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Acht cropped

Acht cropped

Titel: Acht cropped
Autoren: Joe Berti
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Bedeutung. Vor allem stand sie nicht in Beziehung zu Daniel, auch wenn seine sogenannte Freundin das so sah.
    Langsam ging er den Feldweg entlang, den er sonst als Joggingstrecke nutzte. Fast zwanzig rastlose, qualvolle Stunden lagen hinter ihm. Nachdem er das Telefonat mit Cordula beendet hatte, war er in seiner Wohnung auf und ab gelaufen. Er hatte Daniel noch per SMS eine Gute Nacht gewünscht, war dann aber ins Bett gegangen. Er fand allerdings keinen Schlaf und wälzte sich stattdessen hin und her.
    Irgendwann nach Mitternacht stand er auf und schaltete das Radio ein. Bei Einslive lief wie in jeder Nacht die Talkshow Domian. Er rief bei der Hotline an, ohne großartig nachzudenken, warum und was er sich davon versprach. Eine sympathische Frau nahm seinen Anruf entgegen und kündigte an, dass er in der nächsten halben Stunde weiter zum Moderator geleitet werden würde. Sie würde ihn zurückrufen. Aus der halben Stunde wurde letztendlich eine Stunde, die er neben Radio und Telefon auf seinem Bett sitzend verbrachte. Die Sendung ging zu Ende, und erst jetzt meldete sich die Redakteurin mit den Worten »Entschuldige vielmals, aber du hast ja gemerkt, die anderen Anrufe haben sich ganz schön in die Länge gezogen. Wie wäre es denn mit morgen ?«
    Marc hatte sich freundlich bedankt, dabei kochte die Wut in ihm. Er gab der jungen Frau zu verstehen, dass sich sein Anruf eigentlich schon erledigt hätte. Er verabschiedete sich kurz, legte sich dann wieder hin und schlief irgendwann mit seiner Ratlosigkeit, aber auch äußerst wütend ein. Wütend auf Cordula, die sein Geheimnis aufgedeckt hatte, wütend auf den verpatzten Anruf bei Einslive , aber am meisten wütend auf sich selbst. Wie hatte er es zulassen können, eine sexuelle Affäre so eine Macht über sein Leben ausstrahlen zu lassen, dass jetzt seine glückliche Beziehung mit Daniel infrage gestellt wurde und sogar in Gefahr war, an ihm und seinem Egoismus zu zerbrechen?
    Nach wenigen Stunden Schlaf brachte er den Schultag mit Müh und Not hinter sich.
    Direkt nach der sechsten Stunde verließ er die Schule, ohne noch mal ins Lehrerzimmer zu gehen, wo er sonst stets noch ein Gespräch mit befreundeten Kolleginnen führte.
    Ihm war klar, dass er noch an diesem Nachmittag eine Entscheidung fällen musste. Am Abend würde, wie jeden Mittwoch, Daniel zu ihm kommen. Bis dahin wollte er seine Gedanken geordnet haben. Das war er Daniel schuldig.
    Deshalb hatte er seine Schulunterlagen auf der Treppe zu seiner Wohnung abgestellt und war zu einer langen Wanderung aufgebrochen.
     
    Im Grunde stand für ihn fest, wie er sich entscheiden würde. Und zwar für Daniel. Er war zum 'Wichtigsten in seinem Leben geworden. Zudem bereicherte er sein Leben durch seine Kreativität, sein Ideenreichtum und seine Wärme. Er hatte sich sofort gut mit Marcs Freunden verstanden und hatte es sogar geschafft, ein gutes Bild bei Marcs Eltern zu hinterlassen, die bis zu diesem Zeitpunkt von der Homosexualität ihres Sohnes — genau wie Cordula vermutet hatte — alles andere als begeistert gewesen waren. Doch Daniel schaffte es durch seine offene, aufmerksame Art, selbst Marcs Vater für sich einzunehmen. »Mensch, mein Vater redet mit dir mehr als mit mir !« , hatte Marc Daniel einmal aus Spaß vorgeworfen.
    Er war seinem Freund unendlich dankbar für alles, was er in seinem Leben zum Positiven verändert hatte. Für nichts in der Welt würde er seine Beziehung mit Daniel aufs Spiel setzen.
    Aber hatte er das nicht längst gemacht? Gut, anfangs konnte er noch nicht davon ausgehen, dass aus ihm und Daniel ein richtiges Liebespaar werden würde. Doch nach einer gewissen Zeit hätte er Andreas zu verstehen geben müssen, dass er jetzt in einer ernsten Beziehung war und deshalb seine heimlichen Treffen mit ihm beenden müsste. Er wollte nicht wie Andreas über Jahre hinweg die Person betrügen, die er liebte. Und doch tat er genau das — seit inzwischen zwei Jahren.
     
    Marc zweifelte an seinem Verstand. Wie hatte es so weit kommen können? War er wirklich so süchtig nach den monatlichen Treffen, hörig nach dem Sex mit Andreas?
    Er schüttelte den Kopf und stellte für sich persönlich fest, dass es für ihn einfach sehr bequem gewesen war, sein heb gewordenes Doppelleben fortzusetzen. Er hatte keine stärkeren Gefühle mehr für Andreas, auch wenn er damals, während seiner Zivildienstzeit, seine erste große Liebe gewesen war.
    Er war ihm inzwischen beinahe schon dankbar dafür, dass
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