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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
Autoren: Simone Knodel
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geweckt.
    „Ihr glaubt, mein Leben hätte nur aus geraden Wegen bestanden? Oh nein, mein Lieber. Am Anfang glich es einer Fahrt in den Abgrund, so wie die Höllenfahrt auf der Rückreise von Camp Altenfeld. Erst als ich Folkmar kennenlernte, begann die glückliche Phase meines Lebens.“
    „Vergebt mir die vielleicht dumme Frage. Aber warum wollt Ihr das Kloster?“ Bruder Bernhard hatte sich neben ihr niedergelassen. Mit dem leichten Frühsommerwind wehte vom Wehr der Gesang der Mönche herüber.
    Adelheid lächelte noch immer, amüsiert über den Gedanken, jemand könne ihr Leben als geradlinig empfinden. Sie beobachtete einen Junikäfer, der auf dem Saum ihrer Suckenie entlangkrabbelte.
    „Es gibt viele Gründe. Zum einen erfülle ich den letzten Willen meines Mannes, der sehr darunter litt, dass er in der Schlacht gegen Heinrich Menschen getötet hat. In diesem Kloster soll für sein Seelenheil gebetet werden.“
    „Und der zweite Grund?“, hakte Bernhard vorsichtig nach, als sie wieder schwieg. Der Junikäfer war bis zu ihrem Knie hochgekrabbelt. Sie streckte mit schmerzverzerrter Miene das Bein mit dem verletzten Fuß aus. Der Käfer flog erschrocken davon.
    „Auch ich habe den Tod eines Menschen verursacht. Er war kein besonders gelungenes Exemplar, aber er war immerhin ein Geschöpf Gottes.“ Sie sann vor sich hin und Bernhard glaubte schon, sie würde erneut schweigen. Doch dann begann sie von neuem.
    „Und ich hatte mal einen Vertrag mit Gott. Dieses Kloster gehört noch zu meinen Verpflichtungen. Danach sind wir quitt.“
    Bernhard glaubte zunächst, sich verhört zu haben. „Ihr hattet … einen Vertrag mit Gott?“
    Adelheid lachte fröhlich. Sie liebte es noch immer, andere zu verblüffen. „Ja, es war eine Art Handel. Allerdings …“ Blinzelnd schaute sie nach dem Stand der Sonne.
    „Habt Ihr Zeit für eine längere Geschichte?“
    „Solange Ihr wollt!“
    So verschränkte sie die Arme unter dem Kopf und erzählte unter der warmen Junisonne dem Abt des künftigen Klosters von Walkenried die Geschichte ihres Lebens.

m Frühjahr des darauf folgenden Jahres waren die Arbeiten am Klostergelände soweit fortgeschritten, dass die Mönche in der Lage waren, sich selbst zu versorgen. Zwar waren die Obstbäume noch klein, doch hatten sie im Herbst bereits reichlich Getreide geerntet und ihre kleine Schafherde verdoppelte sich über Ostern beinahe. Was sie sonst noch zum Überleben brauchten, tauschten sie auf dem Markt gegen Eier, Wolle oder frische und getrocknete Kräuter ein. Der Gemüsegarten brachte Abwechslung in die Küche, in der Bruder Gisbert mit Umsicht und Akribie waltete. Bruder Basilus hatte sein Talent im Körbeflechten entdeckt, seine sorgfältig gearbeiteten Behältnisse wurden ihm auf dem Markt beinahe aus den Händen gerissen.
    So sahen Adelheid und Abt Bernhard die Zeit gekommen, die Zisterzienserbrüder von der Burg Lare abzunabeln. Am ersten Tag im Mai überreichte Adelheid mit Ludwig an ihrer Seite nach der Vesper im Oratorium dem Abt die Stiftungsurkunde. Sie wies das Kloster aus als alleinigen Besitzer des Gutes Walkenried und der umliegenden Dörfer Riethhof, Woffleben, Sachswerfen sowie Barbisleben, welches Adelheid im Februar noch zusätzlich gekauft hatte. Anschließend verlas sie mit feierlicher Stimme ein Schreiben des Kaisers Lothar, in welchem er sein Wohlwollen gegenüber den Schenkungen der Gräfin Adelheid von Lare zum Ausdruck brachte, was in dieser schriftlichen Form eine wertvolle zusätzliche Absicherung der rechtlichen Grundlagen bedeutete. Außerdem erkannte der Kaiser dem neu gegründeten Kloster die Jagd- und Wildrechte auf seinem Grund und Boden zu, eine willkommene Bereicherung des Speiseplanes der Mönche und eine weitere Einnahmequelle.
    Im Anschluss an die Übergabe der Urkunden gingen die Mönche mit Adelheid hinüber zu dem noch brachliegenden Ort östlich des Gutes Walkenried, an dem einmal das wahre Kloster aus gerade behauenen Steinquadern, mit einem Kreuzgang im Zentrum und einer mächtigen Kirche zu Ehren Gottes entstehen sollte. Der Baumeister, von Kaiserin Richenza entsandt, war am Tage zuvor mit dem Abstecken der Fundamente fertig geworden. Jeder konnte jetzt erkennen, wo einmal das Gotteshaus gen Himmel ragen würde. Eine Fläche, so groß wie der Innenhof der Kernburg von Lare war in der Form eines großen, nach Osten gerichteten Kreuzes mit einfachen Feldsteinen umrandet worden. Adelheid verschlug es fast den Atem, als sie die
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