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AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

Titel: AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
Autoren: Gerhard Jelinek
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Ermordung nur durch Flucht bis nach Syrien entziehen konnte. Ihre Versuche, sich mit ihrer Armee nach Alexandria durchzukämpfen, scheiterten an den Festungsmauern von Pelusium. Die Stadt lag im Altertum am östlichsten Nilarm und wird im Alten Testament „Sin, die Festung Ägyptens“ genannt. Kleopatras Lage war dementsprechend hoffnungslos.
    Und ausgerechnet an diesem Ort sollte in diesen Tagen ein entscheidendes Kapitel des römischen Bürgerkrieges enden. Am Strand vor Pelusium landet der große Pompeius, erbitterter Gegner Cäsars im Bürgerkrieg. Geschlagen und bar jeder Truppen erhofft er sich vom ptolemäischen König Schutz gegen Julius Cäsar.
    Eine Fehlkalkulation. Der ägyptische König – vielmehr seine Berater – wägen die Erfolgsaussichten der Unternehmung ab und setzen ihre Jetons auf Cäsar. Kaum an den Strand gewatet, ermorden sie den großen Pompeius, schlagen ihm sein Haupt ab und präsentieren die schauerliche Trophäe drei Tage später dem siegreichen Cäsar in Alexandria. Dieser soll darob nicht eben begeistert gewesen sein. Immerhin war Pompeius ein Römer gewesen, wenn auch Gegner und erbittert bekämpfter Todfeind, aber doch ein großer römischer General. Die nach Rom gesendeten Kuriere berichteten, Cäsar habe sich mit Schrecken abgewandt und angesichts des schon leicht verwesten Hauptes bittere Tränen geweint. Ein solch menschliches Rühren kam propagandistisch bei den Anhängern des Pompeius recht gut an, immerhin war ja der General und Konsul auch Cäsars Partner und Schwiegersohn gewesen.
    Traurig, aber doch zufrieden konnte Cäsar einen strategisch günstigen Teil des Palastviertels beziehen, schließlich war den Bewohnern Alexandrias ja nicht zu trauen. Denn Cäsar war weniger Eroberer als Gefangener seiner gepriesenen Schnelligkeit. Er hatte sich mit relativ wenigen Truppen zu weit vorgewagt, saß im gewaltigen Palast von Alexandria und wurde von den Einheimischen monatelang belagert, ehe es seinen Legionen gelang, aus Syrien bis ins Nilland vorzudringen.
    Für die rivalisierenden Parteien in der ägyptischen Hauptstadt beginnt ein Rennen um die Gunst des verhassten, aber mächtigen Römers. Kleopatra ist strategisch im Nachteil. Sie sitzt im Zelt vor Pelusium, kann nicht in die Hauptstadt. Doch dann hat ihr Vertrauter Apollodorus aus Sizilien eine brillante Idee. Sie wird die Truppen ihres Bruders austricksen, ein Boot bringt sie den Nil aufwärts bis Memphis, das heutige Luxor. In acht weiteren Tagen segelt sie einen anderen Nilarm abwärts zurück nach Alexandria. Um nicht erkannt zu werden, lässt sich die junge Königin in einen Ledersack (oder Teppich – die Überlieferung nimmt es nicht so genau) einrollen. Im Schutz der Dämmerung legt ein kleines Ruderboot an den Kaimauern an. Apollodorus nimmt seine Königin huckepack auf die Schulter und trägt sie in den Palast. So will es die Legende wissen.
    In Cäsars Gemächern wird Kleopatra aus dem Ledersack gebeutelt. Daraus lässt sich schließen: Kleopatra war relativ klein und ziemlich schlank. Viel mehr wissen wir nicht über ihr Äußeres. Statuen und Bildnisse auf Münzen stellen sie mit einer ausgeprägten Nase dar, nicht unbedingt eine Schönheit nach klassischen Idealen. Ihr Auftritt gerät zum absoluten Coup. Gehen wir davon aus, dass sich die Königin nach ihrem Reiseabenteuer für den Auftritt vor Cäsar frisch gemacht hat. Der römische Herrscher ist jedenfalls beeindruckt. Eine wagemutige Aktion ist ganz nach seinem Geschmack.
    Die junge Ptolemäerin hatte nur zwei Optionen: Gegen die römischen Eindringlinge zu kämpfen oder sich mit ihnen zu verbünden, um die Einheit und Selbstständigkeit des ägyptischen Reiches zu erhalten. Um gegen die militärische Übermacht und den Expansionsdrang Roms zu kämpfen, fehlten Kleopatra alle Mittel. So nutzte sie die eine Chance, unterwarf sich dem um Jahrzehnte älteren Feldherrn und gab ihm ein paar gute Gründe, die Ptolemäerin als Ägyptens Königin zu inthronisieren.
    Julius Cäsar galt schon unter seinen antiken Zeitgenossen als Weiberheld. Und männliche Macht wurde damals auch durch die körperliche Unterwerfung von Frauen demonstriert. Im alten Rom besaßen Frauen nur sehr geringe Rechte. Eheschließungen dienten in Cäsars Kreisen der Macht- und Geldvermehrung. Von Liebe war keine Rede. Cäsar selbst war vier Mal verheiratet, opferte seine Ehen und seine Töchter für politische Allianzen.
    An den Iden des März im Jahr 44 v. Chr. wurde schließlich der
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