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Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1

Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1

Titel: Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1
Autoren: Andrea Froh
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Eltern übernehmen müssen. Auch er stand irgendwann vor der Tür und schaute etwas alt aus seinem Gärtnerkostüm und seinen glasigen Augen. Paul war wohl an die 70, wirkte aber wie 90, da er seinen Darm mit Unmengen von Schweinefleisch belastete und mehr Zigaretten rauchte als Helmut aus Hamburg, der scheinbar eine goldene Lunge besitzt.
    Paul bekam den Garten nicht mehr so richtig in den Griff, daher wühlte ich auch ab und zu in den Beeten und ruinierte mir meine manikürten Nägel und untersuchte mich nach jedem Grünpflegetag so gründlich wie ein Affe den anderen, da ich panische Angst vor Zecken hatte. Noch nie hatte sich so ein kleines Mistvieh an mir festgebissen; das lag vermutlich daran, dass ich mir fast eine halbe Flasche Anti-Zeckenzeug auf den Körper schmierte, was nicht nur die Zecken abhielt.
    Unser Nachbar Ludwig, der ein bisschen wie ein König aussah, hatte sich von so einem Sauger überfallen lassen und saß nun den ganzen Tag im Rolli in der Küche und starrte, mit halbseitiger Lähmung gestraft, auf die fleißigen Hände seiner Frau Helga, die Unmengen von Kartoffeln schälte, da Ludwig sie so gerne aß. Wenigstens eine Freude, die er noch hatte.
    Mir sollte so ein kleines Zecklein nicht mein ganzes Leben zerstören, prägte ich mir ein.
    Meine Jungs gingen zum Glück kaum noch ins Grün; sie klebten auf den ergo dynamischen Bürostühlen, in den Farben gelb, grün, blau und verbrachten ihre freien Stunden in der Welt des Internetzes, in das ich mich auch immer häufiger verirrte; allerdings wimmelte es dort auch von Zecken, aber sie waren mehr menschlicher Art.
    Unsere Jungs überragten mich wie kleine Bäume und sahen so gut aus, dass ich mich als Mädel sofort in sie verguckt hätte. Aber die Mädels hatten Pech, denn unsere Jungs wollten sich noch nicht so ein verschmustes Kätzchen ins Bett holen, das sich nicht wieder auf die Straße setzen lässt. Ich war nicht ganz unschuldig an dem Single Dasein meiner Söhne, denn ich zeigte ihnen schon früh die Gefahren auf, die pubertierende Mädels mit sich bringen konnten.
    Die Schulnoten unserer Kinder waren unglaublich gut. Der Große stand kurz vor dem Abi, das er wohl mit 1,0 schaffen konnte. Ich fand diesen Ehrgeiz schon fast etwas übertrieben, aber war natürlich auch stolz auf diese Leistung, an der ich auch irgendwie beteiligt war.
    Unsere Söhne: Roger, Raoul und Rene waren alle zwei Jahre auseinander und verstanden sich besser als Brüder. Ja, sie waren beste Freunde und steckten oft ihre hübschen Köpfe zusammen und redeten über Themen, die ich gut fand. Sie waren sehr kritisch, sparsam und so vernünftig, dass sie weder rauchten noch Alkohol schlürften. Vermutlich lag es daran, dass wir ihnen zu große Freiheiten schenkten, die sie nicht brauchten. Sie hatten auch nie unsere abgesteckten Grenzen überschritten. Ich weiß nicht, ob es an unserer Erziehung lag oder an ihren Genen, jedenfalls war ich so glücklich, derart tolle Söhne zu haben, die mich liebten und die mich ständig in oder auf den Arm nahmen, so dass es mir oft auch schon zu viel wurde.
    Nun aber zu meiner eigentlichen Geschichte, nachdem ich meine groben Lebensumstände beschrieben habe:
    An einem ganz normalen Internettag entdeckte ich, zwischen den vielen Potenzmittelangeboten und den tollen Groupon-Highlights, eine Mail, mit dem Betreff „Wiedergefunden“. Zunächst dachte ich an lästige Werbung, aber als ich die Mail öffnete, erkannte ich, dass es keine Werbung war.
    Die Mail stammte von Fin! Meinem treuen Briefeschreiber aus der 7. Klasse, den ich damals, nach unserem Umzug ins Kuh-Dorf, verlassen musste. Er hatte mich schon lange im Internet gesucht und schließlich über eine Freunde Suchmaschine gefunden. Fin schrieb, in seinen gut formulierten Sätzen, noch nicht viel über sich und wollte wohl zunächst checken, wie ich auf seine Mail reagieren würde.
    Ich tippte sofort wilde Zeilen auf die Antwort Seite, aber löschte diese wieder und schrieb nur kurz, dass ich mich über seine Post sehr gefreut hätte und dass es mir sehr gut gehen würde, was ja gelogen war, da ich mich ja in einer leichten Depression oder etwas Ähnlichem befand.
    Ein paar Stunden nachdem ich meine Mail verschickt hatte, schrieb Fin sofort zurück. Im Anhang hingen auch gleich Bilder von ihm. Er hatte zwar auch schon die fiese Vierzig erreicht, sah aber blendend aus. Ich wusste zu der Zeit noch nicht wie alt die Aufnahmen waren, aber ich nahm an, dass er mir keine alten
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