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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne
Autoren: John Scalzi
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ein großer Star. Jetzt. Ihre letzten beiden Filme haben dreihundert Millionen Dollar eingespielt. Vierzehn Millionen sind ein gutes Angebot.«
    Die Tür öffnete sich. Miranda streckte den Kopf herein. Sie hat schon wieder angerufen, las ich von ihren Lippen ab.
    »Tom…«, begann Brad.
    »Einen Augenblick, Brad. Eben ruft sie selber auf der anderen Leitung an.« Ich drückte ihn weg, bevor er noch irgendetwas sagen konnte. »Was ist los?«, fragte ich Miranda.
    »Miss Wichtig sagt, sie müsse sofort mit Ihnen über ein sehr dringendes Problem reden, das keinen Aufschub duldet.«
    »Sagen Sie ihr, dass ich bereits wegen des Friseurs verhandle.«
    »Nein, es ist sogar noch wichtiger als das«, sagte Miranda. »Wie es klingt, ist es möglicherweise das Allerwichtigste in der gesamten Menschheitsgeschichte. Noch viel wichtiger als die Erfindung der Fettabsaugung.«
    »Machen Sie sich nicht darüber lustig, Miranda. Durch die Fettabsaugung wurde zahlreichen Schauspielerinnen eine deutlich längere Karriere ermöglicht, wovon ihre Agenten profitieren und damit letztlich auch Sie. Die Fettabsaugung garantiert Ihnen ein sicheres Gehalt.«
    »Leitung zwei«, sagte Miranda. »Geben Sie mir sofort Bescheid, wenn die Fettabsaugung abgeschafft werden soll.«
    Ich drückte die Taste für die zweite Leitung. Straßenlärm drang aus den Lautsprechern meines Headsets. Zweifellos kutschierte Michelle gerade den Santa Monica Boulevard entlang.
    »Michelle«, sagte ich zu ihr. »Ich bin gerade dabei, dich sehr reich zu machen. Was immer es ist, mach schnell.«
    »Ellen Merlow hat die Hauptrolle in Bittere Erinnerungen bekommen«, sagte Michelle. »Ich dachte, ich wäre dafür in der engeren Wahl. Ich dachte, ich hätte die Rolle schon.«
    »Sei deswegen nicht enttäuscht, Michelle«, sagte ich. »Jeder hat sich dafür beworben. Wenn du die Rolle nicht bekommen hast, geht es dir genauso wie Cate Blanchett und Meryl Streep.
    Du bist in bester Gesellschaft. Außerdem wäre die Gage nicht besonders hoch gewesen.«
    Ich hörte ein Auto, das quietschend bremste, danach eine Hupe und gedämpftes Geschrei. Michelle hatte jemanden geschnitten. »Tom, ich brauche solche Rollen, weißt du? Ich will nicht die nächsten zehn Jahre lang Summertime Blues spielen. Mit dieser Rolle hätte ich einen großen Sprung nach vorn machen können. Ich möchte mich als Künstlerin entwickeln.«
    Bei dem Wort Künstlerin tat ich, als würde ich mir eine Kugel in den Kopf schießen. »Michelle, im Augenblick bist du der größte weibliche Star von Hollywood. Lass uns noch ein paar Filme lang damit arbeiten, ja? Bau dir ein schönes Nest. Für die Kunst ist später immer noch Zeit.«
    »Ich bin die Richtige für diese Rolle, Tom.«
    »Die Hauptfigur ist eine Jüdin über vierzig, die das Warschauer Ghetto und Treblinka überlebt und danach in den USA gegen Rassismus gekämpft hat«, erklärte ich. »Du bist fünfundzwanzig. Und du bist blond.« Und du glaubst bestimmt, Treblinka sei eine Boutique an der Melrose Avenue. Doch diesen Gedanken behielt ich für mich. Es hatte keinen Sinn, Michelle unnötig zu verwirren.
    »Cate Blanchett ist auch blond.«
    »Cate Blanchett hat auch einen Oscar«, sagte ich. »Genauso wie Ellen. In beiden schauspielerischen Kategorien. Und sie ist auch nicht fünfundzwanzig oder blond. Lass es sein, Michelle. Wenn du dich als Künstlerin entwickeln willst, kann ich dir eine Theaterrolle besorgen. Das ist wahre Kunst. Haufenweise Kunst. Im Geffen suchen sie gerade Leute für Ein Puppenheim. Das wird dir gefallen.«
    »Tom, ich will diese Rolle haben.«
    »Wir werden später darüber reden, Michelle. Brad wartet auf der anderen Leitung. Wir sehen uns bald.«
    »Vergiss nicht, ihm zu sagen, dass er meinen Friseur…« Ich drückte sie weg und schaltete wieder zu Brad um. »’tschuldigung, Brad.«
    »Ich hoffe, sie hat Ihnen gesagt, nicht zu viel zu verlangen, damit Sie den Deal nicht platzen lassen«, sagte Brad.
    »Um ehrlich zu sein, sie wollte wegen eines anderen Projekts mit mir sprechen, das ihr sehr am Herzen liegt. Bittere Erinnerungen.«
    »Ich bitte Sie!«, sagte Brad. »Sie ist etwas zu jung und zu blond, um Yentl spielen zu können. Außerdem hat Ellen Merlow gerade die Rolle bekommen. Hab’s heute in der Times gelesen.«
    »Seit wann veröffentlicht die Times zuverlässige Informationen? Sicher, Michelle ist eigentlich noch zu jung für die Rolle, aber dafür gibt es doch Make-up. Und sie ist ein Publikumsmagnet. Sie wird
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