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Aeternus - Sanfter Tod: Roman

Aeternus - Sanfter Tod: Roman

Titel: Aeternus - Sanfter Tod: Roman
Autoren: Tracey O´Hara
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silbernes Fell durch die Poren ihrer Haut drang.
    Als das Tier sie ansprang, stieß sie plötzlich ein schwarzer, geronnener Schatten zur Seite, außer Reichweite der zuschnappenden Zähne und setzte sich selbst der vollen Wucht des Angriffs aus. Knurrend schloss der Hund die Kiefer um Ravens Unterarm und schüttelte heftig den Kopf, wobei Ravens Fleisch erzitterte. Kitt hörte, wie Zähne über Knochen schabten, dann rissen die scharfen Fänge des Hundes eine Arterie an Ravens Handgelenk auf. Heißes Blut spritzte ihr ins Gesicht.

3    LAUF, TOTER MANN !
    »Cerberus, NEIN!«, schrie Antoinette und stürzte vor.
    »Raven …« Kitts innere Katze war genauso bestürzt wie ihre menschliche Seite, aber sie wusste, dass sie den Hund nicht angreifen durfte. Sie verwandelte sich zurück und nahm wieder menschliche Gestalt an.
    Das Tier ließ in dem Augenblick los, in dem Antoinette es packte.
    »Alles in Ordnung, Junge«, sagte sie mit sanfter, beruhigender Stimme, während sie das dicke Fell des Hundes streichelte. »Es tut mir leid. Normalerweise ist er nicht so aufgeregt.«
    Der Geruch frischen Blutes überlagerte alles andere, und die Ärztin in Kitt kam zum Vorschein. Sie unterdrückte alle Gefühle der Unsicherheit und Angst. In Ravens Arm klaffte eine schartige, rohe Wunde, aus der bei jedem Herzschlag das Blut sprudelte. Sie würde wieder verheilen, falls er nicht vorher verblutete.
    »Holt mir ein Handtuch oder ein sauberes Stück Stoff«, sagte sie.
    »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht«, befand Raven, während sie das zerfetzte Gewebe aus Haut und Muskeln zusammendrückte.
    »Lügner«, murmelte sie, das Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor.
    Er kicherte und gab ein zischendes Geräusch von sich, als sie noch fester zudrückte. »Er hat nur auf deine Nervosität reagiert.«
    »Ich weiß.« Kitt warf einen raschen Blick auf den Hund, während sie von Tony ein Küchenhandtuch entgegennahm.
    Das Tier ließ den Kopf hängen, hatte die Ohren nach vorn gerichtet, und seine traurigen blauen Augen blickten zwischen ihr und Antoinette hin und her. Er hatte nur seine Herrin beschützen wollen.
    Sie musste den Blutfluss eindämmen, damit die Wunde heilen und sich verschließen konnte. Während sie dastand und die behelfsmäßige Bandage auf das zerfetzte Fleisch presste, hielt sie den Kopf gesenkt und konzentrierte sich ganz auf ihre Arbeit. Wenn sie nun in diese Augen – in Ravens Augen – blicken würde, dann wäre es um sie geschehen.
    »Es tut mir leid, was mit Dylan passiert ist«, flüsterte er.
    Sie nickte und wagte es noch immer nicht, ihn anzusehen.
    »Hat dein Vater dich nach Hause zurückkehren lassen?«, fragte er so leise, dass niemand sonst ihn hören konnte.
    Sie schüttelte den Kopf und spürte, dass die Blicke der anderen auf ihr ruhten.
    »Hast du sie schon gesehen?«
    Mit einem Handtuch, das er in der freien Hand hielt, wischte er ihr das Blut von der Wange. Nun schaute sie endlich auf, sah ihn kurz an und schüttelte wieder den Kopf.
    »Sie sind dir so ähnlich.« Er sah ihr in die Augen, legte ihr das Handtuch über die Schulter und schob ihr eine verirrte Locke hinter das Ohr. »Dieselbe Farbe, dieselben Gesichtszüge« – er fuhr ihr mit dem Daumen über die Unterlippe – »und derselbe Mund.«
    In ihrer Lippe kitzelte es. Fast konnte sie die Kiefernnadeln und den lehmigen Duft des Waldbodens riechen, auf dem sie sich vor vielen Jahren so oft geliebt hatten. Wann ist mir dieses Gesicht so gefährlich nahe gekommen?
    »Hör auf damit«, zischte sie und zog sich von ihm zurück. Zur Ablenkung hob sie den Rand der Stoffbandage um seinen Arm.
    Der Blutfluss war gestillt. Sie wickelte das Küchentuch ab, drehte seinen Arm vorsichtig hin und her und wischte das Blut weg. Die Wunde verheilte gut. Schließlich ließ sie seinen Arm los, trat zurück und warf das ruinierte Handtuch in einen Abfalleimer.
    »Jetzt sollte wieder alles in Ordnung sein«, sagte sie, während sie ihm den Rücken zugewandt hielt.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es schlimmer aussieht, als es ist«, versetzte er.
    »Es tut mir leid, Kitt«, sagte Oberon. »Ich hätte dich nicht herbitten sollen. Das war eine schlechte Idee. Tony und Antoinette werden die Sache übernehmen.«
    Kitt schüttelte den Kopf. »Nein, ich gehe.« Im Büro des Pathologen würde sie wenigstens wissen, was sie tat, und im Augenblick hatte sie das Gefühl, dass es ihr helfen würde, sich mit etwas Vertrautem zu beschäftigen.
    »Danke«,
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