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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie
Autoren: Helmut Barz
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Gedanke. – Kommen Sie! Noch eine Runde!«
    Zufrieden packte Andreas Amendt sie wieder und legte sie auf das Wasser.
    »Das ist eine Walther PPK.« Harry war so freundlich gewesen, Katharina seine Waffe für den Schießunterricht zu überlassen. Sein privater Schießstand lag am Fuß der Felsen, zwischen Geröll und nahe am Meer. Es war nicht mehr als eine Wand aus Holzbohlen und ein paar Sandsäcken dahinter, doch für Katharinas Zwecke reichte das vollkommen. Sie hatte drei Zielscheiben an die Bohlen geheftet. Dann hatte sie die Waffe auf einen flachen Felsblock zwischen sich und Andreas Amendt gelegt; er betrachtete die Pistole wie eine besonders giftige Schlange.
    Katharina erklärte ihm die wichtigsten Teile und die Funktion. Dann bat sie ihn, die Waffe in die Hand zu nehmen. Er gehorchte. Unschlüssig drehte er die Walther in der Hand. Katharina befahl ihm, sich zur Wand zu drehen, dann gab sie ihm das Magazin, das er gehorsam in die Pistole schob. Viel zu vorsichtig versuchte er, den Schlitten zurückzuziehen, um die Waffe durchzuladen. Dann setzte ihm Katharina die Ohrenschützer auf. Pantomimisch zeigte sie ihm, wie er anlegen musste. Dann kommandierte sie laut: »Drei Schüsse!«
    Der erste Schuss stieß Andreas Amendt zurück, er stolperte, doch Katharina stützte ihn. Beim zweiten Schuss riss er den Arm nach oben. Und beim dritten Schuss ließ er die Waffe beinahe fallen. »Au!«, schrie er auf. Katharina nahm ihm die Pistole ab, bevor sie zu Boden fiel; er steckte die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger in den Mund. Die Waffe hatte ihn gebissen: Der Schlitten hatte beim Zurückfahren in die Haut geschnitten.
    Katharina nahm das Magazin aus der Waffe. Sie kümmerte sich nicht um Amendts Verletzung, sondern referierte: »Die PPK ist eine ziemlich bissige Waffe. Leider. Dabei ist sie sehr zuverlässig und durch ihre geringe Größe gut verdeckt zu tragen. Auch die Pflege ist sehr einfach.« Während sie sprach, zerlegte sie die Waffe, ohne hinzusehen, in ihre Einzelteile. »Leider muss man ziemlich geübt sein, um ein gutes Schussbild zu erzielen.«
    Sie hatte die Waffe wieder zusammengebaut, ebenfalls, ohne hinzusehen. Dafür starrte Andreas Amendt mit faszinierter Abscheu auf ihre Hände. Gut. Deswegen veranstaltete sie die Show ja.
    In einer einzigen flüssigen Bewegung schob Katharina das Magazin in die Pistole, entsicherte, lud, legte an und schoss. Sechs Schüsse, sechs Treffer. Je zwei in die innersten Ringe der drei Scheiben. Zufrieden legte sie die Waffe auf dem Felsblock ab.
    »Und morgen arbeiten wir dann an Ihrer Zielgenauigkeit«, sagte sie.
    Andreas Amendt biss sich auf die Lippen. Seine verletzte Hand hatte er in ein Taschentuch eingewickelt und presste sie gegen die Brust. »Kann ich nicht lieber was anderes lernen? Irgendwas Waffenloses?«
    »Kommt auch noch. Aber erst die Pistole. So einen tödlichen Unfall wie bei Henthen will ich nicht noch einmal erleben«, erwiderte Katharina streng. Doch innerlich jubilierte sie. Sie hatte verstanden, was Javier gemeint hatte.
    »So, noch fünf Minuten bis Mitternacht! Ich mache dann mal den Champagner auf.« Stefan Döring hatte sich bei seiner Silvesterfeier nicht lumpen lassen. Vermutlich hoffte er, Katharina in Champagnerlaune doch noch eine Mitarbeit abzuringen.
    Katharina wandte sich an Andreas Amendt: »Ist Ihre Hand halbwegs in Ordnung?«
    Zur Antwort hob er die Hand hoch. Zwischen Daumen und Zeigefinger klebte ein großes Pflaster.
    »Trösten Sie sich. Ich bin auch nicht verschont geblieben. Und ich bin eine geübte Schützin.« Sie streckte ihre rechte Hand aus. Auch sie hatte zwei rote Striemen auf dem Handrücken zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Und dann griff sie plötzlich in ihre Handtasche und zog ein Foto heraus. Er stammte aus der Akte und zeigte Amendts Hände nach der Tat. Sie hatten keinen einzigen Kratzer. Triumphierend legte sie das Bild auf den Tisch.
    Andreas Amendt verstand sofort: »Ich könnte Handschuhe angehabt haben –«, wollte er widersprechen, doch Katharina schnitt ihm das Wort ab: »Nein. Kein erfahrener Schütze würde eine PPK mit Handschuhen schießen, wenn er so viele Schüsse abgeben muss. Der Stoff oder das Leder würden sich im Schlitten verheddern und die Waffe blockieren.«
    »Und was ist mit Einweghandschuhen?«, fragte er kleinlaut.
    »Sie haben doch selbst erlebt, wie tief die PPK zubeißt. Glauben Sie im Ernst, eine dünne Schicht Latex hätte das verhindert?«
    »Aber –«, wollte er wieder
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