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Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Titel: Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit
Autoren: Raimon Weber
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Männer und Frauen boten Schüsseln und Eimer aus Plastik an, deren Farben von der Sonne fast völlig verblichen waren. Zerschlissene Kleidung und angeschlagenes Geschirr. Etwas Obst und Gemüse und ein paar gerupfte Hühner.
    Und gehäutete Ratten. Viele Leute konnten heutzutage nicht mehr zimperlich sein, wenn sie auch nur halbwegs satt werden wollten.
    Adam stieg über eine blinde Bettlerin, die in der Lücke zwischen zwei Ständen im Müll hockte und ihm einen zerbeulten Becher aus Blech entgegenstreckte.
    Wenige Meter weiter hatte sich eine Menschenmenge vor einem kleinwüchsigen Mann mit auffallend heller Hautfarbe versammelt. Er war kaum einen Meter groß und starrte die Leute durchdringend an, auch wenn er dazu den Kopf in den Nacken legen musste. Er trug einen Zylinder. Vermutlich, um ein wenig größer zu erscheinen. Der Zylinder mochte ehemals schneeweiß gewesen sein, jetzt wies er zahllose Schmutzflecke auf.
    Als der bleiche Mann die Polizisten entdeckte, verzog sich sein Mund zu einem schmalen Lächeln, das Adam nicht deuten konnte.
    Der kleine Mann spreizte die Hände und streckte die Arme aus. Er schloss die Augen, sein Gesicht verzerrte sich wie unter starken Schmerzen.
    So verharrte er einige Sekunden.
    Dann geschah etwas, das Adam nie zuvor gesehen hatte. Wohl deswegen weigerte sich sein Verstand zunächst, zu akzeptieren, was sich vor seinen Augen abspielte.
    Der Mann hob vom Boden ab. Unendlich langsam. Wie in extremer Zeitlupe.
    Die Menge stieß erstaunte Laute aus.
    Nun schwebten die nackten Füße des Mannes mindestens drei Handbreit über der Erde.
    Adam warf Sergeant Lakota einen hektischen Blick zu. Der Polizist beobachtete das Geschehen mit unberührter Miene.
    »Haben Sie so etwas jemals erlebt?«, fragte Adam atemlos.
    Lakota nickte. »Das und noch ganz andere Dinge, Junge.«
    Der Schwebende sank nicht wieder langsam hinab, sondern fiel mit einem so heftigen Ruck nach unten, dass er in den ­Knien einknickte.
    Die Zuschauer applaudierten, ein paar warfen ihm Münzen zu.
    »Wie hat er das gemacht?«, fragte Adam seine Begleiter.
    Constable Frey zuckt mit den Schultern, und Lakota sagte nur: »Das geht uns nichts an. Gehen wir weiter.«
    Hinter ihnen stimmte der Kleinwüchsige ein Lied an. Mit kraftvoller und schöner Stimme. Es handelte vom Frieden.
    Plötzlich hörte Adam einen Schrei. Hell und panisch stach er aus der Menge heraus.
    »Das kam von dort vorn.« Sergeant Lakota deutete mit dem ausgestreckten Arm auf eine Hütte aus Wellblech. Die Tür stand einen Spalt weit auf. Dahinter war es dunkel. Beinahe so, als bliebe dem Tageslicht der Zutritt ins Innere verwehrt.
    Ein Junge in zerrissenen Shorts taumelte aus der Hütte ins Freie. Adam schätzte sein Alter auf sieben oder acht Jahre.
    »Hast du geschrien?«, fragte Lakota den Jungen. Seine Stimme klang ruhig und beherrscht.
    Die Augen des Jungen waren ganz groß und verweint. Er schüttelte den Kopf. »Nombeko! Nombeko!«, stammelte er völlig aufgelöst. »Nombeko, meine Schwester! Sie hat geschrien. Da war was! Etwas Böses! Dabei wollte sie doch nur die lila Lichter suchen.« Der Junge schluchzte laut auf und zitterte.
    »Was war da? Was hast du gesehen?«, wollte Constable Frey wissen. Der Junge schluchzte nur noch lauter und verbarg das Gesicht in den Händen.
    Sergeant Lakota entsicherte sein Gewehr und ging zum Eingang der Wellblechhütte. Mit der Waffe im Anschlag spähte er hinein.
    »Da geht es abwärts«, sagte er.
    »Abwärts?« Adam sah den Constable verwundert an.
    »Dort ist ein Einstieg in den Untergrund.« Constable Frey, von weißer Hautfarbe wie Adam, sprach leise. Im Gegensatz zu Sergeant Lakota hörte er sich nervös an. »Im Laufe der Zeit haben die ganz Gugulethu untertunnelt. Verstecken Schmuggelware und Diebesgut. Stellen dort illegal Schnaps und Schlimme­res her. Hier wimmelt es doch nur so von Verbrechern.«
    Lakota warf Frey einen scharfen Blick zu. »Die meisten wohnen einfach nur da unten. Weil oben kein Platz mehr ist.«
    »Wie Sie meinen, Sergeant.« Frey nahm halbherzig Haltung an, aber in seinen Augen konnte Adam lesen, dass er Lakotas Ansicht nicht im Geringsten teilte.
    »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wer weiß, was mit dem Mädchen geschehen ist. Wir gehen rein«, befahl Lakota. »Adam, du forderst Verstärkung an. Erinnerst du dich noch daran, wo das letzte Telefon stand?«
    Adam nickte.
    Vor einer Viertelstunde waren sie an einem der grauen verriegelten Metallkästen vorbeigekommen. Darin
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