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Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)

Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)

Titel: Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
Autoren: Daniel Dlabac
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Kadaver war vom Nacken bis zum Rücken hin komplett mit Blut übersät, denn er war geteilt zwischen Kopf und Rumpf. Der Kopf war genauso ein grausiger Anblick, denn der Oberkiefer war vom Unterkiefer getrennt. Der Magen war ausgeweidet und die Därme lagen übelriechend neben dem zerfetzten Bauch und auf dem roten Boden. Liam drehte sich unweigerlich der Magen um. Aus dem Mund und der Nase des Rehs tropfte Blut, welches sich dann darunter zu einer kleinen Lache sammelte, die mit jedem roten Tropfen, der auf sie fiel, kleine Wellen schlug. Liam sah außerdem noch blutige Tierspuren auf dem Boden, in den Schnee gedruckt, die ihm keineswegs bekannt vorkamen. Sie ähnelten denen eines ausgewachsenen Wolfes, doch sie waren größer und viel tiefer, zu tief, um von einem leichten Tier zu sein. Ein Hokin? Zumindest würden die Spuren dies nicht ausschließen. Liam vermochte nicht mit Sicherheit zu sagen, welche Art von Tier solch eine Spur hinterließ, doch der Anblick des Kadavers reichte ihm. Er ließ seine raschen Herzschläge nicht langsamer werden und Wachsamkeit stieg in Liam so schnell auf, wie Wein einem Kind zu Kopfe steigt. Er hatte nie einen Zweifel gehabt, dass solch grauenhafte Kreaturen wie Hokins ebenso in den Wäldern von Isoknil umher streifen würden, doch gab es nur selten Gerüchte. Motive gäbe es viele dafür, wie zum Beispiel weniger Wild im Norden und sie würden nun versuchen im Süden ihr Glück zu finden. Nur die jungen Talbewohner machten sich über solcherlei Vorstellungen lustig, indem sie die Kreaturen für Fabelwesen von Legenden aus den Norden hielten und die Leute wie Liam, als Narren vom Berge bezeichneten, doch er hatte schon zu viele Dinge in diesem Wald gesehen, als dass er dem überhaupt keinen Glauben schenken konnte. Er blickte nervös um sich, denn die Kreatur konnte nicht weit sein, der Kadaver strahlte noch Wärme aus, denn ein blasser Dunst stieg in der Kälte über die Därme hervor. Er versuchte jedes noch so kleine Geräusch zu vernehmen, doch hörte er nichts außer dem Flattern der Krähen und dem Rascheln der Äste über ihm. Nichts bewegte sich rund um ihn, so dass er nach ein paar Momenten den Dolch wieder in die Scheide steckte. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, machte er eine rasche Kehrtwende auf, um im Dorf über die Vorkommnisse zu berichten. Liam dachte sich, es wäre besser wenn alle gewarnt sein würden, damit die Bewohner nicht so leichtfertig in der Nacht herum spazieren und damit Türen und Fenster über die Nacht verschlossen bleiben würden. Er bekam eine Gänsehaut, als er noch einmal zurück blickte und ein unwohles Gefühl überkam ihn und fuhr über seinen Rücken bis zum Nacken hinauf.
    Auf dem Weg zurück zu seiner Hütte dachte er andauernd an das Bild des blutenden und ausgeweideten Rehs und an die blutigen Spuren im Schnee. Er eilte auf den Pfad, an den Felsketten vorbei und stieg mit geschwindem Schritt den Hang hinauf. Bald erreichte er wieder den Torbogen aus Bäumen, der nur mehr fahl und grau zu sehen war und dahinter und über sich den Abendhimmel ankündigte. Immer noch fiel Schnee, jetzt ein wenig stärker als zuvor. Hinter dem Waldesrand und im Dorf Isoknil stand Liam plötzlich vor seinem Nachbarn Valdon, fast hätte er ihn übersehen. Er war zuvor noch mit dem Schneeschaufeln beschäftigt und nun zu Liam hervor getreten.
    „ Seid gegrüßt, Liam“, sprach der stattliche kleine Mann mit einer tiefen und rauen Stimme Liam an. Seine Kleidung bestand aus einem dicken Lederwams und darüber ein Bärenfell, als Mantel dienend. Eine silberne Brosche brillierte in der Mitte, um sie zusammen zu halten. Sie hatte einen Bärenkopf graviert und schimmerte fahl im Abendlicht. Er übergab die Schaufel, die er immer noch in den Händen hielt, seiner linken Hand, um Liam seine rechte zu reichen. Er war deutlich kleiner als Liam, sein Kopf endete dort, wo Liams Schultern anfingen. Manche der Dorfbewohner fanden ihn so klein, dass sie annahmen, er wäre ein Zwerg oder zumindest zur Hälfte Zwerg und zur Hälfte Mensch, jedoch wusste niemand genau über seine Herkunft Bescheid. Er selbst schwieg stets darüber und verlor nie ein Wort über seine Eltern. Die Kapuze des dunkelbraunen Fellmantels verdeckte seine Glatze und umrundete sein Gesicht. Der Vollbart, der lang geflochten bis zum Bauchnabel verlief, ließ ihn ebenso wie einen Zwerg aussehen und das runde Gesicht mit der knolligen Nase gab dem Ganzen die Krönung.
    „ Ah. Grüße euch Valdon.
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