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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther
Autoren: Kenneth Oppel
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Ozeans, die dunkel und geschmeidig wie eine Schlangenhaut hundertfünfzig Meter unter mir wogte. Der Arm wurde bis zu seinem weitesten Punkt ausgefahren und hielt dann an. Die Gondel war immer noch außer Reichweite, ihre Brüstung etwa zwei Meter unter mir. Im Innern regte sich der Mann wieder. Ich meinte, ihn stöhnen zu hören, aber das mochte auch nur der Wind gewesen sein, das Knarzen des ausgerollten Kabels oder seltsame Walgesänge draußen im Meer.
    »Bitte etwas tiefer!«, rief ich über die Schulter hinweg.
    Beim Anblick der Aurora hinter mir verharrte ich einen Moment, nicht aus Angst, sondern wegen des ungewohnten Blickwinkels. Ich hatte sie noch nie aus dieser Perspektive gesehen, in der Luft vor ihr schwebend, während die Besatzungsmitglieder durch die offene Ladeluke auf mich hinunterstarrten.
    Die Männer gaben noch etwas mehr Kabel zu, bis ich auf gleicher Höhe mit der Gondel baumelte, keine eineinhalb Meter von ihr entfernt.
    Ich hatte keine Angst. Hätte jemand ein Ohr an mein Herz gelegt, hätte er festgestellt, dass es nicht schneller schlug als vorhin im Krähennest. Das lag nicht an meiner Tapferkeit, es war einfach eine natürliche Gabe. Weil ich in der Luft geboren wurde, ist der Himmel für mich seit jeher der natürlichste Ort der Welt. Außerdem war ich dünn wie ein Schössling und sehr flink. Die Mannschaft scherzte immer, ich hätte Möwenknochen, hohl in der Mitte, um besser fliegen zu können. Sich über diesen kleinen Spalt zu schwingen, hundertfünfzig Meter über dem Meer, war für mich nicht schlimmer, als über eine Ritze im Asphalt zu hüpfen. Denn tief in meinem Herzen hatte ich das Gefühl, sollte ich je fallen, würde die Luft mich tragen wie einen Vogel mit ausgebreiteten Schwingen.
    Mittlerweile war eine leichte Brise aufgekommen und schaukelte mich am Ende des Kabels hin und her. Ich packte die Sicherheitsleinen und begann, wie ein Kind auf einer Schaukel mit den Beinen Schwung zu holen. Vor und zurück, vor und zurück. Wenn ich vom höchsten Punkt meines Schwungbogens hinunterschaute, meinte ich, fast schon über der Brüstung der Gondel zu schweben. Nur noch ein kleines Stück. Noch einmal schwang ich mich mit fest aneinander gepressten Beinen zurück.
    Dann kam dieser Moment, wenn man fast stillsteht und für einen Sekundenbruchteil einfach in der Luft hängt, ehe man sich wieder nach vorne schwingt.
    »Lasst das Seil laufen!«, brüllte ich. Ich stieß mich nach vorne ab, machte den Körper ganz flach und die Beine lang und spürte, wie ich fiel … und immer weiter fiel. Das Kabel rollte sich aus, ich schoss in schnellem Flug nach unten auf die Gondel zu, richtete mich auf, aber –
    Mein Sprung war zu kurz.
    Ich warf mich nach vorne, streckte mich so weit es ging und schaffte es mit knapper Not, meine Unterarme über die Brüstung der Gondel zu haken. Mein Körper krachte gegen den Korb. Der Aufprall raubte mir den Atem und das Korbgeflecht der Gondel zerkratzte mein Gesicht. Es dauerte einen Moment, ehe ich wieder Luft in meine Lungen pumpen konnte. Meine Arme brannten vor Schmerz. Ich hörte, wie mir die Mannschaft oben in der Aurora zujubelte. Dann zog ich mich hoch, wuchtete mich über die Brüstung und purzelte kopfüber in die Gondel.
    Neben mir lag der Mann.
    Ich hatte keine Zeit, mich um ihn zu kümmern. Hastig rappelte ich mich auf, packte den Haken des Krans und löste meine Sicherheitsseile. Dann suchte ich nach etwas, an dem ich den Haken sicher befestigen konnte – es musste stabil sein, denn sobald ich den Ballon abgeschnitten hatte, würde es das gesamte Gewicht der Gondel tragen müssen. Über mir entdeckte ich einen Metallrahmen, auf dem der Brenner befestigt war. Aus dem Rahmen ragten vier Streben, die mit der eisernen Umrandung der Gondel verschweißt waren. Die Konstruktion wirkte ein wenig wackelig, aber es musste reichen; etwas Besseres gab es nicht. Ich schlang den Haken um das Brennergestell, möglichst dicht an der Mitte.
    »Holt sie rein!«, schrie ich zur Aurora hinauf. Ich sah, wie das Seil rasch nach oben gezogen wurde und sich straffte. Der Haken hatte einen Halt gefunden. Die Gondel erzitterte, und das Brennergestell stieß ein lang gezogenes, unangenehmes Quietschen aus, das mir ganz und gar nicht gefiel. Mit angehaltenem Atem starrte ich zu den vier Streben hinauf, die den Brenner mit der Gondel verbanden. Sie waren eigentlich nicht dafür gedacht, das gesamte Gewicht der Gondel zu tragen. Das war Aufgabe des Ballons.
    Doch der
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