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Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Titel: Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit
Autoren: Raimon Weber
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Auftriebskörper mit den Gastanks verstaut. Die Passagiergondel an der Unterseite war klein und nur karg ausgestattet. Dreißig Polizeischüler drängten sich darin zusammen. Sie befanden sich auf dem Rückflug von einem Ausbildungscamp am Rand der Kalahari-Wüste.
    Es waren für alle zwei harte Wochen gewesen, aber dennoch hatte es Adam in der Einsamkeit besser gefallen als in Kapstadt. Die Stadt mit ihren geschätzten sechs Millionen Einwohnern drohte außer Kontrolle zu geraten. Täglich gab es Aufstände, Überfälle und Plünderungen. Adam und seine Mitschüler gehörten zu jenen, die das zukünftig verhindern sollten.
    Übermorgen würde er wieder in den Straßen von Kapstadt unterwegs sein. An der Seite erfahrener Polizisten.
    Es schien so, als hätte Delani die Gedanken seines Freundes erraten. »Du machst dir Sorgen«, stellte er fest.
    Delani gehörte der Volksgruppe der Zulu an. Er war noch ein paar Zentimeter kleiner als Adam, dafür aber muskulös und stämmig. Bei den Ringkämpfen im Ausbildungscamp hatte er jeden anderen mit Leichtigkeit besiegt. Auch Adam. Dabei hatte sich Delani zunächst geweigert, gegen seinen besten Freund anzutreten. Doch die Ausbilder ließen keine Ausnahmen zu.
    Adam hätte Delanis Frage beinahe überhört, so laut dröhnten die Motoren des Zeppelins.
    »Ich mache mir ständig Sorgen«, antwortete Adam und blickte starr zum Horizont. »Und manchmal habe ich Angst vor dem, was kommt.«
    »Das ist ganz normal.« Delani legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte dann so leise, dass es die anderen nicht ­hören konnten: »Geht mir genauso.«
    Das Luftschiff wurde von einer Windböe gepackt. Adam verlor den Halt, stolperte rückwärts und prallte gegen eine Schülerin.
    »Pass auf, wo du hinfällst!« Sie funkelte ihn aus dunklen Augen an. »Aber ich schätze, da du so viel Angst hast, ist das wohl zu viel verlangt.«
    Das Mädchen hieß Shawi und besaß ärgerlicherweise ein besonderes Gespür dafür, ob jemand nervös, traurig oder wütend war. Oder Angst hatte. Auch wenn man es noch so gut zu verbergen versuchte.
    Adam ignorierte ihre bissige Bemerkung und tastete sich zu seinem Platz zurück.
    Es tauchten in den letzten Jahren immer mehr Menschen auf, die besondere Fähigkeiten wie die Polizeischülerin Shawi entwickelten. Sie konnten Geschehnisse voraussagen, verfügten über ein perfektes Gedächtnis und vergaßen nicht das kleinste Detail, oder sie heilten Krankheiten durch ihre bloße Anwesenheit. Niemand hatte dafür eine Erklärung.
    In manchen Nächten lag Adam wach, horchte in sich hinein und konzentrierte seine Gedanken in der Hoffnung, etwas Ähnliches bei sich zu entdecken. Aber da war nichts. Er musste sich wohl damit abfinden, dass er ein ganz normaler sechzehnjähriger weißer Südafrikaner war. Zwei verschiedenfarbige ­Augen waren nichts im Vergleich zu den besonderen Begabungen von Shawi und einigen anderen.
    Der Zeppelin erzitterte, als der Pilot die Schubkraft der Motoren erhöhte, um dem aufziehenden Sturm zu entkommen.
    In der Ferne zeichneten sich Blitze wie ein grelles Ader­geflecht am Himmel ab.
    ***
    Es war heiß.
    Die Uniform kratzte auf Adams Haut.
    Mit seinen Begleitern durchschritt er langsam und nach allen Seiten sichernd die schmale Straße. Staub wirbelte bei jedem Schritt unter seinen Stiefeln auf.
    Die Menschen wichen ihnen aus. Ein alter Mann murmelte im Vorbeigehen eine Verwünschung.
    Sie waren zu dritt.
    Sergeant Lakota, Constable Frey und er selbst. Ein junger Polizeischüler, der erst seit zwei Wochen eine Dienstwaffe tragen durfte.
    Sie waren eine der wenigen Polizeipatrouillen in Gugulethu, einem der größten Townships Kapstadts: im Zentrum ein schachbrettartiges Muster aus winzigen Häusern und Hütten, an den Rändern ausufernd zu einem Labyrinth aus Zelten, erbärmlichen Behausungen aus Plastikplanen und Pappe.
    Gugulethu war überfüllt, überlagert vom Gedröhn zu vieler Stimmen, durchdrungen vom Geruch nach Müll und zusammengedrängten Körpern.
    Die Bevölkerung der Wohnsiedlung hatte sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Man schätzte sie mittler­weile auf über eine Million. Viele waren Flüchtlinge aus den Nachbarländern. Einige stammten aus dem untergegangenen Europa. Sie blieben häufig unter sich und steckten in dem ­Chaos ihr eigenes Territorium ab, das sie gegen Fremde auch mit Gewalt verteidigten. Die Polizei war dagegen machtlos.
    Adam betrachtete die armseligen Verkaufsstände am Straßenrand.
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