Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
verbrennen Sie sie, machen Sie damit, was Sie wollen.«
    »Auch das ist mir nicht recht. Ich möchte, daß diese Briefe aus meinem Gesichtskreis verschwinden.«
    »Mein Gott, Sie stellen sich an. Die Briefe sind an Sie gerichtet, Sie sollten sich freuen, daß Sie so geistreiche Post erhalten. Heben Sie sie auf, wenn meine Schwester berühmt wird, haben Sie Material für eine Fußnote in Ihrer Biographie.«

    »Ich empfinde diese Scherze als makaber …«
    »Wissen Sie, Ihr Vokabular gefällt mir nicht. Delikat, makaber, ungelegen … das ist genau die Pseudosprache, die ich nicht mag. Meine Schwester wird vielleicht ganz ähnlich empfinden. Ihr antikes Wissen wird sie anziehen, Ihre Sprache, Ihre Erscheinung werden sie abstoßen. Sie ist eben in einem Zwiespalt, und den verhüllt sie durch Ironie.«
    »Das genügt, Beleidigungen sind in Ihrer Branche anscheinend an der Tagesordnung. Nehmen Sie nun die Briefe oder nicht, mehr will ich nicht wissen …«
    »Ich nehme sie nicht ! Das wär doch gelacht, Sie von diesen Geistesblitzen zu befreien. Sie fühlen sich nicht wohl, was, nicht wohl in diesen intellektuellen Höhen? Kann ich verstehen. Bei Ihnen muß sich alles erst setzen … Legen Sie die Briefe irgendwo ab, das wird Sie erleichtern …«
    Er trank sein Glas aus, zog sein Portemonnaie, entnahm ihm einige abgezählte Münzen, legte sie neben das Glas auf den Tisch und wollte davongehen.
    »Ist ja häßlich, wie Sie alles ins Sumpfige zerren!« rief ich ihm hinterher.
    Er antwortete nicht mehr, er verschwand in der Menge.
     
    Ich verschwieg Sarah das Gespräch mit Dreisen, unerfreuliche Begegnungen dieser Art ließ man besser auf sich beruhen. Stattdessen versuchte ich vorsichtig, ihr einige Andeutungen zu entlocken. Sie erklärte, sie habe Dreisens Kurs seit zwei Wochen nicht mehr besucht, es gehe ihr zu langsam voran. Auf meine Frage, ob Dreisen wirklich fachkundig sei, erwiderte sie, ohne zu zögern, er sei nicht fachkundig genug und wolle sie täuschen. Ich hakte nach, ob auch die Kommilitonen die Täuschung bemerkten, und sie verneinte, natürlich nicht,
den anderen falle nichts auf. Ich wollte noch wissen, wie sie nach diesen Erfahrungen zu Dreisen stehe, und sie antwortete wieder in ruhiger, überlegener Art, er sei eben einer unter vielen , all diese immergleichen Figuren könnten sie letztlich niemals besiegen. Das alles klang nicht einmal bitter, obwohl ich erwartet hatte, es falle ihr schwer, über ihren offensichtlichen Irrtum zu sprechen. Sie fügte sogar hinzu, sie sei nicht enttäuscht, diese Annahme verzerre das Bild, außerdem hätte ich damals recht gehabt, Dreisen sei impertinent , ein abgespaltener Lakai der großen Verschwörung um uns herum. Ich konnte verstehen, daß sie ein wenig gekränkt schien; sie hatte mehr von der Universität erwartet, strahlende, souveräne Figuren, die nichts Knausriges hatten. Ich fragte sie noch, wie es mit dem Studium weitergehen solle, und sie erwiderte schlicht, die Philosophie sei nicht tüchtig und die Biologie im Kleinen beschränkt.
     
    »Männie, was läuft?«
    »Ich glaube, die Sache mit Schmahl ist erledigt. Ich habe ihn hergenommen nach Wunsch, er war tief beeindruckt. Jetzt denkt er wohl, du hast die Geschichten der Serie erfunden. ›Der Meynard, der schüttelt das aus dem Ärmel‹, war er sich sicher…«
    »Und von wem kamen die Piccolo ?«
    »Die Sekretärin von Piehl hat mir versichert, im Aldi habe es das Zeug zwei Wochen als Sonderangebot gegeben; dann wär es kein Wunder, denn Schmahl liest die Sonderangebote fast jeden Tag.«
    »Gut, lassen wir es dabei …«
    »Denke ich auch, ich bin jedenfalls erleichtert.«
    »Und was geht sonst ab in der Szene?«

    »Walter und Doris bringen die show. Es hat sich herumgesprochen, daß sie beim Fernsehen sind. Walter trägt jetzt Sakkos aus Leinen, die Medienmasche mit umgeschlagenen Ärmeln. Er pest durch die Kneipen und erzählt den Leuten von optischen Trägern , von Umsetzungen durch Bildinhalte , eben den üblichen Stuß, den diese Typen so draufhaben. Dabei dreht er nur Drei-Minuten-Terrinen, eine ekelhafte Anmachmixtur, Dörfer und Menschen, das Land Rheinland-Pfalz. Aber du wirst ihn nicht wiedererkennen, er ist um zwei Nummern gewachsen.«
    »Und Doris?«
    »Doris steckt voll mit drin, sie ist richtig fesch geworden, schade, daß du nicht mehr dran bist. Den Job in der Ansage hat sie aufgegeben, sie will angeblich mehr und erzählt von journalistischer Praxis  …«
    »Klingt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher