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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum
Autoren: Andrea Bottlinger
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Kreisverkehrs in sich auf. Im Licht der Straßenlaternen glaubte Jul, Tränen in Romans Augen glitzern zu sehen.
    Oh, dieser verfluchte Dämon! Irgendwie würde Jul einen Weg finden, Baal für das bezahlen zu lassen, was er diesem Mann angetan hatte. Und vor allem durfte so etwas nie wieder geschehen. Jul wusste, dass er den Dämonen nicht verbieten konnte, sich Diener zu nehmen. Aber er würde dafür sorgen, dass kein Dämon je wieder einen Menschen in seine Dienste zwang. Er hatte jetzt die Macht dazu. Er konnte etwas bewirken.
    Er wandte sich dem Dämonendiener zu, der gerade die Handschellen auf den Rücksitz des Autos warf. »Dein Meister wird in Kürze zu dir zurückkehren.«
    Der Mann setzte ein Lächeln auf. Nun, da die Übergabe reibungslos verlaufen war, wirkte er etwas selbstsicherer. »Gut. Er hat mich angewiesen, Ihnen mitzuteilen, dass er Maßnahmen für den Fall getroffen hat, dass er nicht zurückkehren sollte. Sollte er bis in einer Stunde nicht die Möglichkeit haben, einen bestimmten Befehl zu widerrufen, wird auf ihn …«, er deutete auf Roman, »… und seine Schwester ein beachtliches Kopfgeld ausgesetzt.«
    Jul schnaubte. »Ein bisschen mehr Vertrauen täte ihm gut.«
    »Ich glaube nicht. Und nun entschuldigen Sie mich.« Der Dämonendiener stieg in sein Auto, und kurze Zeit später brauste er davon.
    »Ich hoffe, du knutschst eine Wand.« Die Worte waren nur ein Murmeln und sicher nicht für Juls Ohren bestimmt. Als er sich zu Roman umwandte, begegnete dieser seinem Blick mit einem Gesichtsausdruck, der gut zu einem kleinen Jungen gepasst hätte, den man gerade bei einem Streich ertappt hatte.
    »Hey, ich geh später beichten, wenn’s sein muss, okay? Aber ich wär wirklich nicht traurig, wenn dieses Arschloch verreckt. Der wollte mir nicht mal sagen, warum sie mich so lange eingesperrt haben.«
    Jul konnte nicht anders, er musste grinsen. »Du hast wirklich viel mit deiner Schwester gemeinsam. Hab noch ein bisschen Geduld, Amanda erklärt dir alles.«
    »Es geht ihr wirklich gut? Das ist kein fieser Trick oder so was?« Die Art, wie Hoffnung und Misstrauen in Romans Miene miteinander rangen. Genau diesen Gesichtsausdruck hatte Jul auch bei Amanda gesehen. Unter dem Alexanderplatz, als sie noch nicht gewusst hatte, ob sie in ihm einen Verbündeten gefunden hatte, wo sie doch so dringend einen brauchte.
    »Ich schwöre, es ist kein Trick. Komm, sie wartet auf dich.«
    »Okay, hier rumstehen bringt mich wohl nicht weiter. Ähm …« Suchend sah Roman sich um. »Du bist nicht mit dem Auto hier, nehm ich an?«
    Wieder grinste Jul. »Nein, wir fliegen. Ich hoffe, du hast keine Höhenangst.«

46
    A ll die Abende in Balthasars Bibliothek, in denen er Amanda gezeigt hatte, wie sie auf ihre Magie zugriff, wie man ein Pentagramm zeichnete. In denen er immer wieder die Geduld mit ihr verloren hatte, wenn sie für seinen Geschmack etwas nicht schnell genug begriff. All der Schmerz machte sich endlich bezahlt. Nun war er in eine Falle gegangen, an deren Erschaffung er selbst mitgewirkt hatte. Linien aus Klebeband auf dem Teppich bildeten eine sichere Barriere zwischen ihm und Amanda. Und inzwischen erwartete sie nicht mehr jeden Moment, den Schmerz Tausender glühender Nadeln im linken Arm zu spüren.
    Sie saß auf dem Boden des Wohnzimmers, das Jul und Karin sich geteilt hatten, hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Hände auf die Knie gelegt. In der Mitte des Pentagramms hatte Balthasar dieselbe Haltung eingenommen.
    Sie hatte ihn beschworen und ihn dann erst einmal allein gelassen, um sich das Blut und den Dreck vom Körper zu waschen. Karins Kleiderschrank zu plündern, war ihr ein wenig wie Leichenschändung vorgekommen. Aber das Bedürfnis nach frischen Klamotten hatte überwogen. Nun trug sie ein T-Shirt mit der Aufschrift »42«, das ihr ein wenig zu weit, und eine Hose, die ihr ein wenig zu kurz war.
    Balthasar saß in seiner wahren Gestalt vor ihr. Etwas dunklere Haut, Hörner, die aus dem leicht gelockten Haar ragten. Selbst seine Klamotten wirkten altertümlich. Sein weißer Leinenschurz erinnerte Amanda an die Darstellungen auf den Tontäfelchen in seiner Villa.
    Im Gegensatz zu Jul war ihm nicht anzusehen, dass er die Fähigkeiten eines Engels übernommen hatte, keine glühenden Flügel weit und breit. Vielleicht, weil seine dämonische Seite überwog. Oder die göttliche. Immerhin hatte er gesagt, dass sein Aussehen vom Glauben der Menschen bestimmt wurde, und in deren
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