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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie
Autoren: Helmut Barz
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ersten Mal gesehen. – Wieso? Hat er dir sonst noch irgendetwas gegeben?«
    Katharina zögerte: »Nicht direkt. Er hat Thomas die Fall-Akte zugespielt. Jetzt hab’ ich sie.«
    Kurtz zog verwundert eine Augenbraue hoch: »Hat er gesagt, warum?«
    »Nur dass er an der Aufklärung des Falles sehr interessiert ist.«
    »Und sonst nichts?«
    »Nein.«
    »Gut. Hast du die Akte schon gelesen?«
    »Nein. Bin ich noch nicht zu gekommen.«
    »Hat er sonst noch was gesagt oder getan?«
    »Er hat mich eindringlich gebeten unterzutauchen. Allein. Während er versucht, das Problem mit diesem Ministro zu lösen.«
    Kurtz knetete seine Unterlippe: »Ich gebe es ja nur ungern zu, aber er hat recht. Und wenn einer dieses Problem lösen kann, dann er. – Ministro hat noch nie versagt.«
    Das waren ja schöne Aussichten. »Was weißt du noch über diesen Ministro?«
    »Der Typ ist ein Geist. Taucht auf, schlägt zu und verschwindet spurlos. Angeblich soll er Südländer sein. Spanier oder Südamerikaner. Mittelgroß. Das ist alles, was ich weiß.« Kurtz räusperte sich: »Auf jeden Fall ist die Idee mit dem Untertauchen richtig. Weißt du schon, wohin?«
    »Nun, ich –«
    Kurtz unterbrach sie streng: »Zu niemandem ein Wort, Katharina. Zu Polanski nicht. Zu mir nicht. Und auch sonst zu niemandem. – Also, weißt du schon wohin?«
    »Nein«, antwortete Katharina fest.
    »Richtige Antwort. Und du kannst nirgendwo hin, wo dich jemand erkennen könnte. – Ist dir das klar?«
    Katharina nickte gehorsam.
    »Das Schwierigste wird sein, dich aus Frankfurt herauszubringen, ohne dass dir jemand folgt.«
    Darüber hatte Katharina auf der Fahrt zu Kurtz auch schon nachgedacht. Sie brauchte ein Ablenkungsmanöver. Und dazu hatte sie eine Idee: »Sag mal, Antonio, du hast doch bestimmt ein paar asiatische Pferdchen in deinem Stall?«
    Kurtz wollte streng sein, konnte sich aber das Grinsen nicht verkneifen: »Zu den Mieterinnen in meinen Etablissements gehören auch Damen asiatischer Herkunft, ja.«
    Es war das vermutlich am schlechtesten gehütete Geheimnis Frankfurts, dass Kurtz ein Reich aus Bordellen und Glückspiel kontrollierte. Das meinte Polanski, wenn er Kurtz den »Patenonkel bei der Mafia« nannte.
    »Sind darunter zwei, die mir halbwegs ähnlich sehen?«
    »So schön wie meine Katharina ist sicher keine, aber das wird sich machen lassen, ja.«
    »Okay, lass sie zu meiner Wohnung bringen. Ich habe da eine Idee.«
    »Gut. Aber erst mal essen wir.«
    Essen. Kurtz’ Allheilmittel. Doch Katharina bekam keinen Bissen herunter. Die Gedanken rasten in ihrem Kopf. Plötzlich fiel ihr etwas ein: Kurtz war doch ihr Patenonkel und der beste Freund ihres Vaters! Er musste doch … Verdammt! Warum war sie nicht gleich drauf gekommen?
    »Sag mal, Antonio, kanntest du den Amendt eigentlich schon vorher?«, fragte sie betont harmlos.
    Kurtz ließ sein Besteck sinken: »Hat er es dir endlich gesagt, ja?«
    »Wer? Was?«
    »Der Amendt! Hat er dir gesagt, wer er ist?«
    »Nein, das habe ich von Polanski erfahren.«
    »Madonna ragazzi!« Kurtz schlug mit der Faust auf den Tisch. »Er hatte es mir doch felsenfest versprochen.«
    »Wer hat was versprochen?«
    »Na, der Amendt. Dass er es dir selbst sagt. Wer er ist. Wer er war .«
    »Du hast ihn also gekannt?«
    »Natürlich. Susanne und er haben ihre Verlobung hier gefeiert.«
    »Im Puccini?«
    »Hier in dieser Küche. Zusammen mit deinen Eltern. Professor Leydth und seine Frau waren auch da. Und diese Jazz-Sängerin. Marianne Aschhoff.«
    Amendts Quasi-Adoptiv-Eltern und seine mütterliche Freundin. Katharina hatte schon ihre Bekanntschaft gemacht. Jetzt verstand sie auch, weshalb Marianne Aschhoff bei ihrem Anblick ein Tablett mit Gläsern hatte fallen lassen. Katharina hatte ihrer Schwester Susanne immer ziemlich ähnlich gesehen. – Tja, die Einzige, die nichts gewusst hatte, war sie. Katharina war damals als Austauschschülerin in Südafrika gewesen. Susanne hatte ihr zwar begeistert von der Verlobung geschrieben; leider hatte sie einen verflixten Hang zu Spitznamen gehabt. Der »Schatz«, das »Bärchen«, das »Hasenkind« – das war also Andreas Amendt gewesen.
    »Und warum hast du mir nichts gesagt?«, fragte Katharina vorwurfsvoll.
    »Er hat mich darum gebeten. Und mir hoch und heilig versprochen, es dir selbst zu sagen.«
    »Und darauf lässt du dich –?«
    »Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils, du erinnerst dich?«, fiel Kurtz ihr ins Wort.
    »Du glaubst also nicht, dass er es
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