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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
Autoren: Greg Iles
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glauben.«
    Sie lächelt freudig, weil es ihr gelungen ist, mich zu überraschen. »Wenn ich in Mississippi bleibe, muss ich das Schlimme wie das Gute hinnehmen. Komm, lass uns starten, bevor einer der Lastkähne uns rammt.«
    Ich lege den Gang ein, schiebe den Gashebel nach vorn, fahre eine lange Kehre und lenke das Boot stromabwärts.
    »An dem Tag, an dem wir heiraten«, ruft sie über das Rauschen des Windes hinweg, »werde ich ein Glas Champagner in den Fluss schütten. Erinnere mich daran.«
    »Und ob.«
    »Das ist kein Witz.« Sie greift nach meiner Hand und löst ihre Spange, sodass der schwarze Schleier ihrer Haare im Wind weht. »Weißt du, wie viel Glück wir haben?«
    »Ja.«
    Sie verschränkt ihre Finger mit meinen.
    Das Motorboot fliegt über die Wasseroberfläche, während wir auf die ferne Anlegestelle an der Silver Street zuhalten. Hoch über uns zieht sich die Stadt am Rand des Kliffs hin: von den Häusern an der Clifton Avenue bis zu dem Pavillon, in dem ein sich küssendes Paar miterlebte, wie Tim starb. Jenseits der Highway-Schneise und der Brücken stehen das Ramada Inn und Briars, wo Jefferson Davis heiratete, und dann senkt sich das Land hinunter zur Sägemühle und der Stätte der alten Triton-Batteriefabrik, wo Hans Necker eines Tages seine Recyclinganlage bauen wird.
    Wir sind kaum mehr als einen Kilometer von der Anlegestelle entfernt, als das Handy in meiner Tasche vibriert. Da ich einen Anruf von Annie erwarte, überrascht es mich, die Nummer meiner Mutter auf dem LCD -Display zu sehen. Sie benutzt ihr Handy nur in Notfällen, sodass mein Puls sich beschleunigt.
    »Hallo?«
    »Penn, hier ist Mom.«
    Die Art, wie sie meinen Namen ausspricht, macht ihre Anspannung deutlich. »Was ist los? Was ist passiert?«
    »Du sitzt am Steuer?«
    »Mom, was gibt’s?«
    »Dein Vater hatte einen Herzinfarkt.«
    Ich schließe die Augen und bereite mich auf das Schlimmste vor. »Lebt er noch?«
    Caitlin umklammert meine Hand, und ich teile ihr mit, was geschehen ist.
    »Er ist im St. Catherine’s Hospital«, fährt Mom fort. »Ich bin auf dem Weg dorthin. Drew hat den Praxis-Defibrillator benutzt, sonst wäre er wahrscheinlich gestorben.«
    »Ist er bei Bewusstsein?«
    »Ja.«
    »Ist Annie noch mit ihrer Babysitterin zusammen?«
    »Ja. Ich wollte keine von beiden erschrecken.«
    »Caitlin und ich sind auf dem Fluss, aber wir werden Annie abholen und so schnell wie möglich zum Krankenhaus fahren. Dreißig Minuten, höchstens.«
    »Beeil dich, Penn. Ich habe ein paar Sekunden lang mit ihm geredet. Tom hat dir etwas Wichtiges zu sagen. Er war sehr energisch.«
    »Worum geht es?«
    »Keine Ahnung. Er hat nicht sehr zusammenhängend gesprochen, aber es hörte sich an, als wäre er der Meinung, die Sache nicht zu überleben.«
    Mein Vater lässt sich Schmerzen nie anmerken, und meine Mutter übertreibt nicht. Das sind schlechte Neuigkeiten.
    »Beeil dich, damit er sich keine unnötigen Sorgen macht.«
    »Ich bin schon unterwegs, Mom. Achte auf die Straße. Wir werden im Nu da sein.«
    »Sei vorsichtig.«
    Sie bricht die Verbindung ab, und ich drücke den Gashebel bis zum Anschlag durch. Der Bayrider springt vorwärts, hüpft über den Fluss und knallt auf die Wasseroberfläche wie ein riesiger Tümmler. »Verdammt!«, fluche ich.
    Caitlin deutet auf Natchez Under-the-Hill. »Wir sind fast da. Wir vertäuen das Boot einfach und laufen sofort zum Auto.«
    Ich nicke, doch ich hatte diese Entscheidung selbst schon getroffen, obwohl sie mit einem Risiko für Drews Motorboot verbunden ist. Es gibt keinen richtigen Kai an der Silver Street, nur eine steile Rampe. Aber ich würde das Boot notfalls auch an der Evangeline festmachen. In hilfloser Wut schmettere ich die Hand gegen das Lenkrad. »Irgendwas kommt immer dazwischen!«
    »Wie meinst du das?«, fragt Caitlin.
    »Immer wenn das Leben zu schön wird, wenn das Schicksal dir etwas Wunderbares schenkt, wird dir etwas anderes genommen.«
    Sie drückt meine Schulter und schüttelt den Kopf. »So darfst du nicht denken. Zum einen ist das Leben in letzter Zeit nicht allzu großartig gewesen, und zum anderen wird dein Vater nicht sterben.«
    Es ist eine fromme Hoffnung, aber sie kann nicht wissen, in welchem Zustand Dad ist. Er könnte bereits tot sein. »Ob eine Verbindung zu dem besteht, was wir gerade durchgemacht haben? Mit Sands und Po?«
    »Nein. Auf keinen Fall. Es ist bloß der Lauf der Dinge. Aber diesmal kommt alles in Ordnung. Da bin ich mir sicher, Penn.
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