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Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Unruhe
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gefahren wurde.
    „Wir sind bereit“, meldete der Laborarzt.
    Die Notärztin, ein Labortechniker und die FBI-Agenten begaben sich in den angrenzenden Raum.
    Von dort aus konnten sie Mary durch eine gläserne Trennwand beobachten, doch ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich voll und ganz auf den Computermonitor, auf dem die Schichtaufnahme von
    Marys Gehirn Zeile für Zeile
    zusammengesetzt wurde.
    Als das Bild vollständig war, sog die Ärztin scharf die Luft durch ihre zusammengebissenen Zähne ein.
    „Oh, mein Gott“, stöhnte Scully und starrte auf den Bildschirm. Ihr schlimmster Verdacht hatte sich bestätigt. Auf dem Monitor war eine weitreichende Beschädigung des Frontallappens zu erkennen: Mary Lefante würde den Rest ihres Lebens nur noch vor sich hin vegetieren.
    Mulder haßte es, nicht zu wissen, worum es ging. „Was sehen Sie da?“ fragte er leicht gereizt.
    „Man hat eine Transorbitalleukotomie an ihr vorgenommen - auch bekannt als Eispickelleuko-tomie“, erklärte Scully mit belegter Stimme. Sie konnte das Bild auf dem Monitor nicht länger ertragen. „Dabei wird ein Leukotom, ein dünner, spitzer Stahlstab in das Gehirn eingeführt, und zwar durch die Augenhöhlen.“
    „Also suchen wir nach einem Arzt?“ fragte Mulder weiter. „Jemanden, der solche Operationen beherrscht?“
    „Nicht nach dieser Aufnahme“, widersprach die Notärztin.
    Scully stimmte ihr zu.
    „Mulder“, sagte sie langsam. „Wer auch immer das getan hat, er hat es falsch gemacht.“ An Scullys Tonfall erkannte Mulder, daß sie nicht von einem chirurgischen Kunstfehler redete.
    Sie sprach von einer wohlüberlegten Tat - einer barbarischen Tat. Während er noch darüber nachgrübelte, ertönte eine geisterhafte Stimme aus dem Lautsprecher des Beobachtungsraumes.
    „Uuun ... Uuun ...“
    Mulder blickte zu dem Lautsprecher an der Wand empor, der mit der Gegensprechanlage im Inneren des CT-Gerätes verbunden war. Er durchquerte das kleine Zimmer und drückte auf die Sprechtaste.
    „Mary?“
    Zuerst hörten sie nur zusammenhanglose Laute.
    Dann, ganz langsam, wurden die Silben etwas deutlicher.
    „Uuun ... ruuu. Uuunruuu.“
    Scully warf Mulder einen gequälten Blick zu. Er drehte sich zu der Ärztin um.

    „Holen Sie sie da raus.“
    Die Ärztin nickte dem Laborarzt zu, der Mary wieder aus dem Tomographen hervorzog. Noch immer war ihr Wispern im Beobachtungsraum zu hören.
    „Uuunruuu...“
    Gemeinsam mit dem Techniker ging die Notärztin in das Labor hinüber, um ihrem Kollegen zu helfen. Mulder und Scully wollten ihnen folgen, doch dann wurden sie in der Tür von Officer Trott aufgehalten. Die beiden FBI-Agenten wußten seine Körpersprache zu deuten, und sie verhieß ihnen nichts Gutes.
    „Wir sind gerade gerufen worden“, meldete Trott. „Es hat eine zweite Entführung gegeben.“

    „Unruhe.“
    Alice Brandt wollte schreien, aber ihr Mund war von einem Klebestreifen bedeckt. Sie konnte den Mann kaum sehen, der mit ihr sprach. Er verbarg sich im Schatten, und er benutzte eine Sprache, die sie nicht kannte. Die Wirkung der Drogen in ihrem Organismus ließ allmählich nach, doch sie hatte keine Ahnung, wie lange sie hier schon gefangen war.
    Ihre Gedanken kehrten zu den letzten Ereignissen zurück, an die sie sich noch deutlich erinnern konnte.
    Sie hatte noch spät abends für Mr. Selchik gearbeitet und das Büro verlassen, um einige Kopien zu machen. Als sie zurückgekehrt war, hatte sie ihren Chef zusammengesackt in einer Ecke des Raumes gefunden. Blut aus seiner Kopfwunde war gegen die Wand gespritzt. Sie erinnerte sich, daß sie geschrieen hatte ... dann hatte jemand brutal auf sie eingestochen. Vor Schreck hatte sie zunächst gar nicht bemerkt, daß der Stich in ihrer Hüfte kaum groß genug für eine Nadel war, und gleich darauf waren ihr auch schon die Sinne geschwunden. Nun kam sie allmählich wieder zu sich und versuchte voller Verzweiflung festzustellen, wohin man sie gebracht hatte.

    Alice war auf einem Stuhl festgeschnallt. An der Neigung der Lehne, der Kopfstütze und den gepolsterten Armlehnen erkannte sie, daß es sich um einen Zahnarztstuhl handeln mußte. Eine Lampe
    - die Behandlungsleuchte eines Zahnarztes -
    leuchtete ihr direkt in die Augen und ließ sie krampfhaft blinzeln.
    „Hab keine Angst. Ich - werde dir helfen ...“ summte die zwar sanfte, aber unheimliche Stimme eines Mannes. Sein Schatten bewegte sich von einer Seite des kleinen Raumes zur anderen.
    Der Nebel in Alice'
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