Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Unruhe
Vom Netzwerk:
und den anderen Beamten im Raum trug sie keine Untersuchungshandschuhe. Sie würde es den anderen überlassen, die physikalischen Beweise durchzusehen.

    „Was ist mit der vermißten Frau?“ fragte sie.
    „Seine Sekretärin“, entgegnete Mulder, ohne aufzusehen. „Alice Brandt, Alter: zweiundreißig.
    Ihre Familie hat bestätigt, daß sie gestern noch spät abends gearbeitet hat.“
    „Gibt es eine Verbindung zwischen ihr und der ersten Frau?“
    „Anscheinend nicht. Aber wenn es sich tatsächlich um den gleichen Modus Operandi handelt ...“
    „... dann tickt die Uhr“, vervollständigte Scully seinen Gedanken.
    Mulder nickte düster. Sie wußten beide, daß der entführten Frau nicht viel Zeit blieb.
    Nachdem er sich überzeugt hatte, daß das, was er suchte, nicht in dem Schreibtisch war, wandte sich Mulder einem Hängemappenschrank zu und zog die oberste Schublade heraus, während Scully ihn neugierig beobachtete. Er achtete überhaupt nicht auf die Aufschriften der einzelnen Mappen, sondern schob sie lediglich zur Seite, als würde er etwas suchen, das darunter verborgen sein könnte.
    Erst, als er sich der zweiten Schublade zuwandte, ergriff er wieder das Wort.
    „Mary Lefante hat immer wieder ,Uunruu'
    wiederholt. Es gibt drei Namen, die so ähnlich klingen, aber nach dem Telefonbuch von Michigan keinen in einem Umkreis von achtzig Meilen.“

    Scully dachte über diese Information nach.
    „Vielleicht ist es kein Name ...“ Mulder öffiiete die dritte Lade und nickte.
    „Genau das habe ich auch gedacht. In der deutschen Sprache gibt es ein Wort, das ganz ähnlich klingt. Es wird U-n-r-u-h-e buchstabiert und bedeutet ,Besorgnis' oder,Aufruhr'.“
    „Ruhelosigkeit“, übersetzte Scully.
    Mulder sah überrascht auf.
    „Sie können sich noch an Ihr High-School-Deutsch erinnern, Scully?“
    Scully bedeutete mit einem leichten Kopfwiegen, daß sie nur noch wenig im Gedächtnis behalten hatte. „College-Deutsch“, stellte sie richtig.
    ,Jch bin ein Scully“, sagte Mulder mit einem angedeuteten Lächeln in deutscher Sprache.
    „Ruhelosigkeit also?“
    Er setzte seine Suche fort, während Scully einige Achtzehn-mal-vierundzwanzig-Farbfotos aus ihrer Aktenmappe hervorzog und ihm zeigte.
    „Ich arbeite an diesen Tatort-Aufnahmen aus dem ersten Fall“, berichtete sie.
    Mulder betrachtete die Bilder. Sie zeigten die gaffende Menschenmenge hinter den Absperrbändern der Polizei. Im Vordergrund lag der abgedeckte Leichnam von Mary Lefantes Freund neben seinem VW-Käfer.
    „Wenn wir Glück haben“, erklärte Scully, „dann haben wir es mit jemandem zu tun, der sich zusätzlich Befriedigung verschafft, indem er den Ort des Verbrechens noch einmal aufsucht.“ Mit sichtlichem Desinteresse gab Mulder Scully die Bilder zurück.
    „Er war nicht dort.“
    „Woher wollen Sie das wissen?“
    „Seine Anwesenheit hätte die Fotos beeinflußt“, entgegnete Mulder kategorisch.
    Manchmal empfand Scully vorübergehend das gleiche drängende Bedürfnis, ihren Partner zu strangulieren, wie es schon viele andere FBI-Mitarbeiter verspürt haben mochten, die mit der unfreiwilligen Arroganz der so anderen Denkweise von Fox „Spooky“ Mulder konfrontiert worden waren. Noch ehe sie ihn über die
    Pseudowissenschaftlichkeit der sogenannten Gedankenfotografie belehren oder auch nur nach dem räumlichen Abstand befragen konnte, innerhalb dessen eine Manipulation des Filmes möglich sein sollte, trat Officer Trott zu ihnen.
    „Trott“, sagte Mulder. „Was haben Sie gefunden?“
    „Nicht viel“, entgegnete der Polizist. „Hier gibt es weder Kameras noch Filme. Ich meine, das sind alles Steuerberatungsbüros, und ich kann mir nicht vorstellen, wozu die eine Kamera aufbewahren sollten.“
    Enttäuschung zeigte sich auf Mulders Zügen.
    Trott zuckte die Achseln und wandte sich wieder seinen Pflichten zu. Gefolgt von Scully verließ Mulder Selchiks Büro und ging direkt zu Alice Brandts Schreibtisch. Während er die Schubladen durchsuchte, stichelte Scully: „Ist es das, was Sie suchen? Weitere Beweise für Psychofotografie?“
    „Vielleicht sind das die einzigen Beweise, die wir finden werden“, erwiderte Mulder und ignorierte ihren Tonfall geflissentlich.
    Scully seufzte.
    „Ich habe ein Spurensicherungsteam des FBI aus Detroit angefordert.“
    „Und was sollen die hier finden?“ Mulder wühlte weiter in den Schubladen. „Diese Person geht ausgesprochen sorgfältig vor. Wir haben keine Zeugen und keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher