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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie
Autoren: Helmut Barz
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wieder?«
    »Klar. WLAN auf der ganzen Insel. Die Zugangsdaten finden Sie in Ihrem Bungalow.«
    Was hatte ihr der Mann mit den Eukalyptuspastillen gesagt? Sie sollte auf der Website der »Financial Times« nach einer Gewinnwarnung Ausschau halten. Das war das vereinbarte Zeichen, dass sie nach Frankfurt zurückkehren konnte. Wie hieß noch mal die Firma? Ach ja. KAJ.
    Sie rief die Website auf. Doch sie brauchte sich gar nicht bis zu den Wirtschaftsnachrichten durchzuklicken. Schon auf der Startseite verkündete die Schlagzeile:
    ERFOLGREICHER SCHLAG GEGEN DEN INTERNATIONALEN DROGENHANDEL
     
    Bogotá/Kolumbien. Der international gesuchte Drogenhändler Felipe de Vega ist zusammen mit sechs seiner mächtigsten Verbündeten tot in seiner Residenz aufgefunden worden. Zurzeit ist noch unklar, ob es sich um eine offizielle Operation oder um einen Racheakt der Konkurrenz handelt. Ein Polizeisprecher erklärte: »Wir wissen momentan nur, dass die sieben Menschen mit gezielten Schüssen getötet worden sind. Es gibt keine Zeugen.«
    Militär und Geheimdienste Kolumbiens und der USA dementierten offiziell jede Verwicklung in die Geschehnisse. Der venezolanische Präsident widersprach in einem Kommentar für die dpa: »Natürlich hat die CIA ihre Finger im Spiel gehabt. Das imperialistische Nordamerika kann keine erfolgreichen südamerikanischen Geschäftsleute dulden und schreckt auch vor Mord nicht zurück. Meine Sympathien und Mitgefühl gelten dem kolumbianischen Volk.«
    Felipe de Vegas Vermögen, der sich aus armen Verhältnissen hocharbeitete und zuletzt vierzig Prozent des weltweiten Kokainhandels kontrollierte, wird auf sechs Milliarden US-Dollar geschätzt.
    Katharina klickte auf die Wirtschaftsnachrichten. Tatsächlich fand sie die gesuchte Gewinnwarnung, gut versteckt zwischen Berichten über das Weihnachtsgeschäft des deutschen Einzelhandels. Sie konnte tatsächlich nach Hause.
    In ihrem E-Mail-Account fand sie drei Nachrichten: eine von Kurtz, eine von ihrem Chef Polanski und eine offiziell aussehende Nachricht vom »Präsidium für Technik, Logistik und Verwaltung der hessischen Polizei«.
    Die Nachrichten von Kurtz und Polanski hatten praktisch den gleichen Inhalt. Kurtz wählte etwas freundlichere Worte, doch Polanski fragte direkt: »Waren Sie das, Sie Wahnsinnsbraut?« An die Mail war der Link zu einem Bericht über Felipe de Vegas Tod angefügt.
    Katharina mailte zurück: »Nein! Aber das hier war ich.« Sie suchte einen Link zu den Ereignissen auf Golden Rock und hängte ihn an. Dann wollte sie auf »Senden« klicken, doch sie hielt inne. Sie war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob sie nicht doch für den Tod von Felipe de Vega verantwortlich war. Was hatte Ministro geschrieben? »Ich werde aber versuchen, das meinige dazu beizutragen, dass dies Damoklesschwert über Ihrem Haupt für immer verschwindet.« War er es gewesen? Hatte er die Gelegenheit genutzt und ein paar »der Felipe de Vegas dieser Welt« beseitigt?
    Katharina spürte einen bitteren Geschmack im Mund: Wenn sie recht hatte, war sie für den Tod von sieben weiteren Menschen verantwortlich, Schlag gegen den internationalen Drogenhandel hin oder her. Es würde einen kurzen, blutigen Verteilungskrieg geben, dann würden andere an Felipe de Vegas Stelle treten.
    Einerlei. Geschehen war geschehen. Sie hatte den Abzug nicht selbst gedrückt.
    »Und natürlich Dienstbewaffnung für alle Mitarbeiter der Sonderermittlungseinheit.« Andreas Amendt ließ vor Schreck seinen Stift fallen, als Katharina das sagte. Auch er hatte die Mail des »Präsidiums für Technik, Logistik und Verwaltung der hessischen Polizei« bekommen. Ab dem fünfzehnten Februar würden Katharina und Andreas Amendt gemeinsam eine neue Sonderermittlungseinheit leiten, um deren Ausstattung sie sich vorab Gedanken machen sollten. Deshalb hatten sie sich an einen Tisch im Restaurantpavillon gesetzt und angefangen, die Anforderungsliste, um die die Mail bat, zu schreiben.
    Harry war zu ihnen gestoßen und hatte ein wenig traurig ein Fax vor Katharina hingelegt: »Meine neue Marsch-Order.« Er hatte eigentlich gehofft, in Tansania bleiben zu können, in Sandra Herbsts Nähe, vielleicht als Verbindungsoffizier der deutschen Polizei. »Doch das geht natürlich nur ab BKA aufwärts. Nicht für Streifenhörnchen wie mich.«
    Katharina hatte das Fax gelesen, dann hatte sie gelacht und Harry umarmt: »Willkommen im Team!« Er war einer der beiden Streifenpolizisten, die zur ihrer
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