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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne
Autoren: John Scalzi
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völlig neue Zuschauerkreise für das Genre des ernsten Dramas erschließen.«
    Brad schnaufte. »Dafür würde sie auf gar keinen Fall vierzehn Millionen bekommen. Das ist schon das Gesamtbudget für das Projekt.«
    »Richtig, aber sie könnte sich als Künstlerin entwickeln.« Ich ließ den Ball auf dem Schreibtisch auf und ab springen. »Auf so etwas fährt die Academy ab. Das bringt ihr mühelos eine Nominierung ein. Wie Charlize Theron für Monster.« Manchmal kann ich selber nicht glauben, welche Worte mir über die Lippen kommen.
    Aber es funktionierte. Ich konnte hören, wie Brad in Gedanken die Möglichkeiten gegeneinander abwog. Das aktuelle Projekt war die Fortsetzung von Mord an der Erde. In einem wahren Ausbruch von Kreativität hatte man ihm den Titel Rache für die Erde gegeben. Aber jetzt hatten sie ein Problem, weil sie den Helden des ersten Films hatten sterben lassen. Was eigentlich gar nicht so schlimm war, weil Mark Glavin, der die Rolle gespielt hatte, ein Loser war, der sich alle Mühe gab, den bogenförmigen Verlauf der Karriere von Mickey Rourke zu wiederholen.
    Also musste die Fortsetzung komplett um Michelle herum aufgebaut werden, weil ihre Figur überlebt hatte. Das Drehbuch war geschrieben, die Besetzung stand, und die Vorproduktion war bereits auf Hochtouren angelaufen. Jetzt kam es nicht mehr infrage, alles zu stoppen, um die Besetzung oder das Drehbuch zu ändern. Die Sache rollte, was mir genauso klar war wie Brad. Jetzt konnten wir uns nur noch um Feinheiten streiten.
    Wieder tauchte Mirandas Kopf im Türspalt auf. Ich starrte sie finster an. Sie schüttelte den Kopf. Nicht sie, sagte sie lautlos. Carl.
    Ich legte den Ball weg. Wann?, fragte ich in Lippensprache.
    In drei Minuten, gab sie auf die gleiche Weise zurück.
    »Hören Sie, Brad«, sagte ich. »Ich muss jetzt… ich habe gerade erfahren, dass ich einen Termin mit Carl habe. Er wird zweifelsohne wissen wollen, wie wir uns einig geworden sind. Das Casting für Bittere Erinnerungen ist so gut wie abgeschlossen. Wir müssen ihm irgendwas sagen. Ich muss Carl irgendwas sagen.«
    Ich konnte hören, wie Brad Kopfrechenaufgaben löste. »Scheiße«, sagte er schließlich. »Zehn Millionen und zehn Prozent.«
    Ich blickte auf meine Armbanduhr. »Brad, es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu sprechen. Ich hoffe, dass meine Klientin irgendwann in der Zukunft wieder mit Ihnen zusammenarbeiten wird. Bis dahin wünsche ich Ihnen und den anderen Produzenten von Mord an der Erde viel Erfolg. Wir bedauern es sehr, nicht mehr Teil der Familie zu sein.«
    »Sie Mistkerl«, sagte Brad. »Zwölf Komma fünf – Gage und Anteil. Mehr geht nicht. Schlagen Sie ein oder vergessen Sie es.«
    »Und Sie bezahlen ihren Friseur und Maskenbildner.«
    Brad seufzte. »Na gut. Warum eigentlich nicht. Allen bringt seine eigenen Leute mit. Wir werden uns schminken, Perücken aufsetzen und eine Riesenparty steigen lassen.«
    »Also sind wir im Geschäft. Schicken Sie einen Kurier mit dem Vertrag rüber, und dann pflücken wir ihn auseinander. Und vergessen Sie nicht, dass wir uns noch um das Merchandising streiten müssen.«
    »Wissen Sie, Tom«, sagte Brad, »ich erinnere mich noch an die Zeit, als Sie ein richtig netter Kerl waren.«
    »Ich bin immer noch ein richtig netter Kerl, Brad«, sagte ich. »Es ist nur so, dass ich jetzt Klienten habe, die Sie brauchen. Wir hören voneinander.« Ich trennte die Verbindung und blickte auf meine Uhr.
    Soeben hatte ich den bisher größten Deal des Jahres abgeschlossen und einen Gewinn von 12,5 Millionen Dollar für meine Firma und mich eingestrichen, und jetzt hatte ich noch neunzig Sekunden Zeit bis zum Gespräch mit Carl. Mehr als genug Zeit zum Pinkeln.
    Wenn man einfach gut ist, ist man einfach gut.

2
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    Als ich aus der Toilette kam, hatte ich noch dreißig Sekunden auf der Stoppuhr und steuerte mit schnellen Schritten das Besprechungszimmer an. Miranda trottete mir hinterher.
    »Worum geht es bei diesem Termin?«, fragte ich sie und nickte Drew Roberts zu, als ich an seinem Büro vorbeikam.
    »Das hat er nicht gesagt«, antwortete Miranda.
    »Wissen wir, wer noch an dem Treffen teilnimmt?«
    »Das hat er auch nicht gesagt.«
    Der Besprechungsraum im zweiten Stock liegt gleich neben Carls Büro, das sich am schmaleren Ende des ungefähr eiförmigen Gebäudes unserer Agentur befindet. In einer bedeutenden Architekturzeitschrift hat jemand darüber geschrieben, es sei »ein Frontalzusammenstoß zwischen Frank
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