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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
Autoren: Simone Knodel
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Mächtigkeit dieser Kirche in ihrer Phantasie zu erfassen versuchte. Sie durchschritt auf ihren Stock gestützt den Raum, wo einst die Chorstühle stehen würden, und humpelte weiter bis zu der Stelle, an der sich das Kreuz weitete, als breite es zum Willkommensgruß seine Arme aus. Ludwig und die Mönche folgten ihr mit großer Andacht. Neugierig, aber in ehrfurchtsvollem Abstand reckten die Bauern aus dem Dorf mit ihren Familien am Rande der Baustelle die Hälse. Als Adelheid meinte, die Stelle erreicht zu haben, wo einmal der Altar stehen würde, kniete sie mühsam nieder und begann, still und mit geschlossenen Augen zu beten. Die Mönche taten es ihr gleich.
    „Herr, meinen Teil des Kontraktes habe ich erfüllt. Ich bitte dich in aller Demut um den Seelenfrieden für Folkmar, vergib ihm seine Sünden, er ist es wert. Ich für meinen Teil bin mir nicht so sicher, doch bitte ich dich: vergib mir den Tod des Mülhusers. Lass dieses Kloster zu deinen Ehren wachsen und gedeihen, auf dass vielen guten Menschen in seinen Mauern ihr Seelenheil zuteil werde. Amen.“

I n den Wochen darauf begannen die Bauarbeiten. Adelheid versuchte von Lare aus, den Abt zu unterstützen, wo es nur ging. Da ihr das Reisen zunehmend schwerer fiel, war sie auf die Boten angewiesen, die nahezu täglich zwischen Walkenried und Lare unterwegs waren. Mit ihrer burschikosen und unnachgiebigen Art räumte sie dem jungen Abt so manchen Stein aus dem Weg, der ihm unüberwindbar erschienen war.
    Sehr vorteilhaft erwies sich die Sympathie der Kaiserin Richenza für die Zisterzienser. Während Lothar einen Feldzug gegen die Böhmen anführte, kümmerte sie sich souverän um die Landespolitik und hatte stets ein offenes Ohr für Abt Bernhard und seine Sorgen. Als es im Frühsommer erneut zu Streitigkeiten mit dem Kloster Huisburg kam – diesmal ging es um das Recht des neuen Ordens, junge Männer als Laienbrüder aufzunehmen – wandte sich Richenza auf eine nachhaltige Bitte Adelheids hin kurzerhand an den Papst, und bat um eine offizielle Bestätigung der Rechtmäßigkeit des neugegründeten Klosters.
    Seit nunmehr drei Jahren saß Honorius II. an der Kirchenspitze in Rom. Mit Kaiser Lothar hatte er bisher keine Probleme gehabt und auch dieser Umstand sollte sich für Walkenried günstig auswirken.
    An Maria Himmelfahrt, einem strahlenden Augusttag, brachte der Bote aus Walkenried ein Schreiben mit, das in gleicher Ausfertigung auch an Kaiserin Richenza und an Abt Bernhard gegangen war. Adelheid saß unter der Trauerweide, als Ludwig ihr den Brief brachte. Sie war an den Baumstamm gelehnt eingeschlafen und er rief sie leise an.
    „Mutter! Eine Schriftrolle wurde gebracht, sie trägt das päpstliche Siegel!“
    Adelheid schlug verwirrt die Augen auf. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff.
    „Das Siegel des Papstes?“
    „Ja, seht selbst!“
    Sie betrachtete zuerst staunend den etwas verwackelten Abdruck in dem leuchtend roten Lack. Dann versuchte sie mit zitternden Fingern, den harten Klecks zu zerbrechen. Es gelang ihr nicht, Ludwig musste ihr helfen. Sie winkte ab, als er die Rolle geöffnet hatte und sie ihr entgegenhielt.
    „Lies vor, meine Augen sind müde geworden.“ Ihre Stimme zitterte leicht vor banger Erwartung.
    Ludwig setzte sich neben ihr auf die Bank, so dass sie wenigstens einen Blick auf die kunstvoll gemalten Buchstaben des päpstlichen Schreibers werfen konnte. Er räusperte sich und begann:
    „Der Heilige Vater Honorius II., ein Knecht der Knechte Gottes, allen Gläubigen in ganz Sachsen und Thüringen Heil und den apostolischen Segen. Einem Wunsche, der einem frommen Zwecke dient, ist nach Gottes Willen ohne Aufschub nachzugehen.
    Für ihr und der ihren Heil hat die erlauchte Gräfin Adelheid von Lare, Witwe des Herrn Folkmar zu Walkenried, auf seinem Grund ein Kloster angelegt. Es wurde dem Rechte des apostolischen Stuhles unterstellt. Wir folgen dem frommen Wunsche der Stifterin, dass genanntes Kloster zu Walkenried und alles, was dazu gehört, unter dem apostolischen Schutz sicher und unverletzt bleibe und ganz den Bedürfnissen der dort lebenden Diener Gottes diene. Keinem Menschen sei erlaubt, das Kloster frevelhaft zu beunruhigen, seinen Besitz wegzunehmen, zu mindern oder anzugreifen. Die Salbung, das heilige Öl, die Einsegnung der Altäre und Kirchen, die Weihen jedweder Mönche sollen die Brüder von jedem katholischen Bischof empfangen, der sie ihnen ohne Falschheit geben will. Das Begräbnis an diesem Orte
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