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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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nehmen. Sie können schreiben wie kein Zweiter, nur das Drumherum, wie soll ich sagen, das Ambiente… damit haben Sie Ihre Probleme. Was zum Beispiel Lautner betrifft, so haben sich seine Beschwerden wieder vermehrt. Wo blieb denn der versprochene Bericht über das Jubiläum? Groß angekündigt,
nichts ist geschehen. Da bin ich enttäuscht, ich habe Ihnen gesagt, wie wichtig Lautner für uns ist.«
    »Er hat es gewagt, sich noch einmal zu beschweren? Nach allem, was gelaufen ist?«
    »Wie bitte? Was ist gelaufen? Ich habe nichts gelesen …«
    »Gelesen! Nein, zu lesen war nichts, da haben Sie recht. Ich bezog mich auf Hintergrundinformationen, lassen Sie nur. Ich kann es Ihnen hier nicht erklären.«
    »Schade, sehr schade für Sie! Meynard, ich habe Sie einmal eindringlich gewarnt, mit kurzfristigen Erfolgen ist uns hier nicht geholfen.«
    »Sagen Sie, was Sie wollen, nehmen Sie keine Rücksicht, ich denke, das sind Sie mir schuldig.«
    »Spielen Sie nicht den Gekränkten! Ich schätze Sie, ich schätze Sie nach wie vor. Ihre Schreibe, die hat Bestand. Doch im Umfeld, da müssen wir etwas ändern …«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Die Chefredaktion hat ihre alten Konzepte noch einmal durchdacht. Uns liegt eine sehr ernsthafte und Erfolg versprechende Bewerbung vor, zwei junge und gute Leute, befreundet, ein Pärchen, ganz das, was wir lange schon suchten. Sie haben schon reichlich journalistische Praxis , erstaunlich übrigens in ihrem Alter …«
    »Sie meinen Walter und Doris?«
    »Ja, Sie kennen die beiden wohl gut aus früheren Zeiten? Ich hörte davon, und, verstehen Sie, ich ahnte gleich, es wäre eine zugkräftige Konstellation. Wir wollten Ihre Stelle ja früher schon splitten, ein Mann, eine Frau, der Frauensektor ist besonders empfindlich, und die junge Dame verfügt über die besten Kontakte.«
    »Sie wollen mich rausschmeißen?«

    »Wer spricht denn davon? Sie nehmen zunächst einmal Urlaub, der sei Ihnen gegönnt. Wir stocken Ihre Stelle auf, finanziell, und auch den Fonds für Ihre Recherchen. Die Leitung der Seite übernehmen Walter und Doris, Sie bleiben uns erhalten, mit Ihrer Schreibe, zuständig für einen Sonderbereich.«
    »Welchen Sonderbereich?«
    »Porträts und Reportagen, das, was Sie können.«
    »Ein Nebengleis also …«
    »Ach was, Nebengleis! Eine sehr lukrative Stelle, würden sich viele die Finger nach lecken …«
    »Und Männie, was geschieht mit dem?«
    »Da fragen Sie noch? Wir werden uns trennen müssen von Ihrem Mitarbeiter, das steht doch längst fest.«
    »Es steht fest … So … Erinnern Sie sich an meine Einstellungsbedingungen? Einer allein ? Ich, einer allein?! Sie wollten eine Seite aus einem Guß, und ich habe in den gelungenen Fällen so etwas geliefert, nicht einmal schlecht, davon bin ich selbst überzeugt. Jetzt wollen Sie alles ein Niveau niedriger, mit dem Blick auf die Kunden, Showkasten hier und Debattierecke dort … Sie verschleißen die Leute ganz nach Bedarf, mein Mitarbeiter, wie Sie ihn nennen, hat mehr für Ihr Blatt getan als Ihre Schmahls in all ihren verdammten Jahren zusammen. Guter Journalismus! Das hatte ich vor …«
    »Meynard, Sie erregen sich grundlos! Sie werden doch bleiben in dieser Funktion. Nicht mal den Schreibtisch brauchen Sie zu wechseln! Alles wie gehabt, nur den lästigen Kram, das Umfeld betreffend, den nehmen wir Ihnen ab. Seien Sie doch erleichtert deswegen!«
    »Das Umfeld ! Schon das Wort ist mieses Neu-Deutsch. Ich hab nie für ein Umfeld geschrieben, ich hab …«

    »Sehen Sie, das war ein Fehler! Und zu Fehlern muß man sich auch bekennen!«
    »Ein Fehler? Niemals! Ich habe mich in Ihnen getäuscht. Sie segeln voll mit dem Wind. Ich ahne schon, was Sie wollen, buntes Geschwafel, diese Zeitgeist -Sauce von heute … Das sind so die Trends …«
    »Bitte, lassen Sie uns erst einmal sehen, nichts überstürzen, Sie werden schließlich weiter maßgeblich beteiligt sein …«
    »Maßgeblich? Ach, hören Sie auf! Ist die Umbesetzung bereits beschlossen?«
    »Fast schon beschlossen …«
    »Also! Dann! Nehmen Sie meine Kündigung entgegen.«
    »Aber Meynard, nichts wäre unsinniger als das …«
    »Was Sinn macht und was nicht, weiß ich am besten. Der Urlaub steht mir noch zu, dann können Sie schalten, wie es Ihnen beliebt. Ich verabschiede mich!«
    Ich gab ihm die Hand, und er wollte mich noch bewegen, die Unterhaltung fortzusetzen. Er schlug eine Aussprache im Dortmunder für den nächsten Mittag vor, ich
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