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Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1

Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1

Titel: Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1
Autoren: Andrea Froh
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Häuschen, bzw. eine weiße Villa, mit elektrischem Gartentor und Schwimmbad im Keller, zuzulegen. Aber was kann man als Einzelkind minderer Jahre schon gegen seine festentschlossenen Eltern ausrichten? Ich freute mich ein bisschen auf weniger Beton und das Pool, aber ich verlor meine Freunde und meine gewohnte Umgebung. Erst hatte ich den Einfall zu meiner besten Freundin Christiane zu ziehen, aber ich und sie waren auch die einzigen, die diese Idee gut fanden.
    Ich hatte bestimmt schon ein Vierteljahr Briefkontakt mit Fin, den ich aber nie aus der Nähe zu Gesicht bekommen hatte, denn wir waren beide scheu wie zwei Eichhörnchen und kletterten rasch auf Bäume, wenn wir uns zu nah kamen; nur nicht in unseren Briefen, in denen wir uns alles anvertrauten. Mein Liebster hatte einen Überbringer und ich hatte meine Überbringerin, die schon etwas genervt waren, aber sie blieben uns treu, da sie gut bezahlt wurden, mit Schaumkussbrötchen und „Leckerschmecker“. In fast jeder großen Pause überbrachten sie unsere randvoll beschriebenen DINA5-Zettel, die wir aus unseren Schulheften rissen. Meine Briefe zierten rote Herzchen und waren manchmal mit dem teuren Chanel-Parfum meiner Mutter getränkt, die sich über den raschen Schwund ihres Duftes wunderte.
    Fin hatte mir ein Foto von sich in einen - mit Fußballern beklebten - Brief gesteckt; ich war begeistert von seiner fotogenen Schönheit. Ein kräftiger, dunkelhaariger Typ mit einem netten Gesicht; ein Fußballer, der so wie er schrieb, schon sehr erfolgreich war. Ich konnte hingegen nicht so viel Tolles über mich schreiben; hatte keine Hobbies, war nicht besonders gut in der Schule, sah nur gut aus und war ziemlich frech zu den Lehrern und zu meinen Eltern, die sich aber einfach nicht provozieren ließen und immer nur lieb waren. Fin schien jedoch von mir angetan zu sein, sonst hätte er mir wohl kaum so viele Briefe zukommen lassen. Ich war verliebt in Fin; meine erste Liebe, die ja etwas Besonderes sein soll. Ich war so glücklich, verehrt zu werden und es hätte sich eine romantische Beziehung aus diesem Herzchen reichen Briefaustausch entwickeln können, wären da nicht meine Eltern gewesen, die plötzlich ein dekadentes Landleben führen wollten. Natürlich hasste ich sie dafür, denn sie zerstörten unser junges Glück, das sich gerade wie ein zartes Pflänzchen aus der Erde kämpfte. Meinem Liebsten schrieb ich in tragischen Worten von unserer räumlichen Veränderung und er schrieb zumindest, dass er auch traurig wäre. Er wollte mir weiterhin treu schreiben und mich sogar besuchen, was mich etwas tröstete.
    Bis zu meinem letzten Schultag an der alten Schule war ich Fin niemals näher als zehn Meter gekommen, obwohl wir uns mehrmals verabredet hatten. Aber wie gesagt, waren wir zwei schüchterne Eichhörnchen. Wir sahen uns immer nur aus der Ferne und tauschten kurze, verwirrte Blicke aus, die unsere Wangen zum Erröten brachten. Zuletzt sah ich Fin an einem wunderschönen Junitag; er trug weiße Shorts und ein dunkelblaues Shirt. Seine Beine waren muskulös vom vielen Fußballspielen; seine dunklen Haare waren so lang, dass sie seine Wimpern berührten. Genauso wie ich ihn soeben beschrieb, hatte ich Fin noch viele Jahre im Kopf.
    Ehe ich mich versah, war ich in dieser neuen Lernanstalt, die mir gar nicht gefiel, da sie konservativ und streng war. Das Schulvolk hatte de facto Respekt vor den Lehrern und der Rektor strahlte Autorität aus, dass selbst ich ihn ehrfürchtig grüßte und meine Kaugummis brav außen an den Mülleimer klebte, anstatt auf den Boden zu spucken.
    Es war eine neue Gesellschaft auf die ich traf. Auf den ersten Blick waren es für mich „Bauerntrampel“, die keine Markenklamotten trugen und als einziges Highlight im Jahr ihr Schützenfest hatten.
    Ich hatte Mühe Freunde zu finden und fühlte mich als Außenseiterin, da sich alle seit der Geburt kannten. Zudem galten wir als die „Reichen“ aus der Stadt, die das teuerste Haus im Ort gekauft hatten. Keiner traute sich auf unser Grundstück; vielleicht auch wegen dem hohen Zaun und der Überwachungskamera, die nicht funktionierte. Meine Eltern hatten ihre Freunde in der Stadt und brauchten keine neuen Bekanntschaften, aber ich war isoliert und wollte gemocht werden.
    Nach und nach gewöhnte ich mich an die neue Schule, die Schüler und das öde Dorfleben, so wie man sich an alles gewöhnen kann, wenn man lange genug dasselbe lebt.
    Ich bekam einen Hund zum glücklich werden, den
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