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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom
Autoren: Rolf D. Sabel
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unerfreulicher verlaufen als das erste. Cynthia wollte sich überhaupt nicht mehr beruhigen. Da halfen auch die beschwichtigenden Worte ihres Vaters nicht. »Geh nur fort«, hatte sie tränenerstickt geschrien, »aber glaube ja nicht, dass ich in dieser Zeit hier Decken sticke oder Horaz lese. Du wirst schon sehen!« Valerius hatte darauf verzichtet, sich nach den Einzelheiten dieser Drohungen zu erkundigen ... Schweren Herzens hatte er ihr Haus verlassen und seine Kaserne aufgesucht. Sein Reisegepäck war schnell zusammengestellt, und nach einem ausgiebigen Frühstück verließ er im ersten Morgengrauen Rom, um nach Ostia zu reiten.
    Von dort hatte ihn die Aquila von der misenischen Flotte bei gutem Wind in knapp vier Tagen nach Massilia gebracht. Neben ihm waren vier Kohorten Legionäre an Bord, die die in Gallien stationierten Truppen verstärken sollten. Der Reisebefehl sah weiter vor, dass Valerius sich in Massilia einer Einheit frisch ausgehobener Rekruten anzuschließen hatte, die nach Vindonissa in Gang gesetzt worden war.
    »Wir verstärken die Legio XIII Gemina «, hatte ihm der kommandierende Centurio Spurius Noviaticus erklärt. »Der Kaiser hat die Legion von Mogontiacum nach Vindonissa verlegt. Die Götter mögen den Grund kennen. Schau dir diese Burschen an!« Er deutete auf die jungen Rekruten, die in munterem Geschwätz zusammenstanden und ihre Sachen für den Weg packten.
    »Und ausgerechnet zu den Belgern, den schlimmsten Galliern, soll ich sie bringen. Junges Gemüse, hat bisher kaum ein Schwert in der Hand und kein Pferd unterm Hintern gehabt. In den Betten der Hafendirnen und in den Thermen kennen sie sich wahrhaftig besser aus als in Gallien.«
    Im Eiltempo waren sie gemeinsam den Rhodanus hinaufgeritten, ohne sich um die Klagen der jungen Soldaten zu kümmern, die mit schmerzverzerrtem Gesicht im Sattel saßen. An Vienna vorbei, wo sie einen Tag Rast machten, führte die Reise quer durch das Gebiet der befriedeten Allobroger bis zum Arar , an dem Cäsar seine vernichtende Schlacht gegen die Helvetier geschlagen hatte. In Alesia, der ehemaligen Trutzburg des gallischen Fürsten Vercingetorix , verließ Valerius die Truppe und wandte sich nordwärts in Richtung Germanien. Er hatte beschlossen, einstweilen auf dem Landweg zu reisen, und war den gut ausgebauten Heerstraßen gefolgt. In regelmäßigen Abständen, etwa alle 25 Meilen, lud eine Herberge zur Einkehr ein. Dort konnten auch, wenn nötig, die Pferde gewechselt werden. Die Benutzung dieser Unterkünfte war nur Reisenden der kaiserlichen Post gestattet, und so waren ihm seine Dokumente sehr hilfreich. An den Abenden aß er in fröhlicher Runde mit den einkehrenden Kurieren, Magistratsbeamten und Ordonnanzoffizieren, um beim ersten Tagesanbruch seine Reise fortzusetzen. Das Gebiet der friedlichen Lingonen durchquerte er ohne Probleme, ebenso das der römerfreundlichen Treverer. Die Pferde, die er in den Poststationen erhielt, erwiesen sich allesamt als ausdauernde, schnelle Tiere. In Augusta Treverorum tauschte er schließlich für die restliche Reise den harten Pferderücken mit den Annehmlichkeiten einer Reisekutsche. Nun freute er sich auf die Thermen von Mogontiacum , wo er eine längere Pause einlegen wollte.
    »Haaaaalt! Bei Diana, bleibt ihr wohl stehen, ihr gottverdammten Bestien!« Der Wagen blieb abrupt stehen, was die Reisenden ziemlich unsanft durcheinander wirbelte.
    »Bei Merkur!«, schrie der römische Kaufmann und fühlte nach seiner Stirn, die gegen die Wand geschlagen war. »Was ist denn jetzt los? Kann der Bursche denn nicht richtig lenken?«
    Der Vorhang wurde zur Seite gezogen, und das fröhliche Gesicht eines blutjungen Legionärs wurde sichtbar. »Aussteigen, meine Herren! Die Fahrt ist aufs Erste zu Ende!«
    »Was ist los?«, fragte Valerius, nachdem er mit den anderen ausgestiegen war. Er zog seinen Mantel so weit zurück, dass der junge Soldat seine Tribunenuniform erkennen konnte. Der Legionär schlug nach militärischer Sitte seine Faust gegen die Brust.
    »Salve, Tribun! Es tut mir Leid, aber die Straße ist kurz vor Borbetomagus gesperrt. Die Regenfälle der letzten Tage müssen eine Gerölllawine ausgelöst haben. Die Straße ist an mehreren Stellen unpassierbar. Ihr werdet einen Umweg nehmen müssen.«
    »Und wie, junger Herr, soll die Fahrt weitergehen?«, polterte der Kutscher verärgert.
    »Die kleine Seitenstraße dort«, sein Arm zeigte nach rechts auf eine dunkle Straße, die nach wenigen Schritten im
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