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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen
Autoren: Lotte Kinskofer
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anderem deshalb, weil ich es auch nicht so genau wusste. Mir war nur klar, dass er mir fehlen würde, wenn er wieder aus meinem Leben verschwände. Aber davon war zurzeit wirklich nicht die Rede. Am stabilsten erwies sich das Küken in unserer Runde; Claras Beziehung mit Jens dauerte nun schon über ein Jahr, und von größeren Krisen war nie die Rede. Von mir hatte sie das nicht. Am verliebtesten wirkten aber unsere Oldies. Ricarda und Ralf waren zurzeit unzertrennlich – auch wenn das Komm-mir-nicht-zu-nah-Spiel sicherlich noch lange andauern würde.
    Uns war allen ein bisschen feierlich zumute am Anfang, und zum Teil mussten wir uns ja auch erst kennenlernen, mit Gero und Ferdinand hatte ich eigentlich nie etwas zu tun gehabt. Allmählich fanden wir uns zusammen, vielleicht half der Alkohol ein bisschen nach. Annette hielt zunächst einmal eine kleine Rede und erinnerte an die Anfänge der ganzen Geschichte.
    »… und da dachten wir, wenn die Männer schon dafür bezahlen, dass wir sie lächerlich machen, dann kann man daraus ein Geschäft machen. Und das ging auch gut. Erst durch Ferdinand habe ich gesehen, dass es auch echte Probleme gibt – und durch ihn habe ich gelernt, wie man sie lösen kann, nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst. Ich kann jetzt mit meiner Mutter umgehen, ich weiß, was ich beruflich will, ich habe tanzen gelernt, ich stehe neuerdings auf tolle Klamotten, ich habe gute Freundinnen und nette Freunde kennengelernt. Ich kann so eine Agentur nur empfehlen, wenn jemand wieder in die Gänge kommen möchte. Wenn man sie selbst leitet, verdient man dran und lernt noch was so wie ich, aber man ist auch gut bedient, wenn man sich als Kunde an meine Nachfolgerin wendet. Ricarda wird auf meine und Evas Hilfe immer zählen können. Das Konzept hat sich allerdings stark geändert, das Angebot wurde erweitert. In Zukunft wollen wir vor allem Frauen helfen – ob es so amüsant wird wie im letzten Jahr, wird sich zeigen. Stoßen wir an auf die neue Leiterin der Agentur. Ricarda, viel Erfolg und viele gute Ideen.«
    Wir hoben die Gläser und stießen an. Hannes grinste mich an.
    »Ich habe der Agentur auch viel zu verdanken. Unser erstes Date kam so zustande.«
    »Stimmt. Das kam dich teuer zu stehen.«
    »Hat sich gelohnt.«
    Gero hatte offenbar zugehört und stellte sich zu uns.
    »Ich habe der Agentur auch einiges zu verdanken. Was ich alles gelernt habe, unglaublich.«
    Nachdem sich Gero so indiskret eingemischt hatte, fragte Hannes indiskret zurück.
    »War’s die Mühe wert?«
    Gero nickte.
    »Unbedingt. Ich kann gerade für professionelle Helfer die Agentur unbedingt weiterempfehlen. Gerade wenn man meint, man weiß schon so viel über die Menschen, dann sollte man sich auf so etwas einlassen. Ich habe mein blaues Wunder erlebt.«
    »Und überlebt.«
    Gero lächelte.
    »Das auch.«
    Annette stellte sich neben Gero.
    »Blaues Wunder? So schlimm? Ich dachte, wir hätten uns versöhnt.«
    »Das ja, aber ist damit alles klar?«
    Annette zuckte die Schultern.
    »Ist überhaupt irgendwann irgendetwas klar? Gibt es denn Sicherheiten? Wie sollen die denn aussehen?«
    Ich grinste Annette an.
    »Das sind ja völlig neue Töne. Du warst doch früher immer so scharf auf eine Beziehung, die ewig hält.«
    »Ich habe auch etwas lernen müssen.«
    Dann wandte sie sich noch einmal an Gero.
    »Es ist vielleicht nicht sehr diplomatisch, das vor anderen zu sagen, Gero. Aber ich war nicht immer sehr nett zu dir. Das tut mir leid. Doch einige Zeit wusste ich gar nicht, wie ich noch leben soll, so sehr bist du mir auf die Pelle gerückt. Es war ein reiner Befreiungsschlag, damit ich wieder Luft bekomme.«
    Beim Stichwort Pelle kam Ralf hinzu.
    »Das kenne ich gut. Kann ich verstehen, Annette. Das war auch unser Problem. Aber ich denke, wir haben es jetzt einigermaßen gelöst.«
    Gero wiegte bedenklich den Kopf.
    »Vielleicht kommt das auch immer wieder, und man muss sich erneut zur Wehr setzen. Wenn es so ist, Annette, dann sag es mir.«
    Ralf nickte.
    »Ich denke auch, dass das nicht so einfach ist. Wenn der eine viel Zeit hat, hat die andere wenig, wenn der eine ausgehen will, möchte die andere zu Hause bleiben, wenn der eine von Freiheit träumt, wird die andere besonders anhänglich.«
    Ricarda drängelte sich dazwischen. Ihr Ton war nicht besonders lieblich.
    »Meinst du mich?«
    Ralf lächelte.
    »Dich? Kann sein. Aber vielleicht ist es auch mal umgekehrt. Wenn du jetzt die Agentur hast, werde
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