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Achtung BABY!

Titel: Achtung BABY!
Autoren: Michael Mittermeier
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glaube, die Nutella müssen wir jetzt nehmen.«
    »Wieso?«
    Manche Nahrungsmittelkombinationen sind für Nichtgebärergewöhnungsbedürftig. Drei Minuten nach dem Nutellavorfall kam es zur Salz-sauer-Attacke. Wir kamen an den Essiggurken vorbei. Meine Frau murmelte etwas vor sich hin wie: »Ich muss die haben!!!«
    Ich blickte in ihre Augen und entdeckte wieder etwas Archaisches. Ein Spreewald-Zombie sprach aus ihr: »Gurken! Sofort!«
    Und das bedeutete wirklich genau das. Wenn in dem Moment ein Verkäufer gesagt hätte, »dieses letzte Glas Gurken kann ich Ihnen nicht verkaufen, das Datum ist abgelaufen«, hätte er höchstens noch drei Sekunden gelebt.
    Wenn ich König eines Landes wäre und Krieg führen müsste, würde ich keine Männerarmee aufstellen, sondern als Eliteeinheit einfach 1000 schwangere Frauen nehmen, warten, bis sie Hunger kriegen, und dann ab auf die feindlichen Stellungen. Die hätten keine Chance. Schicke ein Bataillon schwangerer Marines nach Afghanistan – einen Monat später kannst du den Taliban beim Spanferkelgrillen zugucken.
    Natürlich nahm ich im Supermarkt das Glas mit den Essiggurken mit. Ein bisschen peinlich war es schon gewesen, als meine Frau das Glas aus dem Regal nahm und sofort mit hektischen Händen versuchte, es aufzudrehen: »Mach es mir auf!«
    Und, liebe Männer, noch einmal: Denkt nicht mal dran, einen Satz zu sagen wie: »Warte halt, bis wir zu Hause sind.«
    »Buhuhuhuuu.«
    Don’t you ever schlag einer Schwangeren was ab!!!
    Dann stand ich mit meiner Frau an der Supermarktkasse. Sie schlang weiterhin Gurken in sich hinein. Für mich war das normal, aber alle anderen schauten uns schon etwas komisch an. In solchen Situationen bricht der Schutzkomiker in mir durch. Ich versuchte, die Situation zu erklären: »Öööh, meine Frau kriegt nur mittwochs was zu essen.«
    Die Männer um uns herum nickten verständnisvoll, und alles war wieder gut.

[Menü]
    Die anderen
    Als Kinderloser beobachtete ich Eltern oft etwas mitleidig, für mich waren das »die anderen«. Für Eltern wiederum waren wir Kinderlosen die Outsider, die stets mit einem Fluchmantra belegt wurden: »Ihr habt ja keine Ahnung.«
    Ja, das hat schon gestimmt, und damals wollte ich auch noch gar keine Ahnung haben. Ich habe wohl schon geahnt, welche Ahnungen ich bekommen würde, wenn ich dann mal eine Ahnung haben werde. Es ist anders, Freunde. Als Kinderloser führt man mit seinen Kumpels noch Gespräche wie: »Wie findest du die Brüste von Halle Berry?«
    »Auf alle Fälle sind die echt. Im Film ›Password Swordfish‹, auf der Liege, da sieht man genau, dass da nichts gemacht ist!«
    Als Vater sitzt man heute im Café mit Spielecke, und beim Fencheltee tauscht man wichtige Informationen aus: »Was habt ihr denn für eine Pocreme?«
    »Wenn der Bopsel wund ist, Schwarztee draufmachen, das vergerbt die wunden Stellen gut.«
    »Der Fencheltee hilft auch mir bei Blähungen.«
    Man fragt sich schon: Hat auch jemand wie Bruce Willis solche Papagespräche geführt? Stand der da auch mal vor einem schreienden Baby mit offenem Po und hat cool die Tube hinterm Rücken vorgezogen: »Yippie ya yeah, Schweinebacke!«
    Hat nicht jeder heimlich schon mal Eltern mit kleinen Kindern beobachtet und gedacht: »Arme Schweine«? Zum Beispiel im Kaufhaus, das Kind schmeißt sich auf den Boden und schreitdie Hütte zusammen, als ob es nach Lautstärke bezahlt würde. Daneben die völlig durchgeschwitzten Eltern mit hilflosen Beruhigungsversuchen wie eine unbewaffnete UNO-Blauhelmtruppe inmitten einer aufgeputschten kongolesischen Rebellenmiliz. Als Kinderloser sieht man sich so eine Szene an wie einen Autounfall auf der Autobahn. Man fährt vorbei, schaut neugierig und fasziniert, aber man hofft insgeheim, dass einem so was nie selbst passiert.
    Eltern lebten für mich immer in einer fremden Welt. Wie in Filmen wie »Caprona – Das vergessene Land«. Eine Truppe von tapferen Abenteurern entdeckt etwas nie vorher Gesehenes und muss sich nun mit Urmenschen und Monstern rumschlagen. Übrigens, wen das interessiert: Der Hauptheld in »Caprona« wurde von Doug McClure gespielt. Der war auch der Trampas in »Die Leute von der Shiloh Ranch«. Der Trampas wirkte in dem Monsterabenteuerfilm etwa so deplatziert wie Kinderlose, die Vorschläge zur Kindererziehung machen. Aber ich darf ja jetzt offiziell …
    Als Kinderloser versteht man vieles nicht, was »die anderen« tun oder nicht tun: zum Beispiel, dass Babys unentwegt sabbern
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