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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne
Autoren: John Scalzi
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ich mir keinen Klienten vorstellen, der wichtiger als dieser wäre. Dieser Klient ist der Meinung, dass er ein ernsthaftes Imageproblem hat, und ich muss sagen, dass ich ihm in diesem Punkt nicht widersprechen kann. Er möchte ein sehr spezielles Projekt realisieren, und dafür ist allergrößtes Fingerspitzengefühl nötig. Jetzt brauche ich jemanden, der mir hilft, alles in die Wege zu leiten, jemanden, dem ich vertrauen kann, jemanden, der die nötige Arbeit für mich erledigt, ohne dass ich ihm ständig auf die Finger schauen muss, und jemanden, der in der Lage ist, zum Wohl des Projekts sein Ego zurückzustellen. Ich hoffe, dass Sie dieser Jemand sein werden, Tom. Wenn Sie Nein sagen, wird das keinerlei Auswirkungen auf Ihre Position innerhalb unserer Agentur haben. Sie können dieses Zimmer verlassen und so tun, als hätte diese Besprechung niemals stattgefunden. Aber wenn Sie Ja sagen, stehen Sie in der Pflicht. Sie werden alles tun, was nötig ist, solange es nötig ist. Sind Sie bereit, mir zu helfen?«
    Jetzt trommelte der kleine Mann in meinem Kopf mit den Fäusten gegen die Rückseiten meiner Augäpfel. Sag NEIN, schrie er. Sag Nein und lass uns dann in eine Kneipe gehen, wo wir uns ordentlich besaufen können.
    »Klar«, sagte ich. Jetzt weinte der kleine Mann in meinem Kopf bittere Tränen.
    Carl beugte sich vor und legte seine Hand auf meine, wie auf eine Computermaus, um sie zu schütteln. »Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann«, sagte er. »Danke. Ich glaube, Sie werden sehr viel Spaß haben.«
    »Das hoffe ich«, sagte ich. »Ich bin dabei. Also, wer ist der Klient? Tony?«
    Antonio Marantz war dabei erwischt worden, wie er auf dem Set des letzten Morocco-Joe- Films an einem sechzehnjährigen Teenager aus der Komparserie herumgefummelt hatte. Die ohnehin schon schlimme Sache wurde noch viel schlimmer durch den Umstand, dass das Kind, an dem der Mann, den das Magazin People zum »begehrtesten Junggesellen« gewählt hatte, ein Junge war – und obendrein der Sohn des Regisseurs. Nachdem man die Finger des Regisseurs von Tonys Hals gelöst hatte, wurde alles getan, um die Angelegenheit zu vertuschen. Die Gage des Regisseurs wurde um eine Million Dollar erhöht. Die Gewerkschaft der Regisseure verschaffte dem Jungen ein »Praktikum« bei einem Film über Admiral Cook, der während der nächsten sechs Monate in Grönland gedreht werden sollte. Tony musste sich eine Standpauke anhören, in der es darum ging, dass es ihn seine nächste Rolle kosten konnte, wenn er mit minderjährigen Jungen herumspielte. Das Drehteam erhielt kleinere, aber immer noch recht ansehnliche Prämien. Alle hielten dicht, und die Geschichte tauchte in keiner Klatschkolumne auf. Aber man konnte nie wissen. Solche Sachen sickerten immer irgendwo durch.
    »Nein, es ist nicht Tony«, sagte Carl. »Unser Klient ist hier.«
    »Im Gebäude?«
    »Nein.« Carl tippte gegen das Aquarium, das zwischen uns stand. »Hier.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Carl. Das ist ein Aquarium.«
    »Schauen Sie in das Aquarium«, forderte Carl mich auf.
    Zum ersten Mal, seit ich das Zimmer betreten hatte, sah ich mir das Aquarium genauer an. Es war rechteckig und weder ungewöhnlich groß noch ungewöhnlich klein. Es hatte etwa die Größe eines durchschnittlichen Aquariums, wie man es gelegentlich in durchschnittlichen Wohnhäusern sieht. Das einzig Bemerkenswerte daran war die Abwesenheit von Fischen, Steinen, blubbernden Filtern oder kleinen Schatzkisten aus Plastik. Es wurde komplett von einer Flüssigkeit ausgefüllt, die durchsichtig, aber leicht trübe war, als wäre das Wasser des Aquariums seit mindestens einem Monat nicht mehr ausgetauscht worden. Ich stand auf und blickte von oben in das Aquarium. Und schnupperte daran. Dann schaute ich Carl über das Aquarium hinweg an.
    »Was ist das, Wackelpudding mit Thunfischgeschmack?«
    »Nicht ganz.« Carl wandte sich dem Aquarium zu. »Joshua, ich möchte dich mit Tom bekanntmachen.«
    Das Zeug im Aquarium vibrierte.
    »Hallo, Tom«, sagte das Zeug. »Es freut mich, dich kennenzulernen.«

3
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    »Wie haben Sie das gemacht?«, wollte ich von Carl wissen.
    »Was?«
    »Wie haben Sie es zum Sprechen gebracht? Cooler Trick übrigens.«
    »Ich habe nichts gemacht, Tom«, sagte Carl.
    »Weiß ich doch. Mir ist klar, dass es nichts mit Bauchreden oder so zu tun hat. Ich würde gern wissen, wie es akustisch funktioniert. Wackelpudding dürfte kein besonders gutes Medium für Schall
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