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Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Unruhe
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geriet ins Schlingern, als er der Frau ausweichen mußte. Andere Wagen kamen mit quietschenden Reifen zum Stehen, und Hupen plärrten durch den beschaulichen Nachmittag.
    Doch die Frau reagierte nicht. Sie zuckte nicht einmal zusammen, als ein Bronco nur um Haaresbreit an ihr vorbeischleuderte. Sie drehte sich nicht nach den Hupgeräuschen um und ignorierte die wütenden Schreie der Autofahrer.
    Mit traumwandlerischer Sicherheit setzte sie einen Fuß vor den anderen. Sie hielt genau auf die Straßenmitte zu.
    Der Staatspolizist Ken Lieck erreichte in seinem Streifenwagen gerade eine Hügelkuppe, als er den Tumult auf der Straße unter sich bemerkte.
    Fahrzeuge kamen mit kreischenden Bremsen zu stehen,
    andere schleuderten über den
    Seitenstreifen. Er fuhr noch knappe hundert Meter weiter, ehe er die Ursache für das Chaos ausmachen konnte. Dann schaltete er seine Signalleuchten an und näherte sich der Gestalt auf gute fünfzehn Meter Abstand. Er kletterte aus dem Wagen und rief: „Kommen Sie zu meinem Wagen!“
    Die Frau reagierte nicht. Sie verhielt sich, als würde sie ihn gar nicht hören. Für einen kurzen Augenblick überlegte Lieck, daß sie möglicherweise schlafwandelte. Man hatte ihm Anweisungen in bezug auf Schlafwandler gegeben, doch er konnte sich nicht mehr an die korrekte Vorgehensweise erinnern. Zur Hölle damit, dachte er. Bestimmt ist alles besser, als darauf zu warten, daß sie von einem Sattelschlepper geweckt wird.
    Als er näher an sie herantrat, erinnerte er sich an das Bild, das er in der Polizeizentrale gesehen hatte. Die vermißte Frau - Mary Soundso. Sie stand direkt vor ihm, doch irgend etwas stimmte nicht mit ihr. Stimmte ganz und gar nicht.
    Er packte die Frau am Ellbogen und führte sie zu seinem Wagen, wobei ihm erneut auffiel, daß sie seine Anwesenheit kaum zur Kenntnis nahm.
    Schützend legte er die Hand auf ihren Kopf, als er sie auf den Rücksitz bugsierte. Dabei entdeckte er etwas Sonderbares. Zwei rostrote Linien getrockneten Blutes verliefen wie Tränenspuren von den Augenwinkeln aus über ihr Gesicht.
    Mulder erhielt die Nachricht über sein Mobiltelefon, konnte allerdings nicht ganz verstehen, was der Polizist über Lefantes Zustand zu berichten hatte. Immerhin - die junge Frau war am Leben, und man hatte sie vor fünfundzwanzig Minuten ins
    Krankenhaus
    gebracht. Mulder war überrascht, daß Mary Lefante ihre Entführung lebend überstanden hatte.
    Weitere zwanzig Minuten später trafen Mulder und Scully im Krankenhaus ein. Eine Schwester teilte ihnen mit, daß die Patientin gerade von der Notaufnahme auf die Intensivstation verlegt wurde.
    Im Gang gelang es ihnen, die Notärztin einzuholen, noch während ein Sanitäter Mary Lefante auf einem rollbaren Krankenbett über den Flur schob. Die Ärztin überprüfte die Lebenszeichen des Opfers.
    Mit Mulder und Scully auf den Fersen manövrierte der Sanitäter das Krankenbett um eine Ecke. Scully stellte sich und Mulder als FBI-Agenten vor.
    „Wie geht es ihr?“ fragte Scully.
    „Nicht gut“, entgegnete die junge Notärztin kurz angebunden.
    „Ich bin Medizinerin“, setzte Scully hinzu, in der Hoffnung, die Ärztin zu einem detaillierteren Bericht bewegen zu können.

    Die Frau tat ihr den Gefallen.
    „Sie zeigt keinerlei Reaktionen“, berichtete sie.
    „Wir haben eine toxikologische Untersuchung vorgenommen und Spuren von Morphin und Skopolamin gefunden.“
    „Dämmerschlaf, stellte Scully fest.
    Die Ärztin nickte. Ihr Respekt für das FBI war soeben um einige Punkte gestiegen.
    „Das Dentalanästhetikum?“ schaltete sich Mulder ein.
    „Hauptsächlich ist es ein Schmerzmittel-Cocktail“, stellte die Ärztin richtig. „Es wird auch Frauen verabreicht, die in den Wehen liegen.“
    „Kann das ihren Zustand ausgelöst haben?“ Mulder machte eine vage Handbewegung.
    „Nein“, entgegnete Scully, wobei sie sich über das Gesicht der Patientin beugte. „Das kann es nicht.“
    Die Ärztin nickte bestätigend.
    „Was war es dann?“ fragte Mulder die beiden Medizinerinnen.
    Zwar war das getrocknete Blut von Lefantes Gesicht abgewischt worden, doch Scully entdeckte dunkle Hämatome in ihren Augenwinkeln. Beinahe fürchtete sie, die Antwort auf Mulders Frage bereits zu kennen. Scully wandte sich wieder an die Notärztin.
    „Machen Sie eine Computertomographie von ihr.“

    Wenige Minuten später lag Mary Lefante im Tomographielabor auf der ausgefahrenen Liegefläche, die automatisch in die runde Öffnung der Maschine
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