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Akte X

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Ruinen
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Hustenreiz, »des innersten Gebäudes, das einst den Kern von Xitaclan bildete... das erste Bauwerk an dieser Stelle!«
    Wie in Trance folgte Cassandra der einwärts führenden Spirale und berührte mit ihren Fingerspitzen immer wieder die kühle, glatte Oberfläche der Steine. Sie hielt sich parallel zu der neu entdeckten Wand und fragte sich mit bohrender Unruhe, welche Geheimnisse wohl im Kern der Pyramide verborgen sein mochten.
    Nach allem, was sie entdeckt hatte, war die Pracht Xitaclans mehr als nur ein Meilenstein in der Kultur der Maya. Die Erzählungen von der legendären Stadt waren so tief in die Seele der Einheimischen eingegraben, daß sie noch heute von dem Fluch und den bösen Geistern redeten, die an diesem Ort ihr Unwesen trieben. Angeblich waren auch etliche Leute in dieser Gegend spurlos verschwunden, was Cassandra allerdings lokalen Mythen zuschrieb.
    Doch was hatte die alten Maya dazu veranlaßt, das Zentrum ihres religiösen Lebens hier zu errichten, in einem uninteressanten Teil des Dschungels, ohne Straßen und Flüsse, ohne Kupfer- oder Goldminen in der Umgebung? Warum ausgerechnet hier?
    Vor ihr lag Schutt auf dem Boden und versperrte den schmalen Gang. Cassandra spürte, wie das Adrenalin schneller und schneller durch ihren Körper pulste... sie war ihrem Ziel so nahe. Möglicherweise stand sie an der Schwelle zu einer sensationellen Entdeckung – doch dafür mußte sie ihren Weg bis zum Ende gehen.
    Sie verstaute den Kassettenrecorder und das bekritzelte Millimeterpapier in ihrer Hosentasche, dann legte sie die Taschenlampe auf den Boden und arbeitete mit beiden Händen, um den Haufen herabgefallener Kalksteinziegel abzutragen. Die Wolken von Staub und Sand, die sie dabei aufwirbelte, nahm sie gar nicht wahr. Es war nicht das erste Mal, daß sie bei ihrer Arbeit nur wie ein Maulwurf vorwärts kam.
    Schließlich hatte sie so viel Geröll beiseite geräumt, daß eine Öffnung entstand, die gerade groß genug war, um ihre schlanke Gestalt hindurchzuzwängen. Sie erklomm den Zugang und legte die Taschenlampe hinein; dann schob sie ihren Oberkörper in den neuen Korridor, der steil vor ihr abfiel.
    Die widerhallende Kammer, die sie nun vor sich hatte, schien viel größer zu sein als die zahlreichen anderen Nischen, die sie in der Pyramide vorgefunden hatte – groß genug, um Dutzende von Menschen aufzunehmen. Ein gewundener Schacht mit einer spiralförmigen Rampe führte von ihr weg, noch tiefer in die Pyramide hinab. Sie ließ den Lichtkegel ihrer Taschenlampe durch den neuen Raum wandern und schüttelte, ohne es zu merken, verblüfft den Kopf. So etwas hatte sie noch nie gesehen.
    Cassandras weißes Licht reflektierte von Wänden, die aus sich abschälenden metallischen Platten, verbogenen Tragbalken und kristallinen Paneelen bestanden. Als sie den Lichtkegel bewegte, gaben Teile des neu entdeckten Innenraumes ein unheimliches, blasses Nachleuchten ab.
    Nach allem, was sie über antike Kulturen wußte, erschien ihr diese bizarre Ausstattung unmöglich. Von den Maya war nicht bekannt, daß sie jemals irgendein Metall ausgiebig verarbeitet hätten, da für ihre Bedürfnisse Feuerstein und Obsidian ausreichend gewesen waren. Doch hier sah sie unverkennbar Metall vor sich, das so glatt und frei von Verfärbungen war, als wäre es in modernen Schmelzöfen hergestellt worden. Es war eine ungewöhnliche Legierung – keinesfalls jedoch rohes Gold oder Bronze, wie es die alten Maya verwendet hatten.
    Voller Staunen starrte sie eine endlose Minute in den Raum hinein, während sie immer noch flach auf dem Bauch in der schmalen Öffnung lag. Sie zog ihr Kassettengerät hervor und wand sich weiter durch das Loch hindurch, bis sie die Taschenlampe in der einen und den Kassettenrecorder in der anderen Hand halten konnte. Sie drückte die RECORD-Taste.
    »Es ist unfaßbar«, flüsterte sie und hielt dann einen Augenblick inne, während sie nach Worten suchte. »Ich sehe Metall von silbriger Farbe, aber nicht dunkel wie angelaufenes Silber. Es schimmert... weiß – Aluminium oder Platin? Aber das erscheint mir unmöglich, da die Kultur der alten Maya zu diesen Metallen keinen Zugang hatte.«
    Cassandra erinnerte sich an Berichte über kostbare Artefakte, die aus ägyptischen Gräbern geborgen worden waren und wie neu geglänzt hatten, obwohl sie Jahrtausende lang unter der Erde gelegen hatten; doch einmal der Luft des postindustriellen Zeitalters mit ihren schwefligen Schadstoffen ausgesetzt, war die
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