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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie
Autoren: Helmut Barz
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Jahre! Annika musste bald erwachsen sein.
    Harry hatte Katharina immer mit ihrer großen Schwäche aufgezogen: Tiefes Wasser machte ihr Angst. Sie war sich sicher, dass irgendetwas sie packen, in die Tiefe ziehen und jämmerlich ertrinken lassen würde. Deshalb konnte sie nicht schwimmen.
    Sie drehte den Badeanzug zwischen den Händen. Und plötzlich formte sich der perfekte Plan vor ihrem inneren Auge. Sie wühlte ihre Sommergarderobe aus dem Schrank hervor und begann, ihre Reisetasche weiter zu füllen. Auch den Badeanzug legte sie dazu. Man wusste ja nie.
    Sie hatte gerade den großen Reißverschluss der Reisetasche zugezogen und mit einem kleinen Vorhängeschloss gesichert, als es klingelte. Lutz öffnete und ließ Kurtz ein, der zwei hübsche junge Asiatinnen im Schlepptau hatte. Katharina musterte die Mädchen: Hundertprozentig ähnlich sahen sie ihr nicht. Aber die Figuren und die Größen passten. In der winterlichen Dunkelheit würde es gehen.
    Als die beiden Mädchen Katharina entdeckten, schnatterten sie erbost auf Kurtz und Lutz ein. Endlich sprach Kurtz ein Machtwort: »Nix Kollegin. Nix Konkurrenz.«
    Die beiden Mädchen hielten überrascht inne.
    »Ihr sollt … ihr mit was helfen«, versuchte Kurtz sich verständlich zu machen.
    Nach einer kurzen Denkpause zwitscherte die eine, den Blick auf Katharina geheftet: »Ahhhh, Mädchen mit Mädchen!«
    »Kostet extra!«, ergänzte die andere im gleichen Ton.
    Das konnte ja noch heiter werden! Doch Kurtz hatte sich schon an den großen Leibwächter gewandt: »Lutz, erklär es ihnen!«
    Lutz neigte sich zu den beiden Mädchen und begann leise mit ihnen in ihrer Sprache zu reden. Sie hörten mit offenen Mündern zu.
    Katharina war wider besseres Wissen erstaunt.
    »Lutz spricht … was eigentlich?«, fragte sie ihren Patenonkel verblüfft.
    »Mandarin«, antwortete Kurtz nicht ohne Stolz.
    »Lutz spricht Mandarin?« Katharina konnte diese Tatsache immer noch nicht fassen, denn der bullige Mann war, wenn er überhaupt sprach, sehr einsilbig.
    »Lutz schweigt in acht Sprachen fließend«, antwortete Kurtz amüsiert. »Englisch, Russisch, Spanisch, Französisch, Italienisch und … hab’ ich vergessen. Auf jeden Fall auch Mandarin.«
    Was war das nur mit Frauen und Kleidern? Und mit Schuhen? Vor allem mit Schuhen? Die beiden Mädchen hatten sich begeistert auf Katharinas Kleiderschrank gestürzt. Nur mit Mühe hatte Katharina ihnen ein schwarzes Samtkleid und ihr Lederkostüm entreißen können. Auch um ihre hohen Stiefel hatte es ein kurzes Tauziehen gegeben. Jetzt standen die beiden vor ihr, tief enttäuscht, aber passend gekleidet: Jeans, Sweatshirt mit Kapuze, schwarze Halbschuhe.
    Auch Katharina hatte sich umgezogen. Sie trug einen Anzug, Anthrazit mit Nadelstreifen, zu dem sie ihr Partner Thomas einmal überredet hatte, eine schlichte weiße Bluse, ein schmales Halstuch. Ihr Haar hatte sie zu einem Dutt hochgesteckt. Außerdem trug sie eine Brille mit eckigem, schwarzem Gestell. Nicht, dass sie eine Sehhilfe brauchte. Die Fassung enthielt nur Fensterglas. Doch die Brille leistete ihr manchmal gute Dienste, wenn sie besonders seriös auftreten musste. Wie zum Beispiel diesmal. Schließlich war sie laut ihren neuen Papieren »Zoë Yamamoto, Halbjapanerin, Geschäftsfrau«.
    Katharina blickte in den großen Spiegel in der Tür ihres Schlafzimmerschrankes: Ja, so konnte sie gehen. Die Flucht konnte beginnen.
    Gemeinsam löschten sie alle Lichter. Dann setzte sich der erste Trupp in Bewegung. Die BKA-Beamten hatten sofort bessere Laune bekommen, als sie erfahren hatten, was sie tun sollten, und erfüllten ihre Rolle mit Begeisterung: Betont militärisch und auffällig stiegen die Beamten und eines der Mädchen in den vor dem Haus bereitstehenden Opel – schweifende Blicke, Hände an den Waffen, seltsame Handzeichen. Der Wagen setzte sich in Bewegung und fuhr die Straße hinab. Ein am Straßenrand geparktes Auto startete plötzlich und fuhr ihnen nach.
    Fünfzehn Minuten später verließen Kurtz, Hans und Lutz mit dem zweiten Mädchen die Wohnung. Leise huschten sie die Treppe hinunter, schlichen verstohlen zu Kurtz’ Maybach, stiegen unauffällig hinein und fuhren ebenfalls ab. Diesmal war es ein Motorrad, das aus einer Hauseinfahrt bog und ihnen folgte.
    Katharina wartete noch eine halbe Stunde, die Straße von ihrem Schlafzimmer-Fenster aus im Blick. Ein Mann, der im Halbschatten zwischen zwei Straßenlaternen an einer Hauswand gelehnt und geraucht hatte,
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