Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

wegtreibende Asche. »Vor ein paar Tagen wolltest du wissen, ob ich von Linda etwas über Tims letzte Minuten erfahren hätte. Das habe ich. Quinn hat ihr zwischen den Vergewaltigungen davon erzählt. Um sie zu quälen.«
    »Mein Gott.«
    »Ich werde es dir erzählen, aber dann möchte ich nie mehr darüber reden. Kein Wort über Quinn.«
    »In Ordnung.«
    Caitlin nimmt auf einem der gepolsterten Sitze Platz und schlägt die Beine übereinander. Sie zupft beim Sprechen an ihrem Pferdeschwanz und hat den Blick auf das Fiberglasdeck gesenkt. »Als Tim die DVD von der Magnolia Queen gestohlen hat, war in seinem Wagen bereits ein Zielsuchgerät angebracht. Quinn hat sich manchmal auf seine Spur gesetzt, um herauszufinden, ob er in Lindas Wohnung war. Ben Li wachte auf und rief Quinn an, um ihn zu warnen, kurz nachdem Tim das Casino verlassen hatte. Quinn und ein paar Schläger folgten ihm mit einem Wagen der Security zum Friedhof. Dann stellten sie einen Handy-Störsender an und machten sich auf die Jagd. Sie fanden Tims Auto sehr schnell. Einer der Männer blieb zurück, um den Wagen zu bewachen, die anderen verteilten sich über den Friedhof. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt muss Tim die DVD in dem Baum versteckt haben.«
    »Weil er mich nicht finden konnte.«
    Caitlin nickt. »Ja. Nachdem Tim die DVD versteckt hatte, kehrte er irgendwie zurück zu seinem Auto und überwältigte den Wächter. Dann fuhr er in Richtung Stadt. Aber Quinn hatte bereits Hilfe angefordert. Das zweite Fahrzeug versperrte die Straße, sodass Tim umkehrte und zur Cemetery Road gerast ist.«
    »Gleichzeitig stellte er die Sprachaufnahme auf seinem Telefon her.«
    »Richtig. Der Plan, den er in der Aufzeichnung erwähnte, war unkompliziert. Er ließ seinen Wagen von der Klippe in die Devil’s Punchbowl rollen und sprang in letzter Sekunde raus. Sie sollten denken, dass er hinausgestürzt und dabei gestorben war.«
    »Warum hat es nicht funktioniert?«
    »Denk darüber nach.«
    Es dauert ein paar Sekunden. »Die Hunde.«
    »Der Hund, Singular. Das zweite Team hatte Sands’ Bully Kutta mitgebracht. Tim versteckte sich im Wald auf der anderen Straßenseite von der Punchbowl, aber er hatte keine Chance, sobald er von dem Ungeheuer gejagt wurde.«
    »Herrgott«, flüstere ich und denke an den riesigen weißen Hund, der mich an meine Hauswand gedrückt hat.
    Caitlin schließt die Augen. Das Erzählen fällt ihr sichtlich schwer. »Der Hund hat Tim übel zerfleischt, aber die wirkliche Folter fand auf dem Rücksitz des SUV statt. Sie brachten ihn zurück zur Queen , um ihn mit Stromschlägen zu quälen und zu verhören, aber Quinn konnte natürlich nicht so lange warten. Er schlug Tim mit einem Knüppel und bearbeitete ihn dann mit einer glühenden Zigarette.« Sie rieb sich die Hände, als wüsste sie nicht, was sie mit ihnen anfangen soll. »Quinn hat Linda viele schreckliche Dinge erzählt, aber ich glaube, er hat nur versucht, sie leiden zu lassen. Tim hielt sich keine zwei Minuten in dem SUV auf … hoffe ich jedenfalls.«
    »Zwei Minuten mit Feuer gefoltert zu werden ist schmerzhafter, als die meisten Menschen sich vorstellen können.«
    Caitlin zieht ihre Jacke straffer um den Körper. »Zu dem Zeitpunkt, als sie das Kliff erreichten, hatte Tim das Bewusstsein verloren – dachten sie jedenfalls. Aber gerade als sie an Bowie’s Tavern vorbeikamen, fuhr er hoch und schlug wild um sich. Dann packte er sein Handy und sprang aus dem SUV .«
    »Woraufhin die ersten Zeugen ihn gesehen haben.«
    »Ich glaube nicht, dass Tim wusste, wo er war, als er losrannte.«
    Mir schnürt sich die Kehle zu bei der Vorstellung, wie Tim seine letzten Kraftreserven verbraucht hat, um seinen Folterern zu entgehen. Zu dem Zeitpunkt dachte er wahrscheinlich nur noch an Julia und seinen Sohn. Dann aber fällt mir Logans Mitteilung ein, Tim habe versucht, mich anzurufen, bevor er über den Zaun stürzte. Diese Erinnerung treibt mir das Blut ins Gesicht und Tränen in die Augen.
    »Und Quinn war derjenige, der ihn gejagt hat?«, flüstere ich.
    »Ja. Er muss die Nerven verloren haben. Sie haben den Störsender eingeschaltet, damit Tim mit niemandem telefonierte, aber Quinn war sich nicht sicher, dass er ihn zurück ins Fahrzeug schleppen konnte, bevor sich eine Menschenmenge ansammelte. Deshalb hat er ihn erschossen.«
    »Am Ende hätten sie ihn ohnehin getötet.«
    »Ja.« Caitlin berührt meine Hand. »Penn, es gibt einen Grund, dass ich dir diese Geschichte erzählt habe.