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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom
Autoren: Rolf D. Sabel
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kein Zweifel, wird die Zukunft in Rom gehören, und – mögen es die Götter geben – mein junger Zögling Lucius wird dereinst dieses riesige Imperium mit fester Hand regieren, milde und gütig, wenn er die Lehren und Unterweisungen beherzigt, die er täglich von mir bekommt. Er ist auf dem rechten Wege! Aber halte dich fern von den Freigelassenen, dem falschen Narcissus und dem listigen Pallas. Die acht Jahre meines Exils auf Korsika haben mich gelehrt, die falschen von den rechten Freunden zu unterscheiden. Wahre Freunde gibt es hier in Rom kaum, viel weniger noch im Palast.« Erneut nahm Seneca einen Schluck Wein zu sich.
    »Was nun deinen Auftrag im fernen Germanien anbetrifft, so kenne ich jene kleine Stadt nur vom Hörensagen. Mein Schwager, Aulus Pompeius Paulinus, residiert dort als Statthalter von Germania Inferior. Vielleicht kann er dir behilflich sein. Ich will dir gerne ein Empfehlungsschreiben mitgeben. Und was die Umstände anbetrifft, die deinen Auftrag erforderlich zu machen scheinen«, Seneca runzelte nachdenklich die Stirn, »eine Mordserie, das klingt geheimnisvoll. Vielleicht steckt aber auch nur das Übliche dahinter, Eifersucht oder Intrigen, Neid oder Habgier, all die Verworfenheiten, derer ungebildete Menschen fähig sind. Aber wer weiß ... Wie du sagst, argwöhnt der Kaiser eine mögliche Verschwörung. Das will jedoch nichts heißen, das tut er immer. Hinter jedem erschlagenen Gemüsehändler wähnt er eine Verschwörung gegen seinePerson. Meine besten Wünsche begleiten dich auf jeden Fall. Ich hoffe doch, du wirst mir nach deiner Rückkehr berichten?«
    »Das werde ich tun«, versprach Valerius, während er sich eine Weintraube nahm. »Und der Anschlag auf mich vor deiner Tür? Siehst du da keinen Zusammenhang?«
    »Merkwürdig genug«, erwiderte Seneca, »aber wer weiß von deiner Mission, wer könnte sie verhindern wollen? So viel ich weiß, ist sie nur den Personen bekannt, die sie von dir verlangt haben, und die werden dich kaum umzubringen versuchen.«
    »Wohl wahr.« Valerius fuhr sich unschlüssig durch die Haare. »Mag sein, dass es ein Zufall war und es sich doch um ganz gewöhnliche Straßenräuber handelte.«
    Gesättigt und in besserer Stimmung als zuvor verließ er den großen römischen Philosophen. Das Angebot eines Empfehlungsschreibens an den Statthalter hatte er dankend abgelehnt – wie sollte er auch wissen, dass es ihm noch einmal sehr nützlich hätte sein können?

IV.
Das Gasthaus des Todes
    Der Frühlingsregen hatte die meisten Straßen und Wege Germaniens in schlammige Pfützen verwandelt, und nur die von römischen Pionieren angelegten Reisestraßen waren noch passierbar. Dichte Nebelschleier hatten sich über das Land gelegt und tauchten die regenbenetzten Wälder in dunkles Grau.
    Eine zweispännige Carruca rumpelte schwerfällig, doch in beachtlichem Tempo über eine der Straßen, immer wieder angefeuert von dem pockennarbigen Kutscher, der seine Pferde in einem grausigen Latein dahintrieb, das so lückenhaft war wie sein Gebiss. Die eisenbeschlagenen Holzräder erzeugten einen monotonen, ermüdenden Gleichklang. Obwohl der Reisewagen gut gepolstert und durchaus bequem zu nennen war, bekamen die Passagiere die zahlreichen Unebenheiten der Straße empfindlich zu spüren.
    »Bei Jupiter, das ist keine Straße, sondern eine Anhäufung von Schlammlöchern.«
    Der rotgesichtige, dickliche Kaufmann putzte sich den Schweiß von der Stirn, hob das Fenstertuch an und sah nach draußen. Dunkle, nebelverhangene Wälder säumten den Weg und gaben nur ab und zu den Blick frei auf grünende Lichtungen oder kleine Ansammlungen von Häusern und Höfen.
    »Noch etwa sechs Milia bis Mogontiacum , dann ist es geschafft! Bei den Göttern, was freue ich mich auf ein warmes Bad!«
    Der Kaufmann blickte seine zwei Mitreisenden hoffnungsfroh an, doch niemand schien das Gespräch aufnehmen zu wollen. Der blasse, hagere Mann in dem dünnen schwarzen Mantel, der in Noviomagus zugestiegen war und bis jetzt kein Wort gesprochen hatte, starrte weiterhin mit finsterem Blick aus dem anderen Fenster. Ab und zu rieb er sich über die frische Narbe, die sich von seinem Kinn bis zum Ohr zog und sein sonst ansehnliches Gesicht entstellte.
    Auch Valerius hatte sich tief in seinen gallischen Kapuzenmantel gehüllt, brummte einige unverständliche Worte und wandteden Blick wieder nach draußen. Mit seinen Gedanken war er immer noch in Rom.
    Das zweite Treffen mit Cynthia war eher noch
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