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Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1

Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1

Titel: Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1
Autoren: Andrea Froh
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ausgetauscht hatten.
    Mein Leben erhielt einen kleinen Kick. Wegen der Lüge mit dem falschen Foto hatte ich noch kein schlechtes Gewissen.
    Fin besaß ein Geschäft auf Mallorca und war sehr beschäftigt, wie er schrieb; daher hatte er eigentlich nicht viel Zeit zum Schreiben, aber er tat es trotzdem, denn es machte ihm wohl Spaß einen alten Kontakt, der so attraktiv war, neu aufzuwärmen. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er so lange Zeilen geschrieben, schrieb er. Ich fühlte mich geschmeichelt, ihn dazu motiviert zu haben. Ich gehörte nun ein wenig zu seinem aufregenden Leben, was mir sehr gefiel.
    Fast stündlich hockte ich mich vor den elektronischen Briefkasten und rief meine Post ab. Es wurde zu einer Sucht und ich vergaß dafür wichtige Dinge wie z.B. meine Vitamine zu schlucken oder „exclusiv“ zu gucken.
    Täglich bekam ich mindestens einen Brief von Fin, so wie früher, aber da gab es ja noch keine Computer, was auch schön gewesen war, sonst hätte ich, wie meine Söhne, nur im Zimmer gehockt und wäre verstaubt. Die handgeschriebenen Briefchen damals gefielen mir besser, die konnte ich mit Duftstoffen tränken und kreativ gestalten. Außer Smileys neben die Worte stellen, konnte ich nun nicht viel am E-Brief tun.
    Als ich an einem Montag, an dem es aus einem tristen Grau tröpfelte, keine E-Mail von Fin erhielt, war ich richtig schlecht gelaunt und ließ meine miese Stimmung an meinen Männern aus, die sich zurückzogen wie geschlagene Hunde und wohl dachten, dass ich menstruieren würde, was ich aber nicht tat.
    Anstatt von Fin erreichte mich eine E-Mail von meiner „madre“, meiner Mutter, wie ich sie seit ihrer Auswanderung nach Spanien nannte. Sie hatte es doch tatsächlich geschafft ins Internetz zu kommen und kam nun aus diesem Gestrüpp von Infos und Bildern nicht mehr heraus. Von nun an bombardierte sie mich alle paar Stunden mit wilden Zeilen und Hunderten von links, die ich meist ungelesen in den Papierkorb zog. Gedanklich griff ich mir ihr neues „Mac-Teil“ - so schön es auch aussah - trug es den kleinen Pfad, der sich von ihrer Finca bis zum Mittelmeer schlängelte, herunter, ging bis zu den Hüften in das klare, grüne Badewasser, hob die Arme, um dem Mac Schwung zu verleihen, ließ es los, hörte ein lautes Platschen und sah ein schnelles Versinken, da das Ding schwer war. Ich rieb mir die Hände, schwamm erleichtert eine Runde und sah noch ein paar Bläschen von dem ertrunkenen Teil aufsteigen, das leider nicht schwimmen konnte.
    Meine Eltern hatten sich frühzeitig von ihrer Arbeit getrennt und lebten nun als Rohköstler ein sehr ökologisches Leben, wie sie meinten. Sie residierten auf einem großen Grundstück, auf dem eine riesige Finca gewachsen war. Der Blick von ihrer Terrasse aufs Meer war wie ein kitschiges Bild in einem Reiseheftchen. Ihr Garten war eine Obst- und Gemüseplantage, von der sie sich versorgten. Unseren ehemaligen Gärtner Paul, der ja nun bei uns in der Erde kratzte, hatten sie in Deutschland gelassen, da sie meinten, dass er sich mit südländischen Gärten nicht auskennen würde, was sie ihm natürlich nicht so direkt gesagt hatten. Stattdessen wurde der alte Mann bei uns entsorgt, was mir nicht sehr gefallen hatte, da Paul kränkelte und unser Garten nicht wie ein gepflegter Stadtgarten sondern eher wie eine Bauernwiese aussah.
    Ich hatte es noch nicht geschafft, die glücklichen Rentner auf Mallorca zu besuchen, da meine vier Männer mich brauchten wie eine Brücke ihre Pfeiler, sagte ich zumindest meinen Eltern. Meine Männer hätten mich wohl gerne mal gehen lassen, da ich ja alle vier Wochen menstruierte und die dazugehörigen Nebenwirkungen in den letzten Jahren zugenommen hatten. Ich hätte während dieser Tage auch nicht mit mir zusammen sein mögen, aber was sollte ich tun, die Hormone machten sich in mir breit und beeinflussten mein Verhalten ziemlich negativ. Auch der Tee und die homöopathischen Drops zeigten keine Wirkung. So wie ich damals als Teenie auf die „rote Tante“ gewartet hatte, wartete ich sehnsüchtig auf die „alte Tante“, die mir die Menopause bringen sollte. Zwar waren Hitzewallungen und so weiter auch nicht witzig, aber immerhin noch besser als volle Binden, Depressionen, Migräne, Unterleibsschmerzen, hochgradige psychische Empfindlichkeit, schmerzende Knospen…
    „Madre“ schwärmte immerzu wie gut sie sich fühlen würden, da sie in ihren Körper nur Obst, Gemüse und Grünzeug jeglicher Art steckten. Ihre
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