Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Akte X

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Ruinen
Vom Netzwerk:
sein?
    »Hey!«
    Plötzlich vernahm sie Geräusche hinter sich – Schritte, die aus der Richtung der tiefen Opfer-Cenote an der Rückseite der Pyramide kamen. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und lächelte. Ihre Teamkameraden waren zurückgekommen.
    Doch dann tauchten die schattenhaften Silhouetten fremder Männer auf – offenkundig keine Mitglieder ihres Teams. Im trüben Dämmerlicht konnte Cassandra ihre Gesichtszüge kaum erkennen, aber es war nicht zu übersehen, daß sie Waffen trugen. Gewehre.
    Und die Männer zielten auf sie.
     
    Einer von ihnen sprach sie auf Englisch mit starkem Akzent an. »Sie werden mit uns kommen, Señorita.«
    »Wer sind Sie?« fragte Cassandra schneidend. Wut flammte in ihr auf und ließ ihren gesunden Menschenverstand verstummen. Sie umklammerte ihre Taschenlampe wie eine Keule. »Wo ist mein Team? Wir sind amerikanische Bürger. Wie können Sie es wagen...«
    Einer der Männer riß sein Gewehr hoch und feuerte. Die Kugel prallte von einem Steinquader ab, kaum fünfzehn Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Eine Fontäne nadelspitzer Steinsplitter prasselte gegen ihre Wange, während sie für einen Moment reflexartig die Augen schloß – um dann um so schneller zu reagieren.
    Mit einem Aufschrei rannte sie zurück in den Tempel, suchte Zuflucht in der jahrtausendealten Finsternis. Als sie den langen Gang entlanglief, ertönte von draußen lautes Gebrüll in spanischer Sprache. Wütende Flüche. Weitere Schüsse. Barmherzige Verwirrung.
    Das Herz schlug ihr bis zum Halse, doch sie vergeudete keine Energie mit sinnlosen Überlegungen, wer diese Männer sein mochten und was sie von den Archäologen wollten. Noch weniger wagte sie darüber nachzudenken, was sie vielleicht schon mit Cait, John, Christopher... und Kelly gemacht hatten. Damit würde sie sich später befassen – falls sie überlebte.
    Sie warf einen hastigen Blick über die Schulter und sah, wie die Männer am Eingang des Tempels auftauchten und miteinander debattierten. Einer der Verfolger versetzte einem anderen einen Stoß und schüttelte dann drohend die Faust. Weitere Rufe auf Spanisch.
    Cassandra hetzte um eine scharfe Biegung. Der Strahl ihrer Lampe tanzte vor ihr her. Sie hatte vergessen, sie auszuschalten, als sie aus der Pyramide gekommen war... Vielleicht hatten die mörderischen Fremden keine eigenen Lampen, doch sie konnten den Widerschein ihres Lichtstrahls an den steinernen Wänden für sich nutzen. Rasch schaltete sie die Lampe aus und stolperte blind weiter.
    Hinter ihr wurde wieder geschossen. Die Projektile prallten an den Pyramidenwänden ab und heulten ihr schrilles Todeslied. Es waren keine gut plazierten Schüsse, doch ein unglücklicher Querschläger konnte ihr Ende bedeuten.
    Cassandra blieb keine Wahl, als weiter blindlings in die dunklen, labyrinthischen Gänge hineinzurennen, immer tiefer in das kaum erforschte Pyramideninnere. Sie bog um eine Ecke, dann um eine weitere, bevor sie es endlich wagte, ihre Taschenlampe wieder einzuschalten. Immer noch hörte sie die Geräusche der lärmenden Verfolger hinter sich. Als sie sich einmal kurz umwandte, sah sie flackernde, orangefarbene Lichtreflexe an den Wänden und erriet, daß die Männer sich wohl mit Streichhölzern und Feuerzeugen behalfen.
    Die Vorteile waren auf Cassandras Seite – vorläufig. Sie war schon einmal hier unten gewesen, sie hatte eine Taschenlampe, und sie hatte eine vage Vorstellung, wohin sie wollte: zurück ins Zentrum der Pyramide.
    Doch von dort ging es nicht weiter...
Wenn sie noch tiefer in das Labyrinth floh, würde sie nur noch fester in der Falle sitzen. Sie mußte nachdenken... ihren Verstand gebrauchen, um die Unbekannten zu überlisten. Kein Problem.
    Sie holte den Mikrokassettenrecorder hervor und spulte ihn zurück – in der Hoffnung, daß ihre akribisch diktierten Beschreibungen ihr helfen könnten, den Weg zurück zu der seltsamen Kammer zu finden. Vielleicht konnte sie sich in jener seit Jahrhunderten schweigenden Halle verstecken, bis die Männer die Suche nach ihr aufgaben.
    Sicher. Kein Problem. Oder?
    Natürlich konnten die Fremden eine Wache am Ausgang zurücklassen und dann mit besserer Ausrüstung zurückkehren, um sie aufzuspüren. Sie konnten ihre Suche unerbittlich fortsetzen, bis sie Cassandra gefunden hatten, und sie dann in einem finsteren Winkel der alten Ruine niederschießen... oder sie konnten einfach abwarten, bis sie in ein paar Tagen, vor Hunger und Durst dem Wahnsinn nahe,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher