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Ada liebt

Ada liebt

Titel: Ada liebt
Autoren: Nicole Balschun
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Lehrerinnenrock.
    Möchten Sie Tee, fragte meine Mutter
schnell, sie hatte rote Flecken auf dem Hals, sie sahen aus wie eine Landkarte,
ich konnte es nicht genau erkennen, vielleicht war es Afrika. Aber Frau Hammer
ist doch sicherlich auch nicht zum Teetrinken gekommen, sagte mein Vater. Frau
Hammer guckte irritiert.
    Tee wäre nett, sagte sie höflich,
strich ihren Rock glatt und ließ ihre rechte Hand über den Stoff des neuen
Sofas gleiten. Es ist ganz neu, sagte mein Vater und Frau Hammer lächelte.
Schön, sagte sie und berührte nun vorsichtig eines der lila Sofakissen.
    Die habe ich genäht, rief meine Mutter
auf dem Weg in die Küche, ich mache viele Handarbeiten. So etwas können Sie
nirgendwo kaufen. Wenn Sie möchten, aber nein, Sie möchten sicher keines,
unterbrach sie sich, der Wasserkessel pfiff, sodass sie Frau Hammers Antwort
nicht hören konnte.
    Frau Hammer saß mit meinem Vater im
Wohnzimmer, sie sah sich um, als suche sie etwas. Mein Vater tat es ihr gleich,
sie war schließlich Lehrerin und wusste, was sie tat. So ließ auch er
zielsicher seinen Blick durch das Wohnzimmer wandern, wobei er nicht wusste,
was er eigentlich suchte, und was er sagen sollte, wusste er auch nicht und
deshalb sagte er gar nichts.
    Schönes Telefon, unterbrach Frau
Hammer die Stille und sah zu meinem Vater, dessen Gesicht sich aufhellte. Es
stammt aus dem Alten Rathaus, ich habe es durch einen Zufall bekommen. Man
kommt nicht mehr ran an solche alten Stücke, wissen Sie, nur sehr schwer, nur
über Beziehungen. Das war Glück und jetzt steht es hier. Es funktioniert
einwandfrei. Ich habe es selbst repariert und es klingelt noch wie in früheren
Zeiten, ereiferte sich mein Vater.
    Er setzte an, den Klingelton zu
imitieren, da kam meine Mutter mit einem Tablett und schnellen Schritten, um
die Situation zu retten. Das alte Ding, sagte sie entschuldigend zu Frau
Hammer.
    Sie stellte den Tee in die Mitte des
Tisches, legte ein Häkeldeckchen vor jeden und verteilte die Tassen. So, sagte
sie, er muss noch ziehen. Sie nahm im Sessel gegenüber von Frau Hammer Platz,
schlug die Beine übereinander und sah sie erwartungsvoll an.
    Nach einer Weile drückte Frau Hammer
ihren Rücken durch, sah erst zu meinem Vater, dann zu meiner Mutter und sagte,
nun, ich bin hergekommen, um mit Ihnen über Ada zu sprechen. Über Ada und ihre
Unfähigkeit, sich anzupassen.
    Die Stimmen aus der Vergangenheit
wurden übertönt vom Rattern des Zuges, über die Fensterscheibe kroch eine dicke
Fliege und dahinter war keine Landschaft, sondern Bos Gesicht, das mich ansah
und sagte, komm wieder.

7
    Du siehst reifer aus, sagte
meine Mutter jetzt immer, wenn ich sie besuchte. Sie deutete die Schatten unter
meinen Augen als Zeichen eines regen studentischen Nachtlebens, was sie
glücklich machte und mich normaler, und die ersten Fältchen als Linien ernstzunehmender
Lebenserfahrung, wie sie sie gerne nannte.
    Die Jungs, Ada, die machen uns müde
und alt und dann gehen sie los und suchen sich etwas Jüngeres oder ein Phlegma,
das sie dann hegen und pflegen. Sieh deinen Vater an, sagte sie lächelnd. Sie
sprach von Vaters Phlegma wie von einem Haustier, das, alle viere von sich
gestreckt, auf dem Wohnzimmerteppich lag und wohlige Laute von sich gab, wenn
man es streichelte.
    Aber sie tun uns gut, wir brauchen
sie, dann fühlen wir uns lebendig, und sie ist so schön, die Liebe, sagte sie.
Sie hoffte, ich würde ihr von meiner Liebe erzählen, von der sie überzeugt war,
seit sie von Bo wusste. Ich erzählte nichts, es gab ja auch nichts, außer der
überwältigenden Entdeckung dieser Bibliotheken.
    Das hätte nur zu Diskussionen geführt
und die wollten wir alle nicht an diesen Wochenenden, weshalb ich schwieg und
diese Liebe für mich behielt und auch, dass ich sie brauchte, um mich lebendig
zu fühlen, und dass ich sie schön fand, diese Liebe.
    Lasst uns etwas unternehmen, sagte
meine Mutter an einem dieser Wochenenden, nachdem sie schon eine Weile unruhig
in ihrem Sessel hin und her gerutscht war. Es gefiel ihr offensichtlich nicht,
dass mein Vater sich hinter seiner Zeitung und ich mich hinter einem Buch
verkroch. Es schneit, sagte mein Vater, und es ist kalt.
    Ja, und, sagte meine Mutter und ich
schlug Schlittschuhlaufen vor. Sehr gut, strahlte meine Mutter, der Kanal ist
zugefroren. Ich mache eine Thermoskanne mit Tee und dann geht es los. Mein
Vater lächelte, als er seine Zeitung zusammenfaltete, und sagte, also dann,
gehen wir aufs Eis.
    Meine
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