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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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stopfte ihn unter die Bluse, und er sank zwischen ihre Brüste, tastete zaghaft in Wärme und Dunkel nach einem heimeligen Platz. Ihn zu finden, ließ Djamenah seine Sorge sein. Sie hatte genug Probleme.
    Fran Brigge war nicht allein. Keine Gardisten hatten ihn ins Labor begleitete. Seine Hybris und Menschenverachtung, die Djamenah schon anläßlich der ersten, kurzen Begegnung zu spüren bekommen hatte, gestatteten es ihm anscheinend nicht, in ihr eine ernst zu nehmende Person zu sehen. Vermessenheit und Geringschätzung ruhten fest in seinem Blick wie unveräußerliche Tugenden, für Djamenahs ultrasensitive Sinne so deutlich sichtbar wie eine Anomalie der Augen. Als bestünden sie aus der Herzlosigkeit von Diamanten, und die Lässigkeit, mit der er ihr zwischen Trennwänden und Labortischen den Rückweg versperrte, nur gemindert durch gelegentliches Zucken hypertropher Muskeln unter seiner Schuppenhaut, zeigte an, daß er im Normfall nicht mehr Aufwand als etwas Brachialgewalt seines herkulischen Körperbaus für nötig hielt, um eine Frau zurechtzustauchen.
    Das Dezente seiner Kleidung unterstrich sowohl die Überhebung wie auch den tatsächlichen Rang seiner Person: Dschebbah in Entenei- und Patinagrün, tannengrüne Pluderhose. Über dem einen Arm trug er einen Laborkittel, den anderen Arm stemmte er in die Hüfte, und zusammen mit der Breitbeinigkeit, mit der er sich hingestellt hatte, der allgemeinen Gespreiztheit, die er an den Tag legte, erweckte er ganz den Eindruck, als könne nichts ihm verwehren, umgehend an Djamenah eine neue Großtat der Genetik zu vollbringen. Sein arrogantes Lächeln, das die Kiemenschlitze unter seinen Kiefern in die Länge zog, bis sie Würgemalen glichen, rundeten diesen Eindruck ab; er war Laffe, Top-Wissenschaftler im Rufe der Genialität und Vieh in einem. Djamenah mußte bei seinem Anblick wildentschlossen eine Aufwallung schwarzer Fluten der Furcht aus ihrem Gemüt drängen. Aber ihre Aufmerksamkeit verblieb ohnehin nur für einen Moment bei ihm.
    »Sie haben gut aufgepaßt, Winthrop«, sagte Loyer fran Brigge zu dem Mann, der seitlich hinter ihm stand. »Möglicherweise wäre sie uns wahrhaftig entwischt.«
    Winthrop.
    Der Kranke, eine gedrungene Gestalt, der die Puffärmel einer Mono-Kombination, das Balzo auf seinem Kopf, sowie Hamsterbacken zusätzlich Breite verliehen, übte auf Djamenah die Wirkung eines Elektroschocks aus. Weil sie inzwischen wußte, daß er an einem morbiden Phänomen namens Multiple Schizophrenie litt, vermochte sie nun die Fürchterlichkeit seiner psychischen Singularität besser zu erfühlen.
    Ganze imaginäre Lebensläufe der Zerrüttung und des Zermürbtseins stauten sich gleichsam in abgetrennten Gefäßen seines wie aufgesplitterten Egos, hatten sich in seine Leidensmiene gekerbt wie tausend Jahre des Grams, und man hätte meinen können, sein Gehirn wäre in Lamellen mit verschiedenen Innenwelten zerspellt worden. Seine Augen entbehrten jeglichen Ausdrucks von Individualität und gaben nur einen Spiegel vollkommener Trauer über den eigenen Wahnsinn und dessen Unheilbarkeit ab. Wie ein Schleier aus Eiskristallen versagte eine psionische Refraktion Djamenah ein genaueres empathisches Ausloten seiner Emotionen und Absichten.
    Hastig schirmte sie ihr Bewußtsein durch mentale Modulation ab, verschloß es den grausigen Emanationen, verstieß das Mitleid wie einen falschen Freund. Ihr Vorsatz, das Laboratorium heil und lebendig zu verlassen, duldete keine Einschränkung.
    »Sie kann nicht entrinnen.« Winthrops Stimme klang kratzig, so bemüht, als müsse sie die Wörter einzeln wie Felsbrocken wälzen. Sie klang nach Interesselosigkeit, als wäre er im stillen ständig mit völlig andersartigen Angelegenheiten beschäftigt.
    »Ich werde sie überall finden. Ihre Gehirnwellenfrequenz ist zu einem Teil meiner selbst geworden, ich habe sie absorbiert, aufgesaugt wie ein Fressen für meine arme Seele.« Langsam schlurfte er am Chef-Genetikus vorbei, kam auf Djamenah zu, verharrte fünf Meter entfernt in behäbiger Bulligkeit.
    »Futter für all die Kinderchen, die in mir wohnen, die Fremden, die nicht mehr von mir gehen, die Gäste, die nie Abschied nehmen, all diese Hungrigen, die ich in mir trage. Ich bin ihr Vater. Ich bin ein Vater vieler kleiner Seelen, Djamenah. Sie sind ich, und ich bin sie.«
    Voller Schaudern wich Djamenah um einen Schritt zurück.
    »Auch du bist ein Stück meines Inneren, Fetzen deines albernen kleinen Seelchens schwimmen
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