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Akte X

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Seilbahn zu den Sternen
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Zeitungsberichte und ein großes Plakat. Überall herrschte ein wirres Durcheinander. Mulder saß an seinem Schreibtisch vor dem Computer, seine Finger huschten über die Tastatur.
    Er beendete seine Arbeit und beugte sich vor, um das Geschriebene zu lesen. Der Text schien in Ordnung zu sein. Er schaltete den Drucker an und lauschte dem leisen Brummen, bis das Schriftstück in den Auffangkorb fiel. Er hob es hoch und hielt es gegen das Licht. Das Schriftbild war sauber. Seine Lippen bewegten sich lautlos, während er den kurzen Text noch einmal las.
    »An Assistant Director Walter Skinner. Bitte nehmen Sie meine Kündigung beim Federal Bureau of Investigation mit sofortiger Wirkung zur Kenntnis.«
     
    Er seufzte, legte den Brief auf den Schreibtisch und unterzeichnete ihn. »Hochachtungsvoll, Fox Mulder.«
    Dann starrte er lange Zeit auf seinen Namen. Seine Schultern sanken kraftlos herab. Er hörte immer noch die spöttische Stimme des Cigarette Smoking Man. Seine Gedanken überschlugen sich, Gedanken an Duane Barry, Scully...
    Er konnte die Vorstellung, versagt zu haben, nicht länger ertragen. Es wurde Zeit, Konsequenzen zu ziehen.
     
    Zeit zu gehen.

8
    Obwohl draußen die Sonne schien, war es in Mulders Büro dämmrig. Das Halbdunkel erschien ihm der Situation angemessen. Es paßte zu seiner düsteren Stimmung.
    Mulder stand in einer Ecke seines Büros und betrachtete nachdenklich ein altmodisches Messingmikroskop. Neben dem Mikroskop war ein Poster an die Wand geheftet. Es zeigte ein UFO, das inmitten eines strahlenden Lichts über einer bewaldeten Berglandschaft schwebte. Am unteren Rand des Posters standen vier Worte in großen, weißen Blockbuchstaben: I WANT TO BELIEVE.
    Der vertraute Anblick spendete ihm ebensowenig Trost wie die Nacht zuvor das Schreiben seiner Kündigung.
    Er ergriff das Mikroskop, drehte sich um und trug es zu einem großen Karton, der auf seinem Arbeitstisch stand. Der Karton war noch nicht voll, aber das würde sich schon bald ändern. Vorsichtig verstaute er das Mikroskop und blickte auf, als er wahrnahm, daß sich der Knauf der geschlossenen Bürotür drehte, ohne daß jemand angeklopft hätte.
    Die Tür öffnete sich, und das Licht aus dem Korridor beleuchtete Assistant Director Skinners breite Schultern. Skinner blieb einen Moment lang in der Tür stehen, bevor er das Büro betrat. Er trug keine Jacke, sein Hemd war makellos weiß, der Krawattenknoten mit penibler Sorgfalt gebunden. Die Art, wie er sich umsah, ließ vermuten, daß er eigene Erinnerungen mit diesem kleinen, abgelegenen Büroraum verband.
    Er nickte Mulder zu. »Als ich damals beim FBI angefangen habe, stand hier noch der Kopierer.«
    »Dann ist der Raum wenigstens damals sinnvoll genutzt worden«, erwiderte Mulder. Er wandte Skinner den Rücken zu, ergriff einen Stapel Bücher und ging damit zu dem Karton hinüber. Seine Haltung verriet unmißverständlich, daß er in Ruhe gelassen werden wollte.
    Skinner baute sich Mulder gegenüber auf. Er zog ein Blatt Papier hervor, riß es in der Mitte durch, legte die Hälften zusammen und zerriß sie noch zweimal, als sei der Inhalt des Schreibens eine persönliche Beleidigung. Dann hob er die Fetzen hoch und sah Mulder an. »Ihre Kündigung ist inakzeptabel«, erklärte er und ließ die Papierfetzen auf den Tisch fallen.
    Mulder verharrte reglos. Skinner schüttelte den Kopf.
     
    »Ich weiß, daß Sie sich die Schuld für Agent Scullys Lage geben, aber ich werde nicht akzeptieren, daß Sie sich durch Ihre Kündigung dafür selbst bestrafen.«
    Mulder betrachtete ihn mit ausdrucksloser Miene und fuhr dann fort, die Bücher in dem Karton zu verstauen. »All die forensischen Untersuchungen, die Zeugenbefragungen und Ermittlungen vor Ort«, begann er nach einer Weile, »und ich weiß immer noch nicht, was passiert ist. Scully zu verlieren... meine Selbstachtung... ich verabscheue das, was aus mir geworden ist.«
    Er starrte Skinner an, dann drehte er sich um. Er wollte es endlich hinter sich bringen.
    Skinner ging langsam in Mulders Büro hin und her. Er begutachtete Plakate und Papiere, aber es war unverkennbar, daß er mit den Gedanken woanders war. Nach einer Weile wandte er sich wieder Mulder zu. »Als ich achtzehn Jahre alt war, bin ich nach Vietnam gegangen. Ich wurde nicht eingezogen, Agent Mulder. Ich habe mich an meinem achtzehnten Geburtstag freiwillig zu den Marines gemeldet.«
    Auf den ersten Blick schienen seine Worte nichts mit dieser Situation zu tun zu haben,
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