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Aibon - Land der Druiden

Aibon - Land der Druiden

Titel: Aibon - Land der Druiden
Autoren: Jason Dark
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wäre mir auch direkt in die Arme gefallen, hätte nicht die Kraft des tödlichen Dolchs mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.
    Mein Griff umklammerte nicht mehr einen Körper, sondern einen verwehenden Schatten, der, als er mir durch die Hände glitt, in einer grünen Flammenwolke aufging und verbrannte. Das gleiche geschah mit dem Pferd in Sekundenschnelle, ich konnte kaum so rasch reagieren, wie es passierte, aber es war noch etwas heil geblieben. Die beiden Dolche! Diese tödlichen und gefährlichen Waffen lagen vor meinen Fußspitzen, so dass ich mich nur zu bücken brauchte, um sie aufzuheben. Ich tat es automatisch, während Guywano plötzlich in die Luft stieg wie das berühmte Zigarettenmännchen.
    Nur war er nicht lustig. Ein furchtbarer Schrei löste sich aus seinem Maul, und sein Gesicht änderte sich von einem Augenblick zum anderen. Eine weiße, fast strahlende Skelettfratze schaute auf uns nieder und strahlte einen mörderischen Hass ab.
    Ich wollte wieder nach meinem Bumerang fassen, als der Sturm aus dem Nichts hervortobte. Soeben bekam ich noch die Dolche in die Hände, dann wurde ich gepackt und weggeschleudert. Ich befand mich plötzlich in der Luft, sah meine Freunde ebenfalls um mich herumfliegen und rechnete damit, von Guywanos grausamen Händen vernichtet zu werden.
    Statt dessen vernahm ich eine bekannte Stimme, deren Worte sich aus dem Sturmgebrüll formten.
    »Hatte ich dir nicht von Shakespeare berichtet, John Sinclair? Er kannte mich, nur hat er mir einen anderen Namen in seinem Stück gegeben. Denke daran, erinnere dich an Ariel, den Luftgeist, den Herrscher über Sturm und Wind, der auch dich zum Ziel getragen hat und dich nun zusammen mit deinen Freunden auf die magische Brücke schleudern wird. Ihr könnt Aibon verlassen, aber vieles bleibt ungeklärt. Denke an das Rad. Es wird noch einmal große Bedeutung für dich gewinnen. Das Rad der Zeit…«
    Ich hörte die Worte, sie manifestierten sich in meinem Gehirn, und ich war sicher, dass ich sie nie in meinem Leben vergessen würde. Nicht einmal »Danke« konnte ich dem roten Ryan, alias Ariel, noch zurufen, denn Aibon blieb zurück, und die mir bekannteren Flammenden Steine lagen vor uns.
    Karas Magie hatte gehalten. Wir waren sicher aus der Welt der Legenden zurückgekehrt…
    ***
    Zwei waren untröstlich.
    Erstens der Eiserne Engel und zweitens Mandra Korab, denn er hatte erfahren müssen, dass es nur noch zwei Dolche gab. Die anderen waren von dem Eisernen zerstört worden. Doch kein Wort des Vorwurfs drang über die Lippen des erschöpften Mannes. Im Gegenteil, Mandra bedankte sich bei uns allen für das, was wir getan hatten.
    »Ohne euch wäre ich verloren gewesen.«
    Ich winkte ab und schaute auf meine Freunde. Wir saßen in der Blockhütte zusammen. Natürlich war vieles im Dunkel zurückgeblieben, trotzdem wollte ich etwas wissen.
    »Mandra«, wandte ich mich an den Inder. »Du hast das Rad der Zeit unfreiwillig erlebt. Ich habe die Zeichen dort gesehen, die auch auf meinem Kreuz abgebildet waren. Was hat es damit auf sich?«
    Mandras Augen fixierten mich. Er richtete seine Blicke auch auf Myxin und Kara, die ihn ebenso gespannt anschauten wie der Eiserne Engel. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein, John, ich kann es nicht sagen.« Ich war irritiert.
    »Wieso?«
    Er holte tief Luft. »Ich möchte es nicht sagen. Nur soviel. Wenn man das Rad der Zeit nach rechts dreht, gelangt man, ich möchte sagen, in die Zukunft. Dreht man es nach links, dann kommt derjenige in die Vergangenheit.«
    »Und du warst…«
    »In der Zukunft.«
    »Dann hast du ja…« Ich sprang auf.
    Mandra hob beide Hände und drehte mir die Innenflächen zu. »John, ich möchte es nicht sagen. Die Zeit ist noch nicht reif. Ich… will dich nicht belasten…«
    Wir alle schwiegen, weil uns einfach die richtigen Worte für eine Frage fehlten. Schließlich erkundigte ich mich: »War es tatsächlich so schlimm?«
    Der Inder stand auf und ging zur Tür. »Vielleicht sogar noch schlimmer«, murmelte er, blieb im offenen Rechteck stehen und schaute hinein in die Sonnenstrahlen…
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Nr. 300 »Sieben Dolche für den Teufel«, und folgende
    [2] Siehe John Sinclair Nr. 347 »Satans Mädchenfänger«
    [3] Siehe John Sinclair Nr. 301 »Druiden-Rache«
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