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Aibon - Land der Druiden

Aibon - Land der Druiden

Titel: Aibon - Land der Druiden
Autoren: Jason Dark
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mehr gab. Und so hätte er auch jede Hilfe abgelehnt. Er zog die Arme an den Körper und legte die Hände flach auf den Boden. Es war die Stützpose, die ihn auch in die Höhe drücken sollte.
    In diesem großen Haus, das einmal einem Maharadscha gehört hatte, lebte Mandra nicht allein. Personal umgab ihn, die meisten Diener hatte er noch von seinem Vater übernommen, doch im Augenblick befand sich niemand außer ihm in der großen Halle. Zudem hätte Mandra auch nicht gewollt, dass man ihn in diesem Zustand sah. Da war er sehr eigen. Etappenweise drückte er sich hoch. Zunächst blieb er knien, spürte gleichzeitig den Schwindel, schüttelte den Kopf, erlebte die stechenden Schmerzen hinter seiner Stirn und bewegte sich in den folgenden Sekunden noch vorsichtiger.
    Auch wieder intervallweise kam er vollends auf die Beine, der Schwindel erfasste ihn und schleuderte ihn nach vorn. Er hätte ihn wieder umgerissen, wenn es Mandra im letzten Augenblick nicht gelungen wäre, sich an einer Säule abzufangen. An sie gestützt, blieb er stehen, atmete tief und mit offenem Mund, spürte auf seiner Stirn die Kälte des Schweißes. Man hatte ihn aus dem Unsichtbaren heraus fertiggemacht und ihm gleichzeitig seine Grenzen aufgezeigt, die er nicht überschreiten konnte.
    Aber er wollte nicht kampflos aufgeben. Mandra Korab gehörte zu den Typen, die sich nichts gefallen ließen und zurückschlugen. So wollte er es auch hier halten. Nur drängte die Zeit gewaltig. Das war der dritte Anfall, der dritte Schlag gewissermaßen, den er überstanden hatte. Und mit jedem Anfall, der ihn erwischte, hatte sich die Härte gesteigert. Den ersten hatte er noch leicht überwinden können, den zweiten schon schwerer, und hier, bei dem letzten und dritten, hatte er das Gefühl gehabt, ins Nirwana zu gleiten, so schlimm war es plötzlich gewesen.
    Wo der Inder hinkam, fiel er auf. Ob in seinem eigenen Land oder in der Fremde. Dieser hochgewachsene Mann war einfach nicht zu übersehen. Zumeist trug er noch einen hellen Turban, so dass diese Kopfbedeckung ihn noch größer machte, als er tatsächlich schon war. Er kleidete sich europäisch, den Turban aber behielt er. Siebenmal musste er geschlungen werden, so wie es bei seiner Kaste Brauch war. So kannte man Mandra Korab, so achtete oder verfluchte man ihn, je nachdem, auf welcher Seite die entsprechende Person stand.
    Das Lächeln war bitter, das plötzlich über sein kräftiges Männergesicht flog. Wer ihn so hätte sehen können, wäre erschrocken gewesen. Er brauchte nicht in den Spiegel zu schauen, um zu wissen, dass sich seine Hautfarbe verändert hatte. Grau musste sie geworden sein. Wie Asche, und fast fühlte er sich so, als er die ersten Schritte tat, denn seine Beine hatten Mühe, den schweren Körper zu tragen. So ging ein kleines Kind, wenn es Laufen lernte. So zittrig und tastend.
    Niemand sah ihn, als er sich von Säule zu Säule bewegte, auf die Treppe zuging, die zu seinen Privaträumen führte und seine Füße dabei über den dichten, wertvollen Teppich schleiften, wo sie lange Gehspuren hinterließen.
    Mandra Korab wollte nicht gesehen werden. Und er hatte tatsächlich das Glück, unentdeckt sein Zimmer zu erreichen. Er bewohnte fast hallenartig große Räume. Dazu gehörten mehrere Bäder, Wohnräume und ein riesiges Arbeitszimmer, das vollgestopft mit Büchern war. Viele davon glichen schon wertvollen Folianten. In ihnen waren die Geheimnisse der indischen Kultur und Entwicklung niedergeschrieben worden. In das Arbeitszimmer wollte er sich zurückziehen, aber zuvor einem der Bäder einen Besuch abstatten.
    Mandra hätte dieses große Märchenschloss für sich persönlich nicht benötigt, da es jedoch zu seinem Erbteil zählte, wollte er es nicht veräußern oder aufgeben.
    Er war ein Mensch, der sein Geld nicht allein für sich behielt, sondern teilte. Er überwies große Summen an Wohltätigkeitsorganisationen, und seinen Namen trug auch ein Lepra-Krankenhaus tief im Innern des indischen Subkontinents.
    Mandra drückte die Tür zu seinem Privatbad auf. Er schlich wie ein kranker Mann über die Schwelle. Das Bad war sehr groß. Auch die ovale Wanne trug dazu bei. In ihr hätten bequem mehrere Leute Platz gefunden. Gespeist wurde sie durch vier Wasserkräne, die an den verschiedenen Seiten angebracht waren.
    Das alles interessierte Mandra Korab nicht. Er wollte sich selbst sehen und feststellen, wie sehr er unter dem dritten Anfall gelitten hatte. Vor der großen Spiegelfront
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