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Aeternus - Sanfter Tod: Roman

Aeternus - Sanfter Tod: Roman

Titel: Aeternus - Sanfter Tod: Roman
Autoren: Tracey O´Hara
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waren.
    Er stellte sie wieder auf die Beine, wobei sein knielanger Ledermantel knirschte. »Ist das deine Art, dich bei dem Freund zu bedanken, der dir geholfen hat, diesen Job zu bekommen?«
    Sie seufzte und schaute an seiner großen Gestalt hoch. »Es tut mir leid, dass ich meine schlechte Laune an dir ausgelassen habe. Du weißt, dass ich dich wie einen Bruder liebe, insbesondere seit …« Sie verstummte, denn sie wollte Dylans Ermordung nicht zur Sprache bringen. Sie war es leid, an den Tod zu denken. »Aber das hält dich nicht davon ab, eine Nervensäge zu sein.«
    Er beugte sich zu ihr herunter, küsste sie auf die Wange und strahlte sie an, doch sie entdeckte eine Spur Traurigkeit in seinen Augen. Dylans Tod war für ihn genauso schwer zu ertragen wie für sie. Seit ihrer Kindheit waren sie die besten Freunde gewesen.
    »Danke für deine Hilfe.«
    »Gern geschehen«, sagte er und machte ein ernstes Gesicht. »Ich weiß, dass dein Unterricht erst in ein paarStunden anfängt. Vorher könnte ich deine Hilfe bei einer bestimmten Sache gebrauchen.« Er fuhr sich mit der massigen Hand über das Ziegenbärtchen, das von seinem Kinn hing.
    Ein schlechtes Zeichen.
    Eine böse Vorahnung beschlich sie, und sie straffte die Schultern. »Was ist passiert?«
    »Komm in mein Büro, und ich werde es dir zeigen.« In diesem Augenblick öffneten sich die Aufzugtüren, und der große Mann mit den Dreadlocks trat hinein. Plötzlich schien die Kabine sehr klein zu sein.
    Nachdem sie sich ihren Abendkaffee über das Kleid gekippt, ihre neue, hübsche Hose mit Matsch beschmiert und den Inhalt ihrer Handtasche peinlicherweise über den Boden ausgebreitet hatte, konnte der Abend doch wohl nicht noch schlechter werden, oder?
    Sie war hin- und hergerissen. Sie fühlte sich auf ihren ersten Unterricht nicht gut vorbereitet, und deshalb war sie sehr früh hergekommen. Aber jetzt bat Oberon sie um etwas, und sie schuldete ihm einen Gefallen.
    Kitt seufzte. »In Ordnung, aber nur für ein paar Stunden.«
    »Sicher«, sagte er und schwenkte einen Ausweis über einen Scanner im Aufzug. Dann drückte er einen der roten Knöpfe in der untersten Reihe unter dem »Nur für Mitarbeiter«-Zeichen.
    Der Aufzug bewegte sich abwärts, denn der größte Teil der New Yorker Akademie für Paramenschliche Studien befand sich unter der Erde. Das war ein Entgegenkommen an die Nachtaktiven unter den Studenten. Die Gebäude waren vor dem RaMPA-Abkommen eine geheime Aeternus-Bastion gewesen, doch nun wurden sie sowohl von Menschen als auch von Paramenschen als Wissenszentrum genutzt.
    »Sagst du mir jetzt endlich, was los ist?«, fragte sie, als die Kabine in die Tiefe fuhr.
    »Ich bin erstaunt, dass du es nicht in den Nachrichten gehört hast«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Oder zumindest auf deinem Weg hierher.«
    »Vor dem Haupteingang war eine große Menschenmenge, deshalb habe ich den Seiteneingang genommen.«
    Er schaute auf sie herunter. »Hier auf dem Campus ist ein Mord verübt worden.«
    »Oberon, ich bin keine Gerichtsmedizinerin mehr«, sagte Kitt und schüttelte den Kopf.
    »Ich brauche wirklich deine Hilfe. Es wird nur wenige Stunden dauern. Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht sehr wichtig wäre.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und senkte den großen Kopf. »Bitte.«
    Verdammt. Wie konnte sie ihm jetzt noch widerstehen? Er hatte das B-Wort benutzt. Das tat er nicht sehr oft.
    Der Aufzug kam zum Stillstand und öffnete sich in einen Aufenthaltsraum mit abgeschabten Polstersesseln und niedrigen Couchtischen. Auf einer alten Anrichte wurde eine Kanne mit einer Flüssigkeit warm gehalten, die hier als Kaffee bezeichnet wurde. Der Raum war völlig funktionell und nicht besonders einladend. Einige Wachmänner saßen herum, tranken Kaffee oder lasen Zeitung.
    »He, Captain«, sagte der Wachmann hinter dem Tresen.
    »Tom«, begrüßte Oberon ihn und legte die rechte Hand gegen eine kleine Tafel an der Wand. Es ertönte ein Klicken und ein Piepen, und dann wurde die Tafel, die vorhin noch rot gewesen war, plötzlich grün.
    »Ein facimorphischer Test«, sagte er und bedeutete ihr, ebenfalls die Hand gegen die Platte zu drücken. »Jeder, der in dieses Büro tritt, muss ihn durchlaufen.«
    Kitt hatte ihn schon mehrfach über sich ergehen lassen; ein Standardverfahren in den meisten Regierungsinstitutionen. Wie immer zuckte sie zusammen, als die Nadel durch ihre Haut stach.
    Der Wachmann nickte ihnen zu, als Oberon die Tür
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