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Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Titel: Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit
Autoren: Raimon Weber
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befand sich ein Telefon, das über ein unterirdisches Kabel mit der nächsten Polizeistation verbunden war.
    Früher hatte es Funkgeräte gegeben. Aber seit Jahren war drahtlose Kommunikation unmöglich geworden. Bisher hatte niemand dafür eine logische Erklärung gefunden. Der gigantische Vulkanausbruch vor einem Jahrzehnt konnte daran nicht allein schuld sein, darin waren sich die meisten Wissenschaftler einig.
    Sergeant Lakota warf einen Blick auf seinen Stadtplan. Auch wenn sich Orte wie Gugulethu täglich veränderten, bot er wenigstens eine ungefähre Orientierungshilfe.
    »Unser Standort ist C 17 F 28. Präge es dir gut ein.«
    Adam lief los. Wenn er sich beeilte, konnte er das Telefon in fünf Minuten erreichen.
    Erstaunte und hasserfüllte Blicke folgten ihm, als er durch die engen Gassen rannte. Die Polizei war in der Gegend nicht gerade beliebt. Ihre Anwesenheit störte die Hehler, Diebe und Schmuggler bei der Ausführung ihrer illegalen Geschäfte. Wer über genügend Geld oder begehrte Tauschobjekte verfügte, konnte fast alles bekommen. Seien es Drogen, Medikamente oder einfach nur ein frisches Brot aus den staatlichen Depots, wo es von bestechlichen Angestellten entwendet wurde.
    Der Telefonkasten wies einige Beulen und Kratzer auf, schien aber ansonsten unversehrt.
    Adam zog seinen Schlüssel aus der Uniformtasche. Jeder Polizeischüler bekam einen solchen Universalschlüssel zu Beginn seiner Ausbildung ausgehändigt. Er bot Zugriff auf jedes amtliche Telefon in Kapstadt.
    Als Adam die Klappe öffnete, kam dahinter ein Telefon mit einer einfachen Tastatur zum Vorschein. An der Rückwand klebte ein Zettel mit zwei dreistelligen Nummern. Eine für die nächste Polizeistation in der Umgebung, eine für die Zentrale in der Innenstadt.
    Adam nahm den Hörer von der Gabel.
    Kein Freizeichen.
    Er wählte die Nummer der Polizeistation von Gugulethu.
    Die Leitung blieb stumm. Er versuchte es mit der Zentrale. Ebenfalls ohne Erfolg.
    »Verdammt!«, fluchte er laut.
    Eine alte Frau näherte sich. Auf ihrem Rücken trug sie einen Wasserkanister aus Plastik.
    »Junge«, sagte sie mit heiserer Stimme und deutete mit ihrem Krückstock auf den lehmigen Boden hinter dem Telefon. »Das wird nicht funktionieren.«
    Sie war eine Weiße mit einem so faltigen Gesicht, dass es beinahe wie ein altes Ölgemälde aussah. Ihrem Akzent zufolge stammte sie nicht von hier. Bestimmt war sie aus Europa geflohen.
    Mit der Spitze ihres Stocks folgte sie einem kleinen Graben, der direkt hinter dem Sockel des Telefons begann. Jemand hatte dort das Kabel gekappt und auf mehrere Meter ausgegraben. Für den isolierten Draht würde man auf dem Schwarzmarkt eine Menge Geld bekommen.
    »Ein paar Idioten haben es letzte Nacht geklaut«, sagte die Frau.
    Adam wusste nicht, was er tun sollte. Er war das erste Mal in Gugulethu. Das nächste Polizeirevier war mindestens eine halbe Stunde entfernt. Es gab keine Fortbewegungsmittel. Er entdeckte noch nicht einmal ein Fahrrad, das er ausleihen konnte.
    Eine halbe Stunde Weg in Gugulethu konnte für einen unerfahrenen Polizeischüler sehr gefährlich werden. Einige Leute waren zu allem fähig, um an seine Dienstwaffe zu gelangen. Auf dem Schwarzmarkt würde sie einen so enormen Preis erzielen, dass sich eine mehrköpfige Familie mit dem Geld mindestens ein halbes Jahr ernähren könnte.
    Er beschloss zurückzukehren. Vielleicht war schon wieder alles in Ordnung, und Lakota und Frey hatten das Mädchen längst in Sicherheit gebracht. Vermutlich warteten sie bereits auf ihn.
    ***
    Als Adam die Wellblechhütte erreichte, fehlte von den Polizisten jede Spur. Auch der kleine Junge war verschwunden. Die ganze Umgebung schien wie ausgestorben.
    Adam bemerkte einen Mann, der sich eilig in eine Seitengasse zurückzog.
    »Hey!«, rief ihm Adam nach. »Warten Sie!«
    Der Mann reagierte nicht.
    Die Tür zur Hütte stand jetzt weit auf. Adam versuchte, in den Raum zu sehen.
    »Sergeant?«
    Keine Antwort.
    Adam trat in die Hütte. Trotz der weit geöffneten Tür reichte das Tageslicht kaum aus, um dem Inneren Konturen zu ver­leihen.
    Etwas huschte über Adams rechten Fuß. Er zuckte zusammen und versuchte sich einzureden, er habe nur ein loses ­Kabel, ein herumliegendes Seil berührt.
    Als er einen weiteren Schritt machte, trat er ins Leere.
    Hastig sprang er zurück und ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten.
    Schemenhaft konnte er die Umrisse eines kreisrunden Lochs im Boden ausmachen.
    Erst
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