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Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)

Titel: Adelheid von Lare: Historischer Roman um die Stifterin des Klosters Walkenried (German Edition)
Autoren: Simone Knodel
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gebaut werden musste. Sie diktierte ihm einen Brief an die Kaiserin Richenza, in dem sie um die Empfehlung eines fähigen Baumeisters und guter Steinmetze bat, denn die Baustelle der Kirche auf der Kaiserpfalz hatte auf sie einen vorbildlichen Eindruck gemacht. Beharrlich und konzentriert dachte sie an jede Einzelheit. Als Bernhard Anfang des Februars mit einsetzendem Tauwetter die Rückreise vorbereitete, hatte er fertige Pläne in den Satteltaschen und konkrete Richtlinien im Kopf.
    Nachdem der Abt von Walkenried abgereist war, rief Adelheid Helisende zu sich.
    „Setz dich, mein Kind, und hör mir gut zu. Ich weiß, wie es um dich und Bruder Bernhard bestellt ist.“
    „Mutter, ich …“
    Sie hob eine Hand und schloss kurz die Augen. „Unterbrich mich nicht. Jeder kann sehen und sieht auch, was ihr füreinander empfindet. Ich weiß, dass ihr beide euch mit dieser Liebe quält. Ich möchte nicht, dass du unglücklich wirst, genauso wenig wie ich solches Bruder Bernhard wünsche, der mir fast wie ein Sohn ans Herz gewachsen ist. Deshalb höre mir zu: Ich möchte, dass ihr euch eine Weile nicht seht!“
    Helisende fuhr auf und wollte sie erneut unterbrechen, doch mit strengem Blick bannte die Mutter sie auf ihren Schemel zurück.
    „Es soll eine Probe für eure Liebe sein. Sie wird euch Gewissheit geben, ob Gott euch füreinander geschaffen hat. Wenn es so ist, dann werdet ihr es wissen und Bruder Bernhard kann entscheiden, ob er Abt des Klosters Walkenried bleiben will oder ob er seinen Orden für dich verlässt.“
    In den Augen ihrer Tochter blitzte es hoffnungsvoll auf. War das der Ausweg, nachdem sie vergeblich gesucht hatte?
    „Doch bedenke: Zuerst wird er das Kloster bauen. Bis es fertig gestellt ist, währt eure Probezeit. Danach wird er sich entscheiden und du wirst dich fügen müssen, egal wie diese Entscheidung ausfällt!“
    Helisende küsste die Mutter auf die Wange, Worte brachte sie nicht über die Lippen. Ein Alptraum löste sich von ihrer Seele, der ihr seit Wochen das glückliche Lächeln ihrer Kinderzeit gestohlen hatte.
    „Weiß er es schon?“, flüsterte sie.
    „Nein, du wirst es ihm schreiben! Aber vorher singst du mir noch einmal die Weise vom Strohhalm!“
    Nie zuvor war Helisende dieses Lied so lang vorgekommen.
    Das Frühjahr zog fast unbemerkt ins Land, Schneeregen wechselte mit stürmischem Wind, der jedoch warme Luft mit sich brachte. Als mit dem ersten richtigen Sonnentag das Ende des langen Winters den Menschen ins Bewusstsein drang, waren einige frühe Knospen bereits aufgegangen. Jetzt begann ein überwältigender Aufmarsch von Märzenbechern und Schneeglöckchen, Krokussen und Himmelsschlüsseln. Die Sträucher blühten und dufteten um die Wette, als müssten sie durch Intensität die verlorene Zeit aufholen. In diesen späten Apriltagen sah das Gesinde auf Lare zum ersten Mal seit Monaten seine Herrin. Sie ging Schritt für Schritt, schwer auf einen Stock gestützt und immer wieder verschnaufend, in ihren kleinen Garten hinter dem Saal. Dort setzte sie sich auf die kleine Bank an der Mauer und sog in tiefen Zügen die nach frischem Leben duftende Luft ein.
    „Wenn ich nicht gewusst hätte, dass sie es ist“, sagte der Mundschenk später erschüttert zu einer Küchenmagd, „ich hätte sie nicht erkannt.“
    „Ja, sie sieht aus, als wäre sie von den Toten auferstanden“, flüsterte die Magd und bekreuzigte sich dreimal.
    „Ihr werdet sehen, sie ist aus hartem Holz geschnitzt.“ Der Hufschmied nickte bedächtig und kraulte seinem Hund den Nacken. „Bald hat sie sich wieder erholt und sitzt auf ihrem Pferd als wäre nichts gewesen.“
    Er sollte nur zum Teil Recht behalten. Adelheid kam in den nächsten Wochen zu Kräften, wobei ihr dringender Wunsch, selbst nach Walkenried zu reisen, ein großer Ansporn für sie war. Doch auf ein Pferd konnte sie nicht steigen, ihr verletzter Fuß bereitete ihr noch große Probleme.
    „Jetzt bin ich auch so ein Hinkefuß wie du!“, pflegte sie manchmal in ihren Zwiegesprächen mit Folkmar zu spötteln.
    Nach dem Heiligen Pfingstfest, welches in diesem Jahr auf die letzten Maitage fiel, war es dann soweit. Den Stock neben sich, den verletzten Fuß hochgelegt, genoss sie in einer bequemen Kutsche die lang ersehnte Reise. Neben Pater Julius begleitete sie auch Graf Ludwig.
    „Wenn mir etwas zustößt, musst du die Mönche unterstützen, sie kommen noch nicht allein zurecht. Ich möchte, dass du siehst, an was für einer großartigen
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