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Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Titel: Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit
Autoren: Raimon Weber
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Erinnerung aus dem Jahr 1816 stammt.«
    »Dann ist das Wesen weit über zweihundert Jahre alt«, staunte Adam.
    »Richtig«, bestätigte der Medizinmann. »Das Jahr 1816 bezeichnet man auch als das Jahr ohne Sommer. Der Mount Tambora in Indonesien hat schon einmal unendlich viel Unheil angerichtet, bevor er die Erde vor zehn Jahren fast endgültig zerstört hat. Auch damals wurden ungeheure Mengen von Staub und Gasen in die Atmosphäre geschleudert. Sie zogen um den Erdball und verminderten für Jahre die Sonneneinstrahlung. Das bedeutete Schneestürme im Sommer, Missernten und Hunger. Besonders Nordamerika und Europa waren davon betroffen. Heute allerdings ist alles noch viel schlimmer.«
    »Etwas ist merkwürdig«, sagte Casablanca. »Bisher konnte ich immer den Zeitpunkt bestimmen, zu dem ich in die Erinnerungen der Menschen eintauchen möchte. Hier sind wir ohne mein Zutun ausgerechnet im Jahr des ersten Tambora-Ausbruchs gelandet. Warum?«
    »Ich habe dafür gesorgt, dass wir diesmal etwas sehen, das zugleich auch einen entscheidenden historischen Zeitpunkt markiert«, erwiderte Quinton.
    Die Hexe stellte ihr Glas mit solcher Wucht auf den Tisch, dass es fast zersprungen wäre. »Sie sind noch nie in die Erinnerungen eines anderen Lebewesens eingetaucht und verfügen dennoch über die Möglichkeit, den Vorgang zu beeinflussen!« Sie betrachtete den Medizinmann mit einem rätselhaften Gesichtsausdruck, den Adam nicht zu deuten wusste. »Wie mächtig sind Sie wirklich, Medizinmann? Was verschweigen Sie uns?«
    Quinton tupfte sich das Gesicht ab und versuchte ein Lächeln. »Ich tue nur mein Möglichstes, werte Kollegin. Aber Sie haben recht in der Annahme, dass ich etwas verschweige. ­Allerdings nur, weil mir der letzte Beweis für meine Vermutungen fehlt.«
    »Und wie können Sie diesen letzten Beweis erhalten?«, fragte die Hexe.
    »Indem wir noch einmal in die Erinnerungen der Kreatur eintauchen. Sofort!«
    ***
    Sie kamen an den Überresten eines großen Hauses vorbei. Das verwüstete, ehemals prunkvolle Äußere stand noch, aber das Innere war von den Flammen restlos zerstört worden.
    Die Stadt hatte zwei Tage und zwei Nächte lang gebrannt. Noch immer hing der beißende Rauch über den Trümmern. Genährt von schwelenden Glutnestern in den Ruinen.
    Vereinzelt sah man noch Menschen auf der Suche nach ihren Freunden und Verwandten. Bei manchen war es aber auch nur die Gier nach etwas Kostbarem, das man im nächsten Ort verhökern konnte.
    Ein Windhauch wirbelte Ascheflocken durch die Luft. Ein Karren, gezogen von zwei Männern in verschmutzter Kleidung, näherte sich mit lautem Quietschen. Auf dem Karren hockte auf einem Stapel Hausrat ein kleines Mädchen mit strohblonden Haaren. Höchstens vier Jahre alt. Es hatte geweint. Das konnte man an den Spuren der Tränen im verschmutzten Gesicht sehen, und doch machte es den Eindruck, als würde es die Fahrt auf dem Karren genießen. Das Mädchen hielt sein Gesicht in den Wind und versuchte, die Ascheflocken mit den kleinen Händen zu fangen, als wäre es frischer Schnee, der vom Himmel fiel.
    »Was mir an den Menschen am wenigsten gefällt, ist ihr ­sturer Überlebenswille«, sagte er zu seinem Begleiter Ce Arc.
    »Auch der wird sie irgendwann verlassen. Sei dir da ganz sicher, Ta Un.«
    Obwohl sie für die Menschen nicht sichtbar waren, reckte das Mädchen kurz den Kopf in ihre Richtung. Kinder, das wusste Ta Un, konnten ihre Gegenwart manchmal wahrnehmen. Weil sie noch über unverbrauchte Sinne verfügten. Die der Älteren waren meist abgestumpft durch das Joch des Alltags.
    Dann waren da noch die Katzen. Diese selbst für Ta Un rätsel­hafte Spezies. Aber sie warnten die Menschen nicht, sondern suchten einfach nur das Weite.
    Der Brand war ausgebrochen, als ein Mann versucht hatte, sich vor der Pest zu schützen. Er bildete in seiner Wohnstube einen Kreis aus eisernen Schalen, in denen er Feuer entfachte. In der Mitte des Kreises, so hoffte er, würde ihn die Seuche nicht erreichen. Leider hatte er den Funkenflug unterschätzt. Die Menschen standen sich trotz einiger guter Ideen immer wieder selbst im Wege.
    Die wenigen Überlebenden gaben ihre Stadt auf, zogen fort und würden so die Pest immer weiter verbreiten. Irgendwann würde ihre Anzahl so gering sein, dass sie sich nicht länger als Herren der Welt aufspielen konnten.
    Ta Un und sein Begleiter arbeiteten hart an der Dezimierung der Menschen. Als unsichtbare Pilger des Todes durchzogen sie die
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