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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum
Autoren: Andrea Bottlinger
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Vorstellung würde er nie ein Engel sein.
    Ein Kribbeln in Amandas Fuß sagte ihr, dass sie schon zu lange hier saß, zu lange darauf wartete, dass Balthasar etwas sagte. Sie streckte die Beine, damit sie nicht einschliefen. Und sie würde auch dieses Schweigen brechen müssen, wenn sie dem Dämon noch das eine oder andere sagen wollte, bevor sie ihn hoffentlich nie wiedersah.
    Amanda räusperte sich. »Dir dürfte klar sein, dass ich dich am liebsten umbringen oder irgendwo reinbannen würde.«
    Er lächelte, und auch auf den ungewohnten Gesichtszügen seiner wahren Gestalt wirkte diese Geste alles andere als freundlich. »Dir dürfte klar sein, dass ich mich nicht nur auf ein Friedensversprechen verlasse, um das zu verhindern. Ich hatte eine halbe Stunde, um Vorkehrungen zu treffen.«
    Paranoia war wohl wirklich eine Grundvoraussetzung dafür, als Dämon alt zu werden. Ungeduldig winkte Amanda ab. »Ich will es gar nicht wissen. Ich hab einen Vorschlag für dich, mit dem jeder von uns seine Ruhe hat.«
    Er legte den Kopf ein wenig schief, und das Lampenlicht spielte über die langen geschwungenen Hörner auf seinem Kopf. Amanda beschloss, das als Interessebekundung zu werten. »Es ist ganz einfach. Du lässt Roman und mich in Ruhe, dafür verrate ich niemandem deinen Namen und werde dich von nun an nie wieder beschwören.«
    »Die letzte Behauptung glaube ich erst, wenn du deinen Entzug überstanden hast.«
    Amanda schluckte. Daran wollte sie eigentlich gar nicht denken. Aber irgendwann würde sie sich diesem Problem stellen müssen. »Erzähl mir, wie das abläuft.«
    Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. »Du wirst noch ungefähr drei Tage lang meine Selbstheilungskräfte haben. Dann klingt die Wirkung des Blutes vollständig ab. Es fängt an mit Schwäche und Schwindel. Dann kommen die Schmerzen. Das ist die Phase, in der du für einen Tropfen alles tun würdest.« Sein Grinsen wurde breiter. »Willst du dazu eine Geschichte hören?«
    Schnell schüttelte Amanda den Kopf. »Wie lange dauert diese Phase?«
    Gleichgültig hob er die Schultern. »Unterschiedlich. Du solltest dich in der Zeit auf jeden Fall von Iacoajul fesseln oder einsperren lassen, ansonsten wirst du ohne Zweifel versuchen, irgendwen zu beschwören, höchstwahrscheinlich mich. Sobald ich sicher bin, dass du über diese Phase hinaus bist, nehme ich deinen Vorschlag gerne an.«
    Sie hatte also noch ein unerfreuliches Erlebnis vor sich, bevor alles überstanden war. Scheiße. Für eine Weile starrte Amanda ins Leere. Noch konnte sie ohnehin nicht ganz glauben, dass sich ihr Leben danach zum Besseren wenden würde.
    Es dauerte, bis die Erkenntnis sie einholte, dass diese Verhandlung erstaunlich unkompliziert vonstatten gegangen war. Mit gerunzelter Stirn musterte die Balthasar. Sie hatte doch nicht irgendetwas übersehen?
    »Jul hat geschworen, dafür zu sorgen, dass du uns für den Rest unseres Lebens in Ruhe lässt. Egal wie wichtig du für den Frieden oder was auch immer bist, wenn du irgendwelche Tricks versuchst, hast du nicht nur ein Problem mit mir, sondern auch mit ihm.«
    Ein amüsiertes Funkeln trat in Balthasars Augen. »Es sieht dir nicht ähnlich, dich hinter jemandem zu verstecken.«
    »Es sieht dir nicht ähnlich, so schnell nachzugeben.«
    Er winkte ab, die Geste wirkte müde. »Für den Moment wäre es zu viel Aufwand, dich zurückzuholen. Außerdem habe ich, was ich mit deiner Hilfe erreichen wollte. Ich herrsche jetzt über die Dämonen.«
    Das klang fast glaubwürdig, aber auch zu gut, um wahr zu sein. Eine Weile musterte sie den Dämon misstrauisch, konnte seinen Gesichtsausdruck allerdings nicht deuten. »Das heißt, du wirst überhaupt nicht …?«
    »Ich würde es nicht ausschlagen, wenn du mir deine Seele oder deine Dienste anbietest, aber ich werde nicht versuchen, dir eines von beidem gegen deinen Willen abzupressen und mir dabei deinen Seraph-Liebhaber zum Feind machen.«
    Konnte das wirklich wahr sein? Das war es, was sie sich erhofft hatte, seit Luzifer ihr göttliche Macht in Aussicht gestellt hatte. Nicht nur Freiheit, sondern Freiheit ohne die Angst, sie jeden Moment wieder zu verlieren.
    Balthasar erwiderte ihren ungläubigen Blick unbewegt. Sie schüttelte den Kopf. »Wenn du dich jetzt noch für das vergangene Jahr entschuldigst, bin ich mir sicher, dass du von Außerirdischen entführt und durch jemand anderen ersetzt wurdest.«
    »Da kann ich dich beruhigen.« Er bleckte die Zähne in einem Grinsen. »Ich würde
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