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Akte X

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Skin
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unerschrockene Miene auf und nickte. Der Sanitäter wandte sich um und ging zurück zu der zweiflügeligen Eingangstür. Sein Kollege nickte Alger kurz zu, ehe er ebenfalls hinausging. Von nun an lag der Patient in Händen der beiden Assistenzärzte. Alger sah sich rasch nach dem Duke um, der sich auf der anderen Seite der Notaufnahme über einen Patienten beugte, und knirschte mit den Zähnen. Er war unerfahren, sicher, aber er war durchaus imstande, diese Situation zu meistern.
    »Also gut, fangen wir mit den Grundlagen an. Luftwege, Atmung, Herztätigkeit.«
    Ihm war bewusst, dass er in den Ohren der erfahrenen Krankenschwester wie ein kompletter Idiot klang, doch er musste mit dem beginnen, was er wirklich beherrschte - und das war das kleine Einmaleins der Medizin. Er beobachtete das gleichmäßige Auf und Ab der Brust des Patienten. Crow hatte gute Arbeit geleistet, als er dem Mann den Intubationsschlauch eingeführt hatte. Nun wandte er sich dem EKG, dem Herzmonitor zu. Aufmerksam fixierte er den Bildschirm auf dem hüfthohen Gerätewagen.
    »Heilige Scheiße«, flüsterte er.
    Crow folgte seinem Blick, und seine Augen weiteten sich vor Schreck. Auf dem Bildschirm herrschte ein Chaos hektisch ausschlagender grüner Linien. »Er liegt völlig außerhalb der Norm! Das sieht aus, als würde sein Herz Purzelbäume schlagen. Ist das Herzflimmern?«
    Alger starrte auf den Bildschirm und schüttelte dann den Kopf. Der Mann war noch nicht in Gefahr, einen Herzstillstand zu erleiden, aber er war nahe dran. Alger hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. In der einen Sekunde zeigte der Monitor eine gleichmäßige Kurve, in der nächsten plötzlich lange Sprünge. Eine Sekunde lang erschien ein normaler Sinusrhythmus, und in der nächsten hüpfte die Linie durch eine ganze Kombination erschreckender Arrhythmien. Für Alger stand außer Zweifel, dass die Sanitäter, hätten sie dieses bizarre EKG bereits im Krankenwagen gesehen, den Patienten keinesfalls zwei Assistenzärzten anvertraut hätten. Sie hätten ihn direkt zum Chefarzt gebracht.
    Alger wandte sich wieder dem Patienten zu. Der Mann war immer noch bewusstlos und lag reglos auf der Trage, und doch konnte der junge Arzt das krampfartige Zucken unter der Haut erkennen. Seine Muskeln schienen im Rhythmus der EKG-Anzeige auf dem Monitor zu vibrieren. Hier ging ohne jeden Zweifel etwas Sonderbares vor. »Jesus, das sieht nicht gut aus. Wie ist sein Blutdruck?«
    Maria Gomez blickte von dem Blutdruckmeßgerät am rechten Arm des Mannes auf. »Zweihundertzwanzig zu neunzig.«
     
    »Was?«
     
    Die Schwester wiederholte die Messung. Ein wenig blaß, zuckte sie mit den Schultern. »Zweihundertzwanzig zu neunzig.«
    Alger hustete. Sein Magen rebellierte. Zweihundertzwanzig zu neunzig war ein extrem hoher Wert. Zusammen mit dem ungleichmäßigen Herzschlag, war das ein Alarmsignal. Der gesamte Kreislauf des Mannes war in Unordnung geraten, und sein Herz war völlig überreizt.
    »Akutes Herzversagen?« fragte Crow versuchsweise. »Vielleicht eine Lungenembolie?«
    Alger schüttelte den Kopf. Das EKG sah weder nach Herzversagen noch nach einer Embolie aus. Verunsichert rieb er sich den Schweiß aus den Augen. Nur ruhig. Konzentrier dich! Die Befunde waren rätselhaft, aber das war schließlich das Aufregende an der Notaufnahme; Rätsel zu lösen gehörte zum Job. »Also gut, wir brauchen ein Blutbild und eine . . .«
    »Der Blutdruck steigt«, fiel ihm Gomez ins Wort. »Zweihundertdreißig zu neunzig!«
    Mist. Wie konnte dieser Blutdruck noch weiter ansteigen. Er lag jetzt schon weit außerhalb jeglicher Norm. Aufregend oder nicht, es war Zeit, den Duke zu rufen.
    Das Herz dieses Patienten konnte jeden Moment stehen bleiben. Alger wollte gerade quer durch die Notaufnahme nach dem Chefarzt rufen, als Crow plötzlich brüllte: »Das ist jetzt aber ein Flimmern! Das ist definitiv ein Flimmern.«
    Erneut wirbelte Alger um die eigene Achse und starrte auf den Monitor. Die leuchtenden, grünen Linien beschrieben vollkommen unregelmäßige, hektische Kurven, ein sicheres Anzeichen für ein Kammerflimmern. Das Herz des Patienten reagierte auf völlig wahllose elektrische Impulse und war nicht mehr in der Lage, Blut durch den Rest seines Körpers zu pumpen. Mit anderen Worten: Der Patient starb, und er starb schnell.
    »Blutdruck fällt!« rief Gomez. »Er bricht zusammen!«
    Alger stürzte sich auf den Gerätewagen, während Crow Unterstützung herbeirief. Normalerweise wären Ärzte
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