich habe Sie nicht sehr gut verstanden. Sie brauchen
dringend Stevens — nehmen Sie ihn mit !«
    »Vielen Dank, Sheriff«, sagte
ich höflich und legte vielleicht eine Spur zu schnell auf, denn meiner Ansicht
nach war er im Begriff, mir vier Streifenwagen
anzubieten und die Nationalgarde dazu.
    Ich sah zu, wie die beiden
Kingsleys zehn Minuten später mit steinernen Gesichtern in den Streifenwagen
geschoben wurden, gefolgt von dem noch immer schluchzenden Walter Tyler.
Nachdem sie verschwunden waren, kehrte ich an die Bar in der Nische zurück und
trank mein Glas leer. Dann knipste ich beim Hinausgehen alle Lichter aus, wie
das von einem guten Polizeibeamten erwartet wird, verschloß die Eingangstür und
steckte den Hausschlüssel in die Tasche. Wem immer das Haus gehörte, man konnte
nur hoffen, daß er seine Miete im voraus bekommen
hatte.

9
     
    Es war gerade elf Uhr dreißig,
als ich Stevens in Hillside auf las und dann drei
Häuserblocks weit zur nächsten Bar fuhr. Ich bestellte meinen üblichen Drink,
und er sagte, er würde ein Bier trinken, sofern es okay sei, wenn er im Dienst
Alkohol zu sich nähme. Er sah aus, als wäre er soeben einer vierfarbigen
Modereklame in einer der besseren Zeitschriften für den Herrn entstiegen, in
der Befürchtung, die Gesellschaft, in der er sich dort aufgehalten hatte, könne
seinen Anzug beschmutzen. Er irritierte mich.
    »Sie haben recht«, sagte ich,
als ich meiner Stimme wieder trauen konnte. »Ein Streifenbeamter, der während
des Dienstes Bier trinkt, ist eindeutig privilegiert .«
    »Und wie steht es mit einem
Lieutenant, der während des Dienstes Scotch trinkt ?« erkundigte er sich unschuldig.
    »Wenn Sie dann mal Lieutenant
sind, können Sie die Frage erneut stellen«, antwortete ich.
    »Ich dachte, es handle sich — so
wie Sie sich am Telefon anhörten — um einen wirklich dringenden Auftrag, um
eine Sache auf Leben und Tod, so à la >Nichts wie hin, sonst sprengen sie
den Pulverturm in die Luft<, Lieutenant.«
    »Ich wollte Sie nur über einige
Details aufklären«, sagte ich. »Wir haben gute Nachrichten. Die Mörder von
Shirley Lucas sind auf Nummer Sicher. Das wird die verschiedenartigsten
Reaktionen hervorrufen, und wenn wir die Namen erwähnen, dürften einige dieser
Reaktionen beobachtenswert sein .«
    Er scharrte unruhig mit den
Füßen. »Nichts für ungut, Lieutenant —«
    »Jedesmal, wenn Sie das sagen«,
krächzte ich, »weiß ich, daß Sie im Begriff sind, mich zu beleidigen .«
    »Es ist nur so — Sie reden wie
ein Fernsehregisseur, der seine nächste Szene vorbereitet .«
    »Was ist daran auszusetzen ?«
    »Ich weiß nicht .« Er zuckte mit den breiten Schultern. »Es ist wahrscheinlich
nur einfach anders, als ich es mir vorgestellt habe .«
    »Was wollen Sie denn? Ma Barker
und ihre Jungens, Maschinenpistolen, die den ganzen Tag lang die Straße auf und
ab knattern ?«
    Er grinste. »Okay, Lieutenant.«
    »Wenn Sie bereit sind, es so zu
nehmen, wie es kommt, soll es mir recht sein«, sagte ich. »Vielleicht liegt das
Ganze nur an meinem tief im Unbewußten schlummernden
Verlangen, in einer Fernsehserie Regie zu führen; vielleicht treibt mich das
dazu, zuerst zu reden und hinterher nichts zu tun.«
    Er leerte sein Glas mit einem
einzigen gigantischen Schluck. »Gehen wir, Lieutenant
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