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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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fachlichen Qualitäten mögen immer die erste Rolle gespielt haben …«

    »Fachliche Qualitäten? Haben Sie die?«
    »Ich bin nicht hierher gekommen, um mit einem Unberufenen darüber zu streiten. Wenn Sie es darauf schieben, werde ich das Gespräch hiermit beenden.«
    »Ach was, die Frage war ernst gemeint. Ich kenne Ihre Qualitäten doch nicht. Sagen Sie doch ruhig, Sie haben welche, da wäre ich schon beruhigt.«
    »Ich denke nicht daran, Ihnen diesbezüglich zu folgen …«
    »Dann entschuldigen Sie, warten wir Ihre Dissertation ab, sie wird’s ans Licht bringen.«
    »Meine Arbeit wird so schnell nicht erscheinen …«

»Ich weiß, sie wird sich erst setzen müssen.«
    »Ich glaube, es ist besser, wir beenden dieses Gespräch.«
    »Nein, ich bin ungeduldig, verstehen Sie mich! Ich wollte Sie nicht unterbrechen. Bitte, führen Sie Ihren Gedankengang zu Ende!«
    »Danke, ich nehme Ihre Entschuldigung an… Ich werde die Sache abkürzen. Das Interesse Ihrer Schwester für meine Person hat sich in zahlreichen Briefen niedergeschlagen. Der Inhalt ist überwiegend fachlicher Natur, es werden dort recht brisante Themen angeschnitten, ich möchte nicht darauf eingehen… Es war mir nicht möglich, einen so ausgedehnten Briefwechsel zu führen, es fehlt mir dazu die Zeit, aber ich habe versucht, so manches Problem mündlich mit ihr zu behandeln.«
    »Das war sehr freundlich von Ihnen.«
    »Ja, ich bin durchaus auf die Fragen Ihrer Schwester eingegangen, so war es nicht. Ihre Briefe an mich erreichten allerdings mit der Zeit eine anormale Frequenz. Fast täglich erhielt ich ein längeres Schreiben, und… von Brief zu Brief erschien mir der Text immer verworrener. Das läßt sich bereits durch
die Anschrift auf dem Kuvert belegen. Sie schrieb nämlich, ich habe die Beweise hier in meiner Tasche, unter anderem an Herrn Wolfgang Dreisee, Antiken-Imitatoren- und Glückslehren GmbH … oder auch an die Firma Wolfgang Dreisen & Co. Abteilung Original und Fälschung … Ich muß Ihnen sagen, ich habe für diese Witze wenig Verständnis, zumal ich in Untermiete wohne und die Briefe mir persönlich ausgehändigt werden… Wie ich dastehe in solchen Situationen, Sie werden es sich kaum ausmalen können!«
    »Na gut, mag sein, aber für ein wenig Ironie werden Sie doch Verständnis aufbringen?«
    »Ironie? Wodurch hätte ich die verdient?«
    »Tja, da haben Sie recht, verdient haben Sie’s nicht…«
    »Wie soll ich Sie verstehen?«
    »Ach bitte, erlauben Sie mir eine Frage. Hat meine Schwester weiter Ihre Kurse besucht? Zeigte sie auch dort Anzeichen der von Ihnen so benannten Verwirrung?«
    »Sie hat meinen Kurs weiter besucht, ja, ohne jedes Anzeichen der in den Briefen, wie soll ich sagen, zur Schau gestellten Sonderbarkeiten. Sie hat das Pensum eines ganzen Studienjahres in weniger als drei Monaten bewältigt.«
    »Und Sie haben sie nicht einmal angesprochen auf diese Briefe, um ihr mehr zu entlocken?«
    »Ich habe sie nach den Kursen angesprochen, doch meist ohne Erfolg. In fachlichen Fragen läßt sie gern mit sich reden, was die Briefe betrifft, verweigert sie sich.«
    »Sie hat niemals etwas dazu gesagt?«
    »Auf mein Insistieren hat sie behauptet, die Briefe seien ausschließlich als Warnungen zu verstehen, ich solle mir nicht einbilden, sie täuschen zu können.«
    »Täuschen? Täuschen wodurch?«

    »Das ist ja das Rätsel, ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.«
    »Vielleicht haben Sie doch ein paar Fehler begangen?«
    »Nein, ausgeschlossen, ich habe mich Ihrer Schwester nie privat genähert, glauben Sie mir …«
    »Das meinte ich nicht, ich meinte Fehler fachlicher Art?«
    »Fachlicher Art? Sie vermuten, ich sei meinen Kursen nicht gewachsen?«
    »Könnte doch sein, könnte es sein, daß meine Schwester Ihnen voraus ist?«
    »Ich habe es nicht nötig, darauf zu antworten. Ich begehe keine Fehler fachlicher Art, nicht in Anfängerkursen!«
    »Immerhin … Sie räumen ein …«
    »Auf diesem Niveau unterhalte ich mich nicht mit Ihnen. Nehmen Sie zur Kenntnis, daß ich mehrere Prüfungen mit Auszeichnung abgelegt habe.«
    »Das schließt ja nicht aus, daß Sie sich vielleicht ein paarmal geirrt haben.«
    »Beenden wir dieses Gespräch … Es macht keinen Sinn. Ich wollte Sie nur um eines bitten, es ist nicht zuviel verlangt. Ich möchte Ihnen die Briefe Ihrer Schwester übergeben …«
    »Mir? Wozu?«
    »Ich möchte diese Briefe nicht in meiner Nähe haben.«
    »Dann schmeißen Sie sie weg,
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