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Aeternus - Sanfter Tod: Roman

Aeternus - Sanfter Tod: Roman

Titel: Aeternus - Sanfter Tod: Roman
Autoren: Tracey O´Hara
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EINMAL« , höhnte Ealund.Seine geisterhafte Gestalt schwebte in den Gang zwischen den Regalen. »DIE HEUTIGEN RASSEN SIND SO SCHWACH.« Es war nicht das erste Mal, dass Ealund das sagte.
    Das Schaben der Räder entfernte sich. Gideon bückte sich und huschte in den nächsten Gang. Das Quietschen verstummte wieder, als der Junge anhielt und ein Buch vom Wagen nahm. Er schlug es auf, durchblätterte die wenigen Seiten und pfiff dabei das eingängige kleine Lied von vorhin weiter. Dann klappte er das Buch zu, schob es in das oberste Regal und setzte sich wieder in Bewegung.
    »Mist, eins übersehen«, fluchte der Junge, und Gideon hörte, wie sich Schritte seinem Versteck näherten.
    Er würde entdeckt werden. Gideon geriet in Panik, er wusste nicht, wohin er fliehen sollte.
    Ein dumpfes Geräusch durchbrach die Stille. Gideon hatte das Gefühl, als würden seine Nerven in tausend Stücke zersplittern. Er straffte die Schultern, bereit zur Flucht, und sein Herz hämmerte so laut, dass der Junge es hören musste.
    »Was zum …« Der Junge murmelte weiter und zog sich in den Gang zurück.
    »LOS!« , schrie Ealund in seinem Kopf.
    Wie immer tat Gideon das, was Ealund sagte. In gebückter Haltung rannte er fort, kehrte zur anderen Seite des Bücherregals zurück und drückte sich flach dagegen.
    Was war das? , dachte Gideon.
    »EIN BUCH« , antwortete Ealund. »ICH HABE ES VOM REGAL GESTOSSEN.«
    Seine Antwort beruhigte Gideon nicht. Wenn Ealund Bücher zu Fall bringen konnte, was konnte er dann sonst noch alles tun? Ein Funke der Angst glühte in ihm auf, aber Gideon erstickte ihn schnell.
    Der pfeifende Junge kehrte in die Reihe zurück, die Gideon soeben verlassen hatte, und stellte das heruntergefallene Buch zurück ins Regal, dann begab er sich in die nächste Reihe. Für den Augenblick befand sich Gideon in Sicherheit. Langsam stieß er den Atem aus, den er angehalten hatte. Das war knapp, und es war dumm. Er öffnete das kleine Lederetui, das er am Gürtel trug, und schloss die in Latexhandschuhen steckenden Finger um den T-förmigen Griff des für ihn angefertigten Wurfmessers. Er ruhte bequem zwischen Mittel- und Zeigefinger, und die kleine, abnehmbare Klinge stach im rechten Winkel hervor. Der quietschende Karren bewegte sich wieder auf Gideons Ende des Regals zu, und er duckte sich hinter die Bücher. Dann entfernte sich das Geräusch in Richtung der Studierplätze und verstummte. Das leise Knarren eines Stuhls folgte ihm.
    Das war der Moment, auf den er gewartet hatte. Der Junge war mit dem Einräumen der Bücher fertig. Gideon hatte ihn während der letzten Wochen eingehend beobachtet und wusste, dass der Junge nach Hause gehen würde, sobald der Bibliothekar kam. Der Zeitrahmen war eng, aber er reichte für das aus, was Gideon tun wollte. Seine Erregung stieg.
    Der Junge hob den Kopf, sog prüfend die Luft ein und schaute sich um. Gideon duckte sich noch tiefer hinter die Bücherreihen. Nach einer scheinbaren Ewigkeit zuckte der Junge die Achseln und beugte sich über sein Buch.
    Gideon wartete noch ein wenig. Er achtete sorgsam darauf, die Klinge nicht zu berühren, und entspannte die Finger ein wenig um den Griff des Wurfmessers. Als der Junge ganz in seiner Lektüre versunken zu sein schien, schlug Gideon zu.
    Er rannte auf den Fußballen hinter dem Bücherregal hervor; seine Schritte waren leicht und leise. Als würdeer etwas spüren, hob der Junge wieder den Kopf und wollte aufstehen, aber Gideon stand hinter ihm, bevor er sich umdrehen konnte. Er legte dem Jungen die Hand über den Mund, dann rammte er ihm das Messer zwischen dem sechsten und dem siebten Wirbel in den Halsansatz. Die Klinge verschwand ganz im Fleisch und löste sich, wie es vorgesehen war. Den Griff steckte Gideon wieder in das Etui.
    »PERFEKT!« , krähte Ealund.
    Es war in der Tat perfekt.
    Der Junge versuchte aufzustehen und versteifte sich. Die silberne Klinge, die noch in seinem Hals steckte, hatte die Wirbelsäule durchtrennt. Gideon ließ ihn los und griff nach dem Jagdmesser, das in seinem Arbeitsoverall steckte. Der Junge klappte zusammen, fiel vom Stuhl und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden. Nun, da er nicht mehr stehen konnte, stellte seine Größe keinen Vorteil mehr dar.
    Gideon schnitt ein großes Stück aus dem Hemd seines Opfers und stopfte es ihm in den Mund. Entweder war der Junge zu entsetzt oder begriffsstutzig; zumindest hatte er keinen Laut von sich gegeben. Noch nicht. Er würde seine Stimme
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