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Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1

Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1

Titel: Adios Alltag, hola Abenteuer - Teil 1
Autoren: Andrea Froh
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laufen würde; berichtete von meinen Kurzurlauben in New York, Venedig und Paris, all die Städte, denen ich gerne mal „Hallo!“ gesagt hätte. Immer wieder fragte Fin nach, ob wir uns mal treffen könnten, aber ich wimmelte ab, denn schließlich hatte er das Foto meiner Freundin Luise im Kopf.
    Meine Schreib-Affäre ging mir einfach nicht aus dem Kopf; steckte wie ein Steckschuss im Schädel und beschäftigte meine Gedanken mehrmals in der Stunde, was mir schon krank vorkam.
    In dieser Zeit schickte Mutter mir ein Buch von J.S. Foer, mit dem Titel: „Tiere essen“ und wollte unbedingt, dass ich es lese. Ich schob es vor mir her, da ich gerade einen Roman über eine Frau las, die sich in ihre Jugendliebe verliebt hatte. Doch da meine Mutter E-Mail-Terror veranstaltete, nahm ich mir das Buch des Amerikaners genervt vor die Nase.
    Dieses großartige Werk hatte doch de facto einen entscheidenden Einfluss auf mein sehr großes emotionales Zentrum und meine Moral; es veränderte mich in Bezug auf die Sicht der Haltung und Versklavung aller Tiere. Ich verschlang das Buch und mir wurde schlecht; ich fühlte mich miserabel und hasste plötzlich alle Menschen, die wie Bestien, unsere Mit Wesen quälen und töten. Schon nach dem Konsum der ersten Seiten beschloss ich, keine toten Tiere mehr zu kaufen und kein Leder mehr zu tragen.
    Ich diskutierte mit meiner Mutter stundenlang am Telefon über die schreckliche Haltung der Tiere. Ich wollte nicht weiterhin Unterstützerin dieser perversen Tier-Sklaverei sein und teilte meinen Männern mit, dass es in unserem Haus kein Fleisch mehr geben würde. Ich legte meinen Männern das Buch zum Lesen vor, aber keiner rührte es an; keiner wollte sich mit dieser geschmacklosen Thematik auseinandersetzen. Sie wussten zwar, dass die Tiere schlecht gehalten und misshandelt werden, aber das Fleisch schmeckt einfach zu gut und man sieht dem Fleisch ja auch nicht an, welche Qualen es als lebendes Stück durchstehen musste.
    Ich fühlte mich ein paar Gramm besser als ich an der Fleischtheke vorbei steuerte und verachtend auf die Leute guckte, die die mit Antibiotika verseuchten blutigen, zerlegten Tierstücke kauften.
    Michael aß weiterhin in seiner Firma Fleisch und meine Jungs kauften sich hin und wieder einen Döner in der Stadt, aber trauten sich nicht mehr bei mir nach Fleisch zu fragen, da sie wussten, dass mir das Thema die Tränen in die Augen trieb.
    Ich fühlte mich, aufgrund des tierischen Verzichts, körperlich wesentlich besser; meine Verdauung wurde einfacher und meine festen Ausscheidungen stanken nicht mehr so stark. Da ich sowieso nie viel Fleisch gegessen hatte, fiel mir die Umstellung nicht schwer. Es gab unendlich viele vegetarische Gerichte im Internetz, so dass ich jeden Tag ein neues Gericht ausprobieren konnte. Es ist doch unglaublich wie viele verschiedene Gemüse- und Obstsorten uns Gott zur Verfügung gestellt hat; ganz zu schweigen von den vielen Kräutern, die viele unserer Leiden so banal heilen können. Es war sicher nicht vorgesehen, dass wir die lebenden Kreaturen gefangen nehmen, vollstopfen und ohne Gerichtsurteil töten. Wann bekommen die Tiere endlich mehr Anwälte?
    Nun wollte Mutter auch noch, dass ich zur Rohköstlerin konvertiere, aber da nahm ich ihr gleich den Wind aus der Mühle. Denn ich war der Kohlenhydrate-Typ; viel Brot, Nudeln und Kuchen. Aber ich pflückte Löwenzahn und Giersch im Garten und legte sie auf meine weißen feinen Bohne-China Teller, auf denen sich das Grün gut abhob und sogar schmeckte.

    Fin schrieb mir, dass er nach Hamburg kommen würde und wollte mich unbedingt treffen. Was sollte ich nur machen? Ich war hin- und hergerissen, denn es reizte mich sehr ihn aus der Nähe zu sehen und mit ihm zu sprechen. All das nachzuholen was wir in unserer Kindheit nicht geschafft hatten. Ich war zwar noch immer schüchtern, aber war kein Eichhörnchen mehr, sondern eher eine Katze. Das Problem war mein Lügengebäude, das nun im Weg stand. Entweder musste ich es abreißen oder es noch höher bauen. Da ich mit jemanden über mein Problem reden musste, traf ich mich mit meiner Freundin Luise, deren Foto ich Fin geschickt hatte und die in diesem Lügenhaus auch mit drinnen saß, ohne es zu wissen. Hoffentlich würde sie nicht sauer auf mich sein.
    Luise war Mode Journalistin; lebte in Hamburg und war eine dieser Frauen, die einen einfach nur neidisch machen; mit denen man nicht wirklich befreundet sein kann, da man sie für das beneidet was
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