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Aerzte Zum Verlieben Band 59

Aerzte Zum Verlieben Band 59

Titel: Aerzte Zum Verlieben Band 59
Autoren: Anne Fraser , Carol Marinelli , Marion Lennox
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schwieg einen Moment. „Und vorhin, einfach so, hat er mich praktisch aus dem Zimmer geworfen.“
    „Lass ihm ein bisschen Zeit“, riet Ava. „Er hatte sich auf diese Operation eingestellt, und als sie in letzter Minute abgesagt wurde …“
    „Aber das passiert immer wieder“, unterbrach Evie sie. „Andere Beziehungen brechen deswegen auch nicht gleich auseinander. Er meinte noch, dass er jetzt nachvollziehen kann, wie sich Patienten fühlen, deren OP wir absagen.“
    „Oh, bekommen wir etwa einen neuen, mitfühlenden Finn?“
    „Finn und mitfühlend?“, spottete Evie, lächelte aber, und Ava freute sich darüber. Im Grunde ihres Wesens war sie ein fröhlicher Mensch und fand, dass Humor immer half.
    Nun ja, nicht immer.
    Evie trank ihren Kaffee, und auch Ava sagte nichts mehr. Vielleicht brauchte Evie das angenehme Schweigen, diese friedliche Ruhe, bevor sie sich wieder in die hektische Betriebsamkeit der Notaufnahme stürzte.
    Schließlich leerte sie die Tasse und stand auf. „Vielen Dank, Ava.“
    „Komm gern jederzeit wieder, wenn du ein Paar offene Ohren brauchst.“
    „Ach …“ Evie fiel etwas ein. „Dein toller Mann kommt heute zurück, oder?“
    „Ja, heute Vormittag. Wahrscheinlich fährt er direkt zur Arbeit. So ist James nun mal.“
    „Na, ihr seht euch doch heute Abend. Er ist bestimmt der glücklichste Mann der Welt, verheiratet mit einer Sextherapeutin …?“
    Ava setzte ein Lächeln auf. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft am Tag ich genau das höre.“
    Und sie hatte es sooo satt!
    Wie musste James erst zumute sein?
    Dass alle annahmen, sie müssten das perfekte Liebesleben und eine wundervolle Beziehung haben, bedeutete für sie nur zusätzlichen Druck. Als ob Ava Carmichael, mit der man über alles reden konnte und die mit sensiblen Themen äußerst geschickt umging, auch zu Hause so war!
    Ava stand allein in ihrem Büro am Fenster, sah auf das im Sonnenlicht glitzernde Wasser des Hafenbeckens und fragte sich, ob sie darauf verzichten könnte. Nicht auf den spektakulären Ausblick, sondern auf ihre Arbeit am Harbour. Eigentlich nicht. Sie wollte weder in einem anderen Krankenhaus anfangen noch eine eigene Praxis eröffnen. Andererseits konnte sie nicht darauf bauen, dass James sich eine neue Stelle suchte. Wer das Glück – und die Qualifikationen – hatte, im Sydney Harbour Hospital zu arbeiten, warf es nicht einfach wieder weg.
    Aber wie musste es sein, dem Exmann ständig über den Weg zu laufen?
    Exmann. Da, sie hatte es gewagt, hatte das Wörtchen gedacht. Und es gefiel ihr überhaupt nicht.
    Viel schlimmer noch fand sie allerdings die Vorstellung, dass sie dann ja James’ Exfrau war …
    „Hübsche Blumen.“ Elise wirkte nervös, aber George war nicht so feindselig wie bei ihrem letzten Gespräch. „Von Ihrem Mann?“
    „Ja.“ Ava lächelte freundlich. „Bitte nehmen Sie Platz.“
    Das Ehepaar kam seit ein paar Monaten zu ihr. Für George und Elise war es ein schwieriger Prozess, bei dem es mit wenigen Sitzungen und dem Verordnen von Medikamenten nicht getan war.
    Im letzten Jahr hatte es während der Arbeit einen Unfall gegeben, bei dem George schwer verletzt wurde und überdies noch mit ansehen musste, wie sein Kollege starb. Es waren nicht die körperlichen Wunden, die ihm zu schaffen machten. Wieder und wieder hatte er die schrecklichen Momente durchlebt und war danach jedes Mal in ein dunkles Loch voller Depressionen und Ängste gestürzt.
    Sein Hausarzt verschrieb ihm Antidepressiva, die jedoch seine Libido beeinträchtigten. Das trieb ihn noch mehr in den Teufelskreis aus Niedergeschlagenheit und Verstörung. Als das Paar dann Ava aufsuchte, hatte es bereits aufgegeben – nicht nur ihr Liebesleben, sondern auch ihre Beziehung.
    Ava vereinbarte mit ihnen gemeinsame Termine, aber auch Einzelgespräche mit George, bei denen es eher um den Unfall und die daraus entwickelte posttraumatische Belastungsstörung ging. George quälte sich oft mit dem Gedanken herum, dass der tödlich verunglückte Kollege so viel jünger gewesen war als er selbst.
    „Wie geht es Ihnen?“, fragte Ava.
    „Gut.“ George reichte ihr eine Mappe. „Meine Hausaufgaben habe ich gemacht.“
    Ava lächelte und nahm sie. Ihre Methoden waren manchmal unkonventionell, und bei einigen Paaren achtete sie darauf, dass sie mehr Spaß miteinander hatten. George und Elise hatte sie geraten, Scrabble zu spielen, zusammen spazieren zu gehen und sich Quizfragen auszudenken, um einander
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